LMU – München
Institut für Romanistik PS Gesprochenes Portugiesisch - WiSe 2005/06
Dozentin: Annette Endruschat
Referentin: Cláudia Reichler da Silva
Datum:21.11.05
Die Adjektivstellung und nominale Kongruenz im Portugiesischen
1. Einige Definitionen
1.1. Definition und Gebrauch von Adjektiv nach Cunha/ Cintra (1986):
Adjektiv als „modificador“ vom Substantiv;
Das Adjektiv wird benutzt, um:
• Lebewesen, Objekte u.a. zu charakterisieren;
• Um eine Zeit-, Stoff-, Besitz-, Herkunftsbeziehung mit dem
Substantiv aufzubauen;
1.2. Nominalphrase nach Bußmann (32002: 471): „Syntaktische Kategorie [...], die
normalerweise ein Nomen (Obst, Glück, Pauline) oder ein Pronomen (ich, jemand,
man) als Kern enthält, der in verschiedener Weise erweitert sein kann.“ Z.B. durch
die Hinzufügung von Adjektiven: a casa bonita
1.3. Kongruenz
1.3.1. Definition nach Bußmann (32002: 363): „Übereinstimmung zwischen zwei
oder mehreren Satzelementen hinsichtlich ihrer morphologisch-syntaktischen
Kategorien (Kasus, Person, Numerus und Genus).“
1.3.2. Nominale Kongruenz nach Bußmann (32002: 364): „[...] betrifft die Begleiter
des Substantivs: Determinanten, adjektivische Attribute, Appositionen stimmen
hinsichtlich ihrer Kasus und andere Kategorien (z.B. Genus [und Numerus]) mit
ihrem Bezugssubstantiv überein [...].“
2. Die Adjektivstellung im Portugiesischen
2.1. Nach den Grammatikregeln
2.1.1. Die Nachstellung ist die übliche Position;
„Nachgestellte Adjektive nennen Eigenschaften, die die Menge der vom Bezugssubstantiv bezeichneten
Individuen (z.B. moça <Mädchen>) auf die Teilmenge einschränken, der die im Adjektiv bezeichnete
Eigenschaft (z.B. bonita <hübsch>) zukommt. Die Nachstellung des Adjektivs setzt somit voraus, dass
es aus der Sicht des Sprechers mindestens ein Individuum der vom Substantiv bezeichneten Menge gibt,
dem die im Adjektiv genannte Eigenschaft nicht zukommt.“ (Gärtner 1996: 188)
2.1.2. Die Voranstellung – kommt meistens in der geschriebenen Sprache bzw. in
der Literatur und im gehobenen Stil vor; Ausdruck von Affektivität;
Hervorhebung einer Eigenschaft (Beisp.: triste vida); Feste Regeln für die
Voranstellung geben Cunha und Cintra 1986 (s. Anhang 1)
2.2. Die Adjektivstellung im gesprochenen Portugiesisch – keine bekannte Studie zum
Thema (nur zum geschriebenen Portugiesisch – Beisp.: Callou/ Serra 2003)
3. Nominale Kongruenz
3.1. Kongruenz und Pluralregel im Portugiesischen
„Adjektive, die sich auf ein Substantiv beziehen, stimmen mit ihm in Genus und
Numerus überein, sofern sie über die entsprechenden Endungen verfügen [...]:
1
o edif ício alto os edif ícios alto s
a torre alta
as torres alta s
Ausschlaggebend für die Kongruenz ist nicht die Endung des Substantivs, sondern
der bestimmte Artikel!“ (Gärtner 1996: 192)
„Das Pluralzeichen ist grundsätzlich –s. Je nach Singularendung treten bei
Anfügen von –s an den Singular weitere Veränderungen auf.“(Gärtner 1996: 163)
Beispiele: cadeira – cadeiras; meu – meus;
3.2. Nominale Kongruenz im gesprochenen Portugiesisch
3.2.1. In Portugal
Nach Brauer-Figueiredo (1999: 176) kommt die fehlende Kongruenz in Numerus
häufig vor;
Dabei wird aber eher die Verbalkongruenz betroffen, obwohl die nominale
Inkongruenz auch vorkommt;
ob bzw. mit welchen Variablen Alter, Geschlecht, Sozialschicht, Bildung u.a. die
Inkongruenz kovariiert wird von Brauer-Figueiredo nicht begründet.
3.2.2. In Brasilien
Pluralmarkierung innerhalb der Nominalphrase befindet sich in Variation;
Nach Scherre (1998) gibt es 3 Formen der Kongruenz im Numerus im
gesprochenen brasilianischen Portugiesisch:
a) concordância total: todas as pessoas iguais/ todos os
dias/ quatro homens armados
b) concordância parcial : os lábios vermelhoØ/ os outros
alunoØ
c) não-concordância : essas carneØ congeladaØ/ três
colegaØ meuØ
Die Inkongruenz ist ein Phänomen, das Sprecher verschiedener Bildungsgrade,
Geschlechter, Alter und sozialer Herkunft betrifft.
Bibliographie:
Brauer-Figueiredo, Maria de Fátima V. (1999): Gesprochenes Portugiesisch, Frankfurt a.M.
Bußmann, Hadumod (32002): Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart.
Cunha, Celso/ Cintra, Luís F. Lindley (1986): Nova Gramática do Português Contemporâneo, Lisboa.
Gärtner, Eberhard (1996): Grammatik der Portugiesischen Sprache, Tübingen.
Paiva, Maria da C. (Org.) (1999): Amostras do português falado no Rio de Janeiro, Rio de Janeiro.
Scherre, Maria M. P. (1998): „Variação na concordância nominal no português do Brasil: influência das
variáveis posição, classe grammatical e marcas precedentes“, in: Große, Sybille/ Zimmermann, Klaus
(Hg.), <<Substandard>> e mudança no português do Brasil, Frankfurt a.M.,153-188.
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