SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst Rio hinterm Zuckerhut Autorin: Gudrun Fischer Redaktion: Detlef Clas Regie: Günter Maurer Sendung: Montag, 27. Mai 2013, 8.30 Uhr, SWR2 Wissen Wiederholung: Montag, 2. Juni 2014, 8.30 Uhr, SWR2 Wissen Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Wissen/Aula (Montag bis Sonntag 8.30 bis 9.00 Uhr) sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für 12,50 € erhältlich. Bestellmöglichkeiten: 07221/929-26030 SWR 2 Wissen können Sie ab sofort auch als Live-Stream hören im SWR 2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/wissen.xml Manuskripte für E-Book-Reader E-Books, digitale Bücher, sind derzeit voll im Trend. 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Ansage: Rio hinterm Zuckerhut Eine Sendung von Gudrun Fischer Atmo 1: Helikopterlärm, Schüsse, Stimmen (bleibt noch unter dem ersten Text stehen) Sprecherin: Im Oktober 2009 versucht die Militärpolizei von Rio de Janeiro, den Bandenkrieg in der Favela “Morro dos Macacos” zu beenden. Dabei schießen die Drogenhändler einen Polizeihubschrauber ab. Es sterben darin zwei Militärpolizisten. Insgesamt kommen bei dem Polizeieinsatz zwölf Menschen ums Leben. Ein Jahr später soll alles anders werden. Eine “UPP”, eine “polizeiliche Befriedungseinheit”, wird in der Favela Macacos eingerichtet. Favela ist der brasilianische Ausdruck für Armensiedlung. Atmo 2 Straßengeräusch am Morro dos Macacos, Stimmen, Schritte Sprecherin: In Brasilien gibt es zwei Arten von Polizei: Die Zivilpolizei und die Militärpolizei. Beide haben kein hohes Ansehen. Mit der anders geschulten Militärpolizei in den Befriedungseinheiten soll in den Favelas neues Vertrauen geschaffen werden. Denn Rio de Janeiro will bis zum Beginn der Fußballweltmeisterschaft 2014 die Gewalt in der Stadt drosseln. Die Militärpolizistin Driéle Rodrigues hat den Rang einer einfachen Soldatin, einer „soldada“, wie es in Brasilien heißt. Sie durchlief eine sechsmonatige Ausbildung, vorher war sie Grundschullehrerin. Polizistin Driéle Rodrigues arbeitet seit über zwei Jahren in der Befriedungseinheit vom Morro dos Macacos. Cut 2: Driéle Rodrigues Patrulhamento de moto, isso aqui é rotina, para observar se está acontecendo alguma coisa, eles passam de moto por dentro do parque. Este parque é da prefeitura, ficou durante muito tempo abandonado. Agora depois da UPP teve a reviguração do parque. Era o Jardim Zoológico. É uma Vila Olympica, na verdade é um lugar de prática de esporte, tem uma piscina para natação. 2 Übersetzerin: Unser Alltag sind Patrouillen. Wir beobachten die Lage in der Gemeinschaft. Wir fahren auch durch den Park unten an der Straße. Es ist der ehemalige zoologische Garten von Rio. Der Park war jahrzehntelang geschlossen und verfallen. Erst mit der Befriedungseinheit wurde der Park wieder restauriert. Sogar eine Sportanlage mit Schwimmbad wurde gebaut. Sprecherin: Die Favela „Morro dos Macacos“ liegt in der nördlichen Zone von Rio de Janeiro. Eine Stunde Busfahrt ist sie vom berühmten Strand Copacabana entfernt. Vor vielen Jahrzehnten, erzählt die Polizistin Rodrigues, kamen die Menschen aus dem Landesinneren des Bundesstaats Rio de Janeiro und aus dem armen Nordosten Brasiliens in die Millionenstadt, um sich hier ein besseres Leben aufzubauen. Das schwierige Leben in einer Favela in selbst errichteten Hütten ohne Trinkwasser, Strom, Müllabfuhr oder Schulen verbesserte sich nur langsam. Gefährlich wurde es in den 1980er-Jahren, als Drogenbanden die Siedlungen zunehmend als Rückzugsorte nutzten und die Polizei versuchte, dagegen vorzugehen. In dieser Zeit entstand mit dem „Favela-Funk“ eine eigene Rapmusik. Einige Funk-Stücke erzählen vom Alltag in den Favelas, von Rassismus und Ausgrenzung. Doch die meisten Texte verherrlichen Waffen und verhöhnen die Polizei. Außerdem sind die Texte oft frauenfeindlich. Im Rap, der hier zu hören ist, wird die Abschaffung der Befriedungseinheiten gefordert. Atmo 3: Favela-Funk (beginnt schon unter dem Sprecherinnentext) Sprecherin: Der „Morro dos Macacos“ besteht aus drei Hügeln. Sie sind dicht mit zwei- bis vierstöckigen Backsteinhäuschen bebaut. Eine einzige Straße schlängelt sich zwischen den Häusern entlang. Der Name „Morro dos Macacos” bedeutet „Hügel der Affen“. Das Wort Hügel ist in Rio de Janeiro schon immer Synonym für „Armenviertel“, genauso wie das Wort „Favela“. So heißt eine brasilianische Kletterpflanze. Ähnlich wie die Kletterpflanze siedelten sich die Zugewanderten in Rio de Janeiro an den Bergen an und „kletterten diese hoch“. Favela klingt in brasilianischen Ohren meist negativ. Allerdings kehren seit ein paar Jahren Favela-Bewohner das Bild um. Sie nennen sich offensiv „Favelados“ und zeigen damit ihren Stolz auf ihre Herkunft. Andere Bewohner jedoch bevorzugen den Begriff „Gemeinschaft“; auch die Polizistin Rodrigues: Cut 3: Driéle Rodrigues Eu acho o termo favela tem um pouco de negatividade, é bem negativo, né. Carrega um pouco de negatividade. Hoje se pode falar tranquilamente em comunidade. Übersetzerin: Ich finde den Begriff „Favela“ zu negativ, er ist sehr belastet. Wir können heute besser von Gemeinden oder Gemeinschaften sprechen. Sprecherin: Im Jahr 2008 gab die Regierung des Bundesstaates Rio de Janeiro die alte Strategie zur Bekämpfung der Drogenmafia in den Favelas auf. Üblicherweise griffen die Sicherheitsbehörden die Banden in den Favelas überraschend an, immer gefolgt von Schießereien. Nun aber entschied sich Rio für die sogenannte „Befriedung“. Sie beginnt mit einer militärischen Besetzung durch die Sondereinheit Bope, dem „Bataillon für Spezialoperationen“. Das Bope benutzt Maschinengewehre und einen wendigen 3 Panzer mit Namen „Carveirão“, was übersetzt „großer Totenkopf“ heißt. Nach ein paar Wochen militärischer Besetzung der jeweiligen Favela folgt die Deeskalation. Das Militär zieht ab, eine Befriedungseinheit – eine Polizeistation mit extra ausgebildeter Militärpolizei – hält Einzug. Grund für das Umdenken der Behörden ist nicht nur, dass in Brasilien 2014 die Fußballweltmeisterschaft stattfindet und Rio ein Austragungsort ist. Zwei Jahre später kommen auch noch die Olympischen Sommerspiele nach Rio de Janeiro. Da soll Rio sicher für die Gäste sein. Und so werden nun Monat für Monat 500 frisch ausgebildete Militärpolizistinnen und Polizisten in die neuen Befriedungseinheiten geschickt. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Sérgio Cabral, möchte spätestens zu den Olympischen Spielen 2016 die Zahl der Militärpolizisten von 39.000 auf 60.000 erhöhen. Die neue Polizeistrategie wirke sich bereits aus, sagt Polizistin Rodrigues. Cut 4: Driéle Rodrigues A frequencia escolar aumentou muito depois da pacificação. As ciranças podem frequentar agora diáriamente as escolas sem problemas de ter de sair mais cedo porque mandou fechar. E o tráfego tinha destas coisas antigamente na comunidade. A gente consegue trabalhar num local que você tem o direito de transitar livremente sem o perigo de estar no meio de um tiroteio. Übersetzerin: Die Kinder gehen seit der Befriedung regelmäßiger in die Schule. Sie müssen keine Umwege mehr machen, weil etwa die Drogenbosse oder die Polizei eine Gasse gesperrt haben. Wir alle können hier in der Gemeinschaft nun in Frieden unseren Aufgaben nachgehen, ohne dass wir Angst haben müssen, in eine Schießerei zu geraten. Sprecherin: Am Ausgang des Schwimmbads unterhalb des “Morro dos Macacos” steht Morgana Neves. Sie ist auf dem Hügel geboren und findet die Neuerungen in ihrer Favela ein gutes Zeichen. Cut 5: Morgana Neves Eu faço hidro e meu bebe faz natação e minha filha faz balé. Tem um lanche para as crianças, para adultos também. Está sendo legal, espero que vá a frente porque nada aqui neste lugar vai para a frente. Melhorou muita coisa. Tinha muito tiroteio, a gente não vê. Übersetzerin: Ich mache Wassergymnastik und mit meinem Baby gehe ich hier schwimmen. Meine größere Tochter hat Ballettunterricht. Die Kinder und auch wir Erwachsene bekommen einen Imbiss. Das ist nicht schlecht und ich hoffe, dass es hier bergauf geht, denn es ging immer bergab. Wenigstens erlebe ich keine Schießereien mehr. Sprecherin: Polizistin Rodrigues startet ihre tägliche Patrouille durch Macacos. Hier leben etwa 30.000 Menschen, die Armut und die Enge sind typisch für Favelas. Die Tour der Polizistin beginnt an einer einsamen Parkbank auf einem dreieckigen, zementierten Platz. Die Polizistin senkt ihre Stimme. Niemand ist in der Nähe, trotzdem schaut sie sich um, bevor sie spricht. 4 Cut 6: Driéle Rodrigues Antigamente era uma piscina. Era uma piscina do tráfego. Era uma piscina que eles usavam para tomar banho quando eles queriam, não era uma piscina que tinha assim estruturas, seguras, era fundo demais, era um lazer mas não tinha cuidado nenhum. Aí depois da UPP construiu uma praça por cima. Übersetzerin: Das war früher ein Schwimmbad der Drogenleute. Sie entspannten sich hier, wann immer sie wollten; das Bad war nur für sie. Es war illegal gebaut, zu tief, unhygienisch, ohne Sicherheitsvorkehrungen. Als die Befriedungseinheit aufgebaut wurde, ließen wir das Becken zuschütten und zementierten den Platz. Atmo 4: Vor dem Gesundheitsposten, Stimmen Sprecherin: Die Tour führt am Gesundheitsposten vorbei. Vor der Tür hat sich eine Schlange gebildet. Die Menschen warten auf ärztliche Versorgung. Die Gesundheitsagentin, sagen sie, mache Hausbesuche. Der Weg den Hügel hinauf wird immer steiler. An einer Stelle sind die Ruinen eines abgerissenen Hauses zu sehen. Eine dicke Ratte flitzt über den Schutt. Cut 7: Driéle Rodrigues Chegando aqui no Rio, tipo migrante, vindo de outro estado para cá, eu acho que não, aqui não. Mas tem os parentes de quem morar aqui, acaba construindo aqui mesmo. A filha que tem um filho, ela vai morar na casa da mãe, ela vai fazer mais um andar. Übersetzerin: Die Armutsmigration nach Rio de Janeiro gehört der Vergangenheit an. Aber die Bevölkerung wächst trotzdem. Wenn die Tochter ein Kind bekommt, bleibt sie bei der Mutter und baut ein neues Stockwerk auf das Dach des Häuschens. Übergang von Atmo 2 zu Atmo 3: Funkmusik Sprecherin: Der Blick von der Kuppe des Hügels auf den Stadtteil Vila Isabel ist hübsch. Unten stehen vornehme Hochhäuser. Dazwischen schattige Plätze mit Bäumen. An vielen weiteren Hügeln stapeln sich wie Streichholzschachteln die typischen FavelaBacksteinhäuschen. Die Gesundheitsagentin Christina Rosa kommt vorbei. Sie lebt seit 19 Jahren in Macacos. Wer für den Gesundheitsposten arbeitet, muss auch in der Gemeinde leben, sagt sie. Cut 8: Christina Rosa Já melhorou muito. A gente trabalha com a família. A gente não trata só um individuo, a gente trata a familia toda, como um todo. Temos muito hipertenção na comunidade. Por causa do estress. A hipertenção vem, os habitos alimentares mesmo, o estresse, a violência toda que passamos aqui durante muito tempo. Übersetzerin: Gesundheitlich geht es den Leuten seit der Befriedung besser. Wir behandeln nicht nur die einzelne Person, uns geht es um die Gesundheit innerhalb der gesamten Familie. Die Leute leiden hier vor allem unter Bluthochdruck. Wegen des Stresses. Natürlich 5 auch wegen der schlechten Ernährung, aber hauptsächlich ist es die Folge der Gewalt, die wir hier ertragen mussten. Sprecherin: Eigentlich stehe es ihr nicht zu, Details über die Probleme der Gemeinschaft zu verraten, sagt die Gesundheitsagentin. Dann schaut sie sich um, als wären auch hier noch ein paar Drogenleute in der Nähe. Es ist niemand da. Christina Rosa holt aus: Cut 9: Christina Rosa Muita briga, coisa que a gente não via antes, eu acho que realmente isto retrata o que é lá fora, o que a gente costuma ver na televisão. Eu acho que as brigas depois que saiu, como é que posso dizer. Não, eu não uso esta palavra, eu uso os meninos, as brigas começaram muito. Eu não gosto de usar esta palavra, eu não conseguia ver eles, se eles fazerem uma coisa errada é eles com deus a minha percepção é outra. Agora está tendo muitas brigas bobas, esta semana abriu uma briga horrível. Coisas que não existiam. Briga assim de pessoas, trabalhadores, pessoas comuns, antes não existia, porque hoje existe? Eu não sei o que está faltando, não cabe a mim, eu me pergunto. Hoje a gente ve mais violência doméstica. Ve muito mais violência doméstica do que via antes, eu ando a comunidade toda e antes eu não conseguia ver isto e hoje a gente ve. Para tudo tem explicação. Se eu pudesse mudar a situação a gente mudava, mas não é a gente que tem que mudar. E nem o pessoal da UPP. Até faca tem hoje. Morreu, pouco tempo atrás uma pessoa aí. Entendeu. Por briga. Foi do lado de lá. Übersetzerin: Hier gibt es jetzt viel Streit. Etwas, was wir früher nie hatten. Ich glaube, jetzt haben wir das, was es da draußen schon immer gab. Was wir sonst immer über das Fernsehen zu Gesicht bekamen. Ich denke, die Konflikte haben zugenommen, nachdem die „schweren Jungs“ weggejagt wurden. Ich nenne sie nicht „Verbrecher“ oder „Drogenbanditen“. Ich sehe sie nicht so. Wenn sie etwas falsch gemacht haben, müssen sie sich vor Gott verantworten. Jedenfalls, jetzt gibt es mehr Schlägereien als früher. Einfach so, zwischen unseren Leuten, zwischen normalen Arbeitern. Ich weiß nicht, was ihnen fehlt. Und es gibt auch viel mehr Gewalt gegen Frauen. Ich laufe schon immer durch die ganze Gemeinde. Aber so viele massive Konflikte wie jetzt habe ich nie zuvor gesehen. Es gibt sicher eine Erklärung, und wenn ich etwas ändern könnte, würde ich das gerne tun. Aber nicht einmal eine Polizistin der Befriedungseinheit kann das ändern. Wir haben jetzt sogar Messerstechereien. Vor Kurzem kam hier jemand durch ein Messer zu Tode! Sprecherin: Gefragt, was der Grund für die größere Aggression auf dem Hügel sei, zuckt Polizistin Rodrigues die Schultern. Sie möchte sich dazu nicht äußern. Atmo 3: Funkmusik ein wenig stehen lassen Sprecherin: Eine ganz andere Favela als „Morro dos Macacos“ ist „Vidigal“. Vidigal gehört zu den malerischsten Orten von Rio de Janeiro. Auf vielen Postkarten ist der Hang mit seinen Favela-Häuschen abgebildeten. Der steile Berg von Vidigal fällt direkt in den Atlantik und ist eingeklemmt zwischen zwei prominenten Stränden. Die Menschen in Vidigal leben nah an ihren Arbeitsplätzen in den Stadtteilen Ipanema und Leblon. Viele 6 staatliche Favela-Programme wurden den Menschen hier in den letzten Jahren angeboten, berichtet Jorge Melezes. Der Peruaner lebt seit zwei Jahren in Vidigal, wo er eine kleine Jugendherberge verwaltet und Tanzfeste organisiert. Vidigal war früher einer der berüchtigtsten und gefährlichsten Orte von Rio de Janeiro, wo eine brutale Drogenbande das Sagen hatte, erzählt Menezes. Erst vor ein paar Monaten bekam Vidigal eine Befriedungseinheit. Für die Zunahme an Gewalt trotz Befriedungseinheit bietet der Herbergsleiter eine Erklärung: Am Ende des Textes geht die Atmo 2 über in: Atmo 5: Vögel zwitschern, der Wind rauscht ein wenig Cut 10: Jorge Melezes Digamos que o contrôle social, o controle que os traficantes exerciam na comunidade era baseado em regras, e regras impostas por eles e não necessáriamente dentro do códego da legislação brasileia. E dá talvez um medo de desafiar estas leis que mantinham a ordem. De uma outra forma a tranquilidade, a paz, a aparência de não violência era perceptível para qualquer pessoa e eu imagino que se, como o ditado diz, quando o gato não está, o rato brinca, então o fato das pessoas do Morro dos Macacos não terem mais alguem que vigia, ou que fiscaliza o comprimento destas leis faz com que eles extravazem suas frustraçoes e comecem a se agredir, ou se tornarem agressores. Isto é um processo talvez de reação psicológica para o que chamamos ordem ou desordem. Übersetzer: Die soziale Kontrolle, die die Drogenbosse in den Gemeinschaften ausübten, beruhte auf Regeln. Es waren nicht unbedingt die Regeln, die im brasilianischen Gesetzbuch stehen, aber an diese Regeln wurde sich gehalten. Und das ist jetzt weg. Nun scheinen die Ruhe, der Frieden, die vordergründige Abwesenheit von Gewalt die Leute zu verunsichern. Sie kennen sicher den Spruch: „Wenn die Katze weg ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.“ Die Leute auf dem Hügel des Macacos haben niemanden mehr, der sie überwacht. Und deswegen leben sie ihre Frustrationen aus und fangen an, miteinander zu streiten. Sie werden selbst zu Aggressoren. Vielleicht ist das eine psychologische Reaktion auf die fehlende alte Ordnung. Sprecherin: Allerdings sieht Jorge Melezes dieses Gewaltproblem auf seinem Hügel nicht. Dabei leben in Vidigal 70.000 Menschen auf engstem Raum. Es sind mehr als doppelt so viele wie in der Favela „Morro dos Macacos“. Er findet alles in seiner Favela spannend. Früher sei der reichere Teil der Bevölkerung von Rio de Janeiro gegen die Armen gewesen, sagt er. Die Favelas waren nicht auf Stadtplänen verzeichnet, die Straßen darin hatten keine offiziellen Namen, kein Bus fuhr dorthin, sondern allenfalls daran vorbei. Das alles ändert sich langsam. Atmo 5 (Vögel zwitschern, Wind rauscht) kurz frei stehen lassen Sprecherin: In Rio de Janeiro gibt es schätzungsweise 1.000 Favelas. Insgesamt sollen bis zum Beginn der Fußballweltmeisterschaft im Juni 2014 vierzig Befriedungseinheiten stehen. Jede Einheit deckt zwar mehrere Favelas ab; allerdings reicht das Geld, das die Stadt in die Befriedung steckt, nur für zehn bis zwanzig Prozent aller Favelas. Davon werden ungefähr 300.000 Bewohnerinnen und Bewohner profitieren. Die exakte 7 Bevölkerungszahl von Rio ist nicht genau bekannt. Die Angaben schwanken zwischen acht und elf Millionen. Davon lebt ein Drittel in Favelas. Das sind drei bis vier Millionen Menschen. Aber es gibt Unterschiede, so Jorge Melezes. Cut 11: Jorge Melezes Eu acho que aqui o Vidigal é um lugar priveligiado, porque tem uma vista linda que hypnotisa qualquer um. A maioria de crianças está sendo atendida por programas de alguns projetos, de praia, de todos os esportes, disciplinas, balé, natação. O nível de pobreza aqui no Vidigal é pequeno embora as casas ha vinte anos atrás tenham sido de pedaços de latão, papelão hoje a sua grande maioria são de material nobre. A maioria tem ar condicionado, tem água encananda cem porcento. Übersetzer: Ich finde, Vidigal ist ein privilegierter Ort. Wir haben hier eine hypnotisierende Aussicht. Die meisten Kinder werden von irgendeiner nichtstaatlichen Organisation betreut, sie können unten am Strand schwimmen und Sport machen. Wir haben in Vidigal wenig Armut. Vor 20 Jahren sah es hier anders aus, da waren die Häuser aus Pappe und Blech. Aber die meisten haben jetzt Backsteinhäuser. Überall gibt es fließend Wasser und sehr viele Leute besitzen eine Klimaanlage. Atmo 5 geht über in Atmo 2, ein wenig frei stehen lassen Sprecherin: Zurück zum weniger privilegierten „Morro dos Macacos“ und der Patrouille von Polizistin Rodrigues. Sie trifft Denis Elvis vor seinem Haus. Er ist 32 Jahre alt und lebte ein paar Jahre “unten, an der Straße”, wie er es ausdrückt; in einem sogenannten “normalen” Stadtteil. Er verdiente gutes Geld mit dem Verleih von Hüpfburgen an den Stränden Copacabana und Ipanema. Aber dann ging seine Ehe schief, er verließ Frau und Kinder und kehrte in das Haus seiner Mutter auf dem Hügel Macacos zurück. Er fühlt sich immer noch wohl hier, obwohl das Häuschen klein und windschief ist, sagt er. Viel müsse sich noch verbessern: Cut 12: Denis Elvis Em questão de iluminação, Cedae, demolição, que eles estão demolindo muitas casas alí para cima. Geralmente quando chove no alto morro os entulhos descem. Uma casa custava aqui cinco mil, hoje em dia ela custa quinze, custa vinte. Tem casa até de 50 mil aqui no morro. Dois quartos, sala, cozinha e banheiro. O valor subiu bastante, até em termos de aluguel, aluguel você achava de cem reais, hoje em dia você acha de 400. Übersetzer: Wir brauchen bessere Beleuchtung, wir wollen endlich überall fließendes Wasser. Der Schutt der Häuser, die wegen der Hangrutschgefahr abgerissen werden, reißt bei Regen alles mit hinunter. Hier ist übrigens seit der Ankunft der Befriedungseinheit das Wohnen teuer geworden. Ein Häuschen kostete früher 5.000 Reais, etwa 2.000 Euro. Heute zahlen die Leute 10.000 Euro. Und erst die Mieten! Wer früher 100 Reais für ein Zimmer kassierte, verlangt heute 400. Sprecherin: Die Polizistin Rodrigues beendet ihren Rundgang am Sitz der Militärpolizeieinheit. [Hier beugt sich ihr Chef, Oberleutnant Felipe Barreto, über einen kleinen Schreibtisch. 8 Cut 13: Felipe Barreto Foi pacífico a entrada aqui da polícia foi pacífica, não teve confronto, foi tranquilo. Aqui quando a polícia chegou foi noticiado na imprensa que a polícia ia ocupar o Morro dos Macacos e quando a polícia chegou não tem mais marginais ostentando arma de fogo. Übersetzer: Es gab bei unserem Einzug keine Probleme, alles verlief friedlich, ohne Schießereien. Der Tag der Ankunft der Militärpolizeieinheit wurde vorher in den Medien bekannt gemacht. Und seit diesem Tag zeigen sich keine Drogenleute mit Schusswaffen in der Hand auf der Straße mehr. Atmo 1: Helikopterlärm, Schüsse, Stimmen Übergang zu Atmo 3 Funkmusik Sprecherin: Oberleutnant Barreto erinnert an die Besetzung der großen Favela “Complexo do Alemão” im Jahr 2010. Es gab Schusswechsel mit drei Toten. Viele der Drogenhändler flüchteten über die Hügel und die Kanalisation. Das sei in Macacos nicht passiert.] Sie [Die Polizistin Rodrigues] gibt zu, dass die Gewalt der Drogenbanden, sobald sie sich neu organisiert haben, fortbestehen wird. Bereits nach wenigen Jahren “Befriedungsarbeit” zeigen die Gewaltstatistiken, dass sich die Verjagten in anderen Stadtteilen von Rio de Janeiro einrichten. Trotzdem scheint die Rechnung für Rio de Janeiro aufzugehen: Die Statistik zeigt weniger Gewaltdelikte und weniger Tote. Auch wenn, wie in diesem Funk-Musik-Stück, die Abschaffung der Befriedungseinheiten gefordert wird. Atmo 3: Funkmusik, bis Cut 17 Sprecherin: Die Soziologin und Geografin Veronika Deffner von der Technischen Hochschule Aachen führte in einigen Favelas im Nordosten Brasiliens qualitative Studien durch. Sogenannte Megacitys, die über 10 Millionen Menschen beherbergen, sind in Brasilien gewissermaßen zweigeteilt. Sie bestehen aus privilegierten und benachteiligten Vierteln. Letztere sind die Favelas, wo der Staat keine Infrastruktur wie Straßen oder Abwasser stellt. Dass die Menschen aus beiden Teilen voneinander abhängig sind, dass sich beide Systeme gegenseitig stützen, sei in Brasilien hinlänglich erforscht, sagt die Soziologin Deffner. Sie fragte in ihrer Arbeit, was das Zusammenleben stabilisiert. Cut 14: Veronika Deffner Die Studie hat die Alltagsrealität innerhalb der Favela untersucht und hat gezeigt, dass die Favela ein starker, identitätsstiftender Ort und Lebensmittelpunkt für die Bewohner ist. Sie sind vor allen Dingen geschützt vor Stigmatisierung, vor rassistischer Diskriminierung, sie sind tatsächlich unter sich, wie sie es immer bezeichnen. Die viel gefürchtete Gewalt, die immer von der Favela auszugehen scheint, die ist eher als gering zu bezeichnen. Und man hat schon viele Einschusslöcher auch gesehen in den Wohnhäusern. Und nach der Dunkelheit ist die Mehrheit der Bewohner auch nicht mehr auf die Straße gegangen. Sprecherin: Die Gewalt, so Veronika Deffner, richtete sich eher nach innen. Und nun ziehen die Drogenbanden weiter: 9 Cut 15: Veronika Deffner Mit diesen Befriedungseinheiten und mit dieser hohen Polizeipräsenz sind ganz viel von dem Drogenhandel mittlerweile in die Peripherie des Drogenhandels verlagert. Also in den Nordosten; Recife, Salvador hat deutliche Anstiege von Gewalt, Kriminalität, und vor allen Dingen drogenbedingter Kriminalität. Sprecherin: Salvador und Recife sind Millionenstädte im Nordosten Brasiliens, mehr als 2.000 km von Rio de Janeiro entfernt. Doch auch in Rio agieren weiterhin Drogenbanden, weiß Oberleutnant Barreto. Dreißig Personen ließ er auf dem Hügel Macacos in den letzten zwei Jahren festnehmen. Doch früher gab es weit mehr Kriminalität. Cut 16: Felipe Barreto Teve a queda da aeronave que começou numa guerra de traficantes no Morro de Macacos com o morro vizinho que é o Morro de São João que também está ocupado por uma UPP. Uma série de fatores de violência no passado que fez com que a Secretaria de Segurança colocasse o Morro de Macacos na estratégia de pacificação. A ADA. Amigos dos Amigos. São 228 policiais militares, trabalhando em turno, diurno e noturno. Eles saiem do nosso centro de formação, passam por um estágio de duas semanas, estágio específico para atuar em UPP. Eles aprendem tecnicas de manuzeio e operaçoes não letais, ármas e munição não letais, eles fazem curso específico de direitos humanos. Aqui é enfatizado a questão da polícia da proximidade. Übersetzer: Als hier der Hubschrauber abgeschossen wurde, herrschte die Drogenbande „Kommando der Freunde der Freunde“. Sie führte einen Krieg um die Vorherrschaft auf dem Nachbarhügel „Morro de São João“, der zu einer anderen Drogengruppe gehörte. Dort patrouilliert nun auch eine Befriedungseinheit. Seitdem sind die Banden verschwunden. Hier bei mir arbeiten 228 Militärpolizisten in Tag- und Nachtschicht. Unsere Militärpolizisten besuchen am Ende ihrer Ausbildung ein zweiwöchiges Seminar. Dort lernen sie, Einsätze ohne tödliche Folgen zu planen, mit Waffen ohne tödliche Munition. Sie belegen Kurse für Menschenrechte. Wir fördern die Gemeindepolizeiarbeit, wir arbeiten nah an den Menschen vor Ort. Sprecherin: Noch sind die gesellschaftlichen Auswirkungen der Befriedungseinheiten nicht untersucht. Dazu ist diese Art der Sicherheitsstrategie zu jung. Sie zeige aber keinen neuen Ansatz. Cut 17: Veronika Deffner Es setzt meines Erachtens die Logik des strafenden Umgangs mit Armut und gewaltbedingter Armut fort. Es setzte nicht dort an, dass man für die betroffenen oder gefährdeten Jugendlichen auch Zugang zu einem gleichen Bildungssystem schafft, dass sie nicht so sehr fasziniert und angezogen werden von dem kriminellen Sektor. Sie setzen die aggressive Logik fort, mit der der städtischen Unterklasse begegnet wird. Die städtische Unterklasse ist ein schwieriger Begriff, also, der städtischen Armut. Atmo 6: Musik Orféo Negro (A felicidade von Teresa Cristina) eine Weile frei stehen 10 Sprecherin: Die beiden Favelas „Babylônia“ und „Chapéu Mangueira“, die fast direkt hinter dem Zuckerhut liegen, gehören ähnlich wie die Favela Vidigal zu den privilegierten Favelas in Rio de Janeiro. Sie sind zudem klein und überschaubar. Gerade wegen ihrer Nähe zu Copacabana spielten sich auch hier Bandenkriege ab. Die letzte größere Schießerei mit zwei Toten fand im Jahr 2008 statt. Die beiden Favelas dienten als Kulisse für den Kultfilm Orféo Negro, der 1960 den Oskar bekam. Es ist eine mystisch unterlegte, unglücklich endende Liebesgeschichte, in der das Leben in der Favela mit fantastischem Blick auf das Meer idealisiert wird. Arm sind die Menschen dort, aber reich an Gefühlen, das ist in etwa die Botschaft. Atmo 6 geht über in Atmo 3: Funkmusik Sprecherin: Egal wie angespannt die Stimmung auf dem Hügel ist, die Menschen gehen tagein, tagaus zur Arbeit hinunter nach Copacabana. In diesem Stadtteil, der früher zu den nobleren von Rio de Janeiro zählte, leben etwa 250.000 Menschen. Fast alle Hausangestellten, Verkäuferinnen, Autowäscher, Näherinnen, Friseurinnen und Handwerker kommen vom Hügel. Unten lebt die – in der Mehrheit weiße – Mittelschicht. Im Jahr 2009 bekamen Babylônia und Chapéu Mangueira die vierte Befriedungseinheit von Rio. Heute gibt es schon über 30 Befriedungseinheiten. Atmo 3 Sprecherin: 8.000 Menschen leben in den beiden Gemeinden. Das mehrstöckige Polizeigebäude steht weit oben am Hang. Vor den Fenstern wiegen sich Eukalyptusbäume, dahinter schimmert das Blau des Atlantiks. Soldaten gehen ein und aus, in einem Zimmer sind vier Stockbetten zu sehen. Heute hat der Vizechef des Bataillons der Befriedungseinheit, Oberleutnant Hugo Coque, die Aufsicht. Cut 18: Hugo Coque Esta comunidade era uma comunidade que tinha a fracção terceiro comando, era uma fracção que lucrava muito com o tráfego devido a zona sul, devido a classe alta e o chefe do tráfego à época, ele se utilizava também de assaltos, robos a bancos, robos a joalerias, estas instalacoes comerciais. Subiam novamente porque tinham o abrigo da comunidade. Aqui o ato da ocupação ocorreu de uma forma tranquila. Tinha a operação do batalhão de choque, ficou permanente por cerca de duas a três semanas. Para localizar pontos que ainda existiam armas escondidas, drogas escondidas, localizar pessoas que estavam com mandato de prisão, pessoas procuradas criminosas. Aqui tinha principalmente o monopólio da venda de gas, a televisão a cabo que era pirata e serviço de internet que era pirata também. Übersetzer: Hier herrschte die Drogenbande „Das dritte Kommando“. Sie verdiente viel am Drogenhandel mit den Reichen hier in der Südzone von Rio de Janeiro. Der Chef der Bande ließ auch Banküberfälle, Überfälle von Schmuckgeschäften und Raub in anderen Geschäften durchführen. Danach stiegen die Gangster den Hügel hoch und fanden hier Schutz. Bei der Besetzung kam die Sondereinheit „Bope“ und blieb drei Wochen. Sie durchkämmte alles, um die vergrabenen Waffen, die versteckten Drogen und flüchtige Vorbestrafte zu finden. Vorher gab es ein Monopol für Kochgasflaschen. 11 Kabelfernsehen und Internetanschlussleitungen waren illegal und wurden von den Verbrechern vermietet. Sprecherin: Pro Schicht patrouillieren 20 bis 25 Polizisten auf den beiden Hügeln. Insgesamt besteht das Bataillon aus etwa 90 Leuten. [Doch wie soll der Drogenhandel verhindert werden, wenn die Händler einfach in die nächste Favela umziehen? Cut 19: Hugo Coque Quando sai um marginal da sua comunidade de criação ele vai chegar em outra comunidade sem o prestigio, ele vai chegar sem arma, ele vai chegar sem a sua fama no território. Ele não tem o poder que ele tinha antigamente. Então fica muito mais fácil da Polícia Militar atuar e deixar vamos dizer acuados estes marginais. Übersetzer: Wenn der Bandit aus seiner angestammten Gemeinschaft flieht, wird er in eine andere Favela kommen und dort kein Ansehen mehr genießen. Er wird ohne Waffen kommen, er hat kein Territorium, wo er Drogen verkauft. Es ist für uns dann einfacher, diesen Verbrecher in die Enge zu treiben.] Sprecherin: Oberleutnant Coque ist zufrieden. Einige seiner Polizisten geben in der neu gebauten Sporthalle Informatikunterricht, lehren Gitarre oder Schach. Doch zivilgesellschaftliches Engagement gab es in den Favelas Chapéu Mangueira und Babylônia bereits vorher, erzählt César Zerbenato. Er ist gewählter Präsident der Einwohnervereinigung. Zudem ist er Chef der Kooperative für die Aufforstung – das Aushängeschild des Hügels. Cut 20: César Zerbenato Veio uma pessoa aqui e falou, poa, vocês tem escola, associação, tem coperativa? Eles achavam que a gente era bagunça. Nós somos organizados, nós temos os nossos projetos caminhando, devagarinho mas caminhando. Hoje em dia está um pouco mais acelerado. Übersetzer: Einmal sagte eine Besucherin: „Was, ihr habt hier eine Kindertagesstätte, eine Einwohnervereinigung, eine Öko-Kooperative?“ – Sie dachte, hier wäre das komplette Durcheinander. Dabei haben wir Projekte, es geht voran. Im Moment geht alles sogar noch ein bisschen besser voran. Atmo 7: Spaziergang auf den Hügel, Hunde Hahn, Hacke Sprecherin: Wenn die Öko-Kooperative früher Führungen hinauf auf den Hügel organisierte, mussten sie die Drogenbosse fragen, ob sie den Durchgang genehmigten. Heute sind fünf Männer angestellt, um den Hügel aufzuforsten. Atmo 7 (hier das Hackgeräusch hochziehen) [Sprecherin: 12 Kelly de Souza Correia arbeitet für die Stadt Rio als Umweltbeauftragte. Sie ist 30 Jahre alt und in Babylônia geboren. Sie sammelt altes Bratöl ein, das dann zu Biodiesel verarbeitet wird. Auch um den Müll kümmert sie sich. Cut 21: Kelly de Souza Correia É conscientizar os moradores á colocar o lixo nos lugares certos, né, fazer uma educação sobre o meio ambiente, não desmatar, sobre o lixo, sobre a Dengue, estar fechando as caixas d'água direitinho. O rato é veneno mesmo, fazem muito buraco. Übersetzerin: Ich kläre die Leute auf, wo sie ihren Müll hinbringen sollen. Ich sage Ihnen, dass sie das Wäldchen da oben nicht abholzen dürfen. Dass sie ihre Wasserreservoirs auf den Dächern abdecken müssen, damit sich die Denguefiebermücke nicht ausbreitet. Gegen die Ratten, die es hier gibt, hilft nur Gift, das ich in ihre Nester werfe. Sprecherin: Kelly de Souza Correia ist froh um ihren Job in der befriedeten Favela.] Doch wie nachhaltig wird das bessere Leben in einigen Favelas von Rio sein, fragt Soziologin Veronika Deffner: Cut 22: Veronika Deffner Ist das so ein kurzzeitiges Versprechen, was viele Bewohner auch erst mal beruhigt? Sie kriegen sehr viel Aufmerksamkeit, die sie vorher nicht hatten, das ist auch eine Form von Anerkennung. Aber ich sehe es noch etwas verhalten. Weil, eine wirklich Aussage treffen kann man, wenn die sportlichen Megaevents vorbei sind und das Interesse nach einer guten Außenwirkung von Rio als einer sehr friedlichen Stadt anhält. Sprecherin: César Zerbenato ist Optimist. Er freut sich, dass sich jetzt viele Leute auf den Hügel trauen – und bei ihrem Besuch Geld ausgeben. Atemberaubend ist der Blick von den Granitfelsen auf die Stadt: Cut 23: César Zerbenato No pico do morro nós temos 360 graus do Rio, Rio de Janeiro todo. Nós vemos o Dedo de Deus em Teresópolis, o relógio da Central do Brasil, o Santos Drumond, o Pão de Açúcar de frente, e mais o Christo Redentor. Pedra da Gávea, todos pontos turísticos do Rio de um lugar só. Raro, isto é muito raro, é a vista do Pão de Açúcar com o Pão de Açúcar. Übersetzer: Auf unserem Gipfel haben wir eine 360-Grad-Sicht auf Rio de Janeiro. Wir sehen die Berge von Teresópolis, die Uhr des Bahnhofs Central do Brasil. Wir sehen den StadtFlughafen und den Zuckerhut. Außerdem den segnenden Christus, den Felsen von Gávea. Alle touristischen Punkte sind von nur einem Aussichtspunkt zu sehen. Wir nennen es den Blick vom Zuckerhut mit Zuckerhut. Sprecherin: Trotz aller Begeisterung, ein paar kritische Fragen stellt César Zerbenato doch: Warum unternahm die Stadt nicht schon vor 30 Jahren etwas gegen die Drogenmafia in den 13 Favelas? Warum gibt es Befriedungseinheiten vor allem in der Südzone von Rio, wo die berühmten Strände und die Sportstadien für die Spiele von 2014 und 2016 liegen? Atmo 3: Funkmusik Sprecherin: In den malerischen Favelas mit Blick auf die Stadt eröffneten in den letzten Jahren Jugendherbergen, Pensionen und Restaurants. Es gibt dort ein starkes Interesse an Immobilien dort und es ist abzusehen, dass diese Favelas eines Tages in die reicheren Stadtviertel integriert werden. Ob sich in den vielen weniger schönen Favelas das Leben verbessert, steht in den Sternen. Atmo 3: Funkmusik klingt aus ***** 14