MN Der Tod Brasilianischer Küns tler bemalt Kirche formal an die nordbrasilianische Tradition schichten entstanden im 17. Jahrhundert in einem Klima der kulturellen Frankfurt - Speto erzählt in seinen Wandmalereien Geschichten, die sich inhaltlich und Mat thäusNachrichten Kostenlose Sonderausgabe Herbst 2013 · kostenlose Sonderausgabe Nr. 1/13 Evangelische Hoffnungsgemeinde, Frankfurt/Main Frankfurt/Main - Im Rahmen des Ehrengastauftritts von Brasilien bei der Frankfurter Buchmesse 2013 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt erstmals in Deutschland die Vielfalt der brasilianischen Graffitikunst. In Brasiliens Metropolen findet sich eine der weltweit lebendigsten und künstlerisch interessantesten Szenen in diesem Bereich. Diese bunte, dynamische und einzigarte Bewegung unterscheidet sich sowohl inhaltlich als auch ästhetisch wesentlich von der amerikanischen und europäischen Street-Art-Szene. Nicht nur das spezifische politisch-soziale Klima in einem von tiefgreifenden Umbrüchen gekennzeichneten Land, sondern auch eine ungeheure Vielfalt von Techniken und Stilen lassen die brasilianische Street-Art aus der globalisierten Graffitikultur hervortreten. Elf Künstler und Künstlergruppen aus São Paulo und anderen Metropolen Brasiliens sind eingeladen, ihre Bilder ausgehend vom Gebäude der Schirn im gesamten Frankfurter Stadtraum zu realisieren und damit den alltäglichen Blick auf die Stadt zu verändern. Eine ganze Reihe von Videos finden Sie auf der Internetseite der Schirn unter www.schirn.de oder direkt mit folgendem QR-Code: *Mittagsakademie Lunch & Lecture in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Frankfurt und der Pfarrstelle für Stadtkirchenarbeit an Sankt Katharinen Unkostenbeitrag 10,00 Euro bitte anmelden (069)174 1526-0 oder [email protected] der „Literatura de Cordel“ anlehnen. Diese mit Holzschnitten illustrierten mystischen Ge- Durchmischung. Sie vereinen collagenhaft indigene Legenden, christliche Motive und afrikanische Kultur. (... weiter auf Seite 2) kommt per Kurier Frankfurt/Main - Das goldene Kreuz vor den Hochhausfassaden als Motiv für ein Konzept, das gerade in einer „verkauften Kirche“ das Evangelium als Alternative zum Markt auf dem Markt erlebbar macht – und als Kontrast zu diesem Kreuz das Werk eines brasilianischen Künstlers, das vom alltäglichen Überlebenskampf und vom Tod erzählt: „Matthäus macht Programm“. ÒÒ Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn war Gastprediger, „Joggupy – wir laufen gegen Zockerei“ begrüßte als Banner die Läufer des J. P. Morgan Chase, Occupyaktivisten und angehende Banker kamen in einer Mediationsveranstaltung zu gemeinsamen Statements, „Winterreise“ und „Wiegenlieder“, „Das Kreuz mit dem Kreuz“ profilieren die Kirche als medial inszenierten Erlebnisort, an dem sich Kunst und Religion kreuzen. ÒÒ Zurzeit ist „Zwischennutzung“. Die Kirche präsentiert sich in einer singulären, aber vorwärtsweisenden medialen Konstellation: das Street-Art-Brazil-Projekt an der Außenfassade, ein deutscher Maler drinnen, Lesungen, Lunch and Lectures und Gottesdienste bei laufendem Umbau: neue Raumerlebnisse und Nutzungspotentiale erschließen sich der Gemeinde, der Stadtöffentlichkeit und überregionalen Zielgruppen. ÒÒ Ziel der übergemeindlichen Programmarbeit ist es, das gesellschaftliche Verständigungspotential zu vergrößern und durch den Dialog mit der Wirtschaft gleichzeitig die strategische Überlebensfähigkeit der Kirche zu sichern. Es gehört zur Umsetzungsstrategie der Kirche, Kunst als Brückenmedium zu nutzen – wobei es nicht um Verzweckung, sondern um die innere Beziehung zwischen Kreativität, Innovation und Schöpfung geht. (wn) Termine zur Buchmesse 2013 9. Oktober – 12.00 Uhr Lunch & Lecture* – Brasilien im Fokus 9. Oktober – 18.00 Uhr Vernissage – „Walter Urbach – Papaver“ 10. Oktober – 12.00 Uhr Lunch & Lecture* – „Street-Art Brazil“ Mit einem Grußwort von Marcelo Andrade de Moraes Jardim, Generalkonsul der Föderativen Republik Brasilien und Prof. Dr. Erhard S. Gerstenberger, Visiting Professor an der PUCPR, Curitiba: „Brasilien – Land der Zukunft“ (Stefan Zweig) Walter Urbachs Rollbilder-Zyklus und Großaquarelle „Papaver – Auslaufende Fassungen“ in Anwesenheit des Künstlers, mit Prof. Dr. Manfred Schneckenburger (in Zusammenarbeit mit Curatorial Partners) Die Kuratorin Carolin Köchling (Schirn) über das künstlerische Phänomen von Graffiti in Brasilien, die Ausstellung in Frankfurt und die Arbeit an der Matthäuskirche“ 10. Oktober – 18.00 Uhr „Brasilianische Betthupferl“ Auf dem Weg nach Hause von der Messe zum Bahnhof: gemixt aus 2 Cocktails zum Selbermachen, brasilianischen Tapas und einem ganz unbrasilianischen Text über einen Whisky zu viel bei Lord Russell – mit Dr. Karsten Kopjar an der Bar, Prof. Dr. Wolfgang Nethöfel (Lesung) und Bernd Hans Göhrig am brasilianischen Jazzflügel // Unkostenbeitrag 15,00 Euro 11. Oktober – 18.00 Uhr „Tod eines Investmentbankers“ Autorenlesung mit Prof. Dr. Dr. Nils Ole Oermann, Direktor des Instituts für Ethik und Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung an der Leuphana Universität Lüneburg (in Zusammenarbeit mit dem Verlag Herder) Seite 2 Matthäus-Nachrichten · Sonderausgabe · Nr 1/13 Brasilianischer Künstler bemalt Kirche (FORTSETZUNG VON SEITE 1) Die „Literatura de Cordel“ wurde durch das Aufgreifen zeitgeschichtlicher Geschehnisse auch als Kommunikationsmedium genutzt und ist in dieser Funktion dem heutigen brasilianischen Graffiti sehr ähnlich. Ausgangspunkt von Spetos Bild an der Fassade der Frankfurter Matthäuskirche ist eine Cordel-Dichtung über den skurrilen Tag eines „motoboys“ (A Última Viagem de Mortoboy). Die „paulista“ (Einwohner São Paulos) bezeichnen mit diesem Begriff die etwa 220.000 Motorradkuriere der Stadt, von denen viele bei ihren täglichen Fahrten durch den dichten Verkehr ums Leben kommen. LITERATURA DE CORDEL, AUTOR:RODRIGO LEÃO In São Paulo stieg ich aus dem Flugzeug und direkt in ein Taxi. Auf der Autobahn – meine erste Beobachtung war die überwältigende Zahl an Motorrädern. Alles Einzylinder: Suzuki, Yamaha und Honda. Alle rücksichtslos durch den Verkehr getrieben von Fahrern die man nur als dunkle Silhouetten beschreiben kann. Die Fahrer scheinen sich als eine Gruppe zu bewegen, als wären Sie die Infanterie in einem Klassenkrieg. Diese dunklen Silhouetten sind die Motoboys. Brasiliens „E-Klasse“. Wenn wir über Mercedes reden würden, wäre das eine gute Sache, aber das tun wir nicht. Wir reden über ein vergessenes Volk. Brasiliens räumliche Trennung der verschiedenen Wie die Maler Paulo Cesar Silva (Speto) aus São Paulo und Walter Urbach aus Kaarst sich durch die Matthäuskirche treffen (Elmar Zorn, München) – Schnell müssen beide sein: der Street Art-Künstler Seto mit seiner Sprühtechnik auf Mauern und der Rollbild-Künstler Urbach mit seiner Schichtenauftragung von verdünntem Lack auf Leinwand. » Überdimensional sind ihre Werke gleichfalls: das Wandgemälde von Seto füllt eine ganze Kirchenfassade aus und die Rollbilder von Urbach haben eine Länge von 3,50 m. » Aus dem Hintergrund archetypischer Menschheitserzählungen holen beide ihre Motive: die indianischen und afrikanischen Mythen speisen den Bildervorrat von Setos Motorradkurier-Alltagsgeschichte aus dem Megacity-Dschungel Sao Paulos und Walter Urbach seinerseits evoziert navigierende Protuberanzen aus der Ursuppe der Zeiten. » Die Bildfantasien von beiden – so verschieden auch die schrille, gelbe Fassadenmalerei Setos und die rotbraun gedämpften Lackfarben Urbachs daherkommen – weisen nicht nur in ferne Vergangenheiten, sondern ebenso in die Aktualität unseres Lebens. Setos „Motoboy“ ist Prototyp einer zeitgenössischen „Ecce Homo“- Kreatur und Urbachs so lyrische wie dramatische Rollbilder – „Mohn“ und „Vulkan“ - sind Chromosomen-Bänder eines abstrakten Raum-Zeit-Comics. » Beide gestalten Fragmente eines heutigen künstlerischen Daseinsaufrufs in einen Rahmen sprengenden imaginierten Raum hinein. Jeder lässt dabei auf seine Weise in seiner visuellen Inszenierung das herkömmliche Tafelbild weit hinter sich zurück. Gesellschaftsschichten ist wie ein großer Gastank und ganz am Boden liegen die Motoboys. Jene, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren, um ein Paket in 15 Minuten ans andere Ende der Stadt zu liefern, für vierzig Cent. Die Motorräder, die ich sah wie sie Fahrspuren kreuzten, Schlangenlinien um die anderen Autos fuhren und durch den Verkehr beschleunigten, die eine völlige Missachtung für Leib und Leben zeigten, waren die Motoboys. Ein guter Vernissage mit Walter Urbach und Prof. Dr. Manfred Schneckenburger 9.Oktober 18:00 Uhr Matthäuskirche Motoboy kann bis zu 1600 Euro im Monat verdienen. Ein gutes Einkommen für einen Menschen der brasilianischen Unterschicht. Sie werden oft als eine Art Plage, fahrende Organspender oder Kakerlaken bezeichnet. Die Motorräder selbst sind im Besitz von „Corporate Brazil“ und die „Boys“ gehören ebenso Brasilien. „Du kannst in Brasilien kein Geschäft machen, ohne die Hilfe eines Motoboy“, erzählte mir ein Ladenbesitzer um 8 Uhr Nada anda em suas veias. Seu coração jaz parado. A ganância e a ambição construíram seu legado num asfaltado colosso eternamente parado. A cidade segue parada. O trânsito todo trancado. Nem Dona Morte consegue correr pelo combinado. Mortoboy vai avisando aos vivos que serão finados. “Cidade que come gente antes mesmo de crescer. Corta o fio da história do que iria acontecer. Flor pra sempre semente, sem amante conhecer.” Zunindo pelo asfalto, com o motor faiscando, derrubou um motoqueiro que ali vinha passando e nem olhou pra ver o pobre se despedaçando! Mortoboy estacionou bem na frente do bordel, onde um trafica gringo, representante de cartel, encontrava com um tenente recém-saído do quartel. Das pilhas de dinheiro jogadas em cima da cama, Mortoboy pegou um tanto pra fazer duas baganas e enfiou como charutos na boca dos dois bacanas. É um animal moribundo: de concreto, combalido; um bicho crescido doente, de um sistema já falido, que não grita, só geme, mas ninguém lhe dá ouvidos. O funesto mensageiro rompe-lhes o estupor acordando-os pra vida com morte, não com amor. O coração das trevas: O horror! O horror! A entrega dele era dupla, assim poupou gasolina, pois era ali testemunha também a avó da menina, que, ao ver o esculhambo, fez-se branca parafina. Radial rumo ao Centro, pra onde o trampo conduz, Amaral Gurgel, Arouche, rumo à Estação da Luz, “onde o dia é sempre noite na pedra que os louco seduz.” Se a roupa era diferente, algo lhes era comum: a gana pelo dinheiro do outro igual à do um. Ouviram na porta o ruído: Tum! Tum-tum-tum! Desceu e olhou a rua, acendendo um cigarro. Mirou a Rota passando, cumprimentou com catarro; o cuspe explodindo ali, bem na cara de São Paulo. A cidade, antes viva, resta toda putrefata, sua carne decompondo a sua gente estupefata, esfarelada na violência que a esperança mata. O padeiro acordou do sonho assustado, mas não era devaneio que o havia estorvado: era Mortoboy avisando que a hora tinha chegado. “Oh! Senhor, o que fiz pra tanto merecer? O quanto te ofendi pra tal castigo sofrer?” E, dito isso, tombou, tomada por um AVC. “O noínha se cala, a pedra incandesce, a fumaça desprende a cobra que desce a língua do homem e inverte sua prece.” A porta aberta revelou os dois de arma na mão. “Quem interrompe a gente no meio da transação?” “Vai comer muito chumbo. Não vai ter conversa, não!” No fundo da viatura, na cachorreira, deitada, seguia outra criatura bem recém-desencarnada: um motoboy que cruzou com a esquina errada. No meio dela ele vai: chutando retrovisor, navalhando asfalto, vergando corredor, enrolando o cabo do seu acelerador. “Nem mais um croissant! Nem mais um pão de ló! Dona Morte tem fome e não sabe o que é dó. Larga aí a farinha, que cê vai virar pó.” Olhando menina e avó, Mortoboy elucubrou: “Pior que as duas ali era a sina da que ficou. Mãe duma e filha d’outra, dela ninguém se lembrou.” Nessa última tragada, o coração estancou. A batucada forte do samba cessou. O moinho do mundo seu sonho triturou. Não era inimigo jurado, nem ninguém do Partido. Não era tropa de choque, nem era nada parecido. Era Mortoboy parado como um defunto perdido. “Nem a morte se sacode pra buscar esses condenados que nas motos zombeteiras terminam estraçalhados, perseguindo a pressa tola dos cidadãos respeitados.” Mortoboy faz entregas de um tipo diferente: trabalha para Dona Morte, “a indesejada das gentes”, avisando aos escolhidos a hora dos finalmentes. Ainda na Zona Leste, foi a segunda corrida. Uma criança pequena e uma bala perdida, num encontro marcado pra virar despedida. “Hoje o serviço tá duro”, disse, e montou na cabrita: cegêzinha cor-de-rosa, adesivo “É Nóis na Fita”, com “as roda de liga dourada que as mina acha bonita”. Uma gárgula de meio-fio, era defunto ali travado. Demorou mais de uma hora pro noínha, nele encostado, reparar que ele se fora deste pro outro lado. Entrou tipo Bruce Lee, veloz como assombração, e os pistoleiros, confusos, atiraram sem atenção, acertando um ao outro e ficando os dois pelo chão. “O Imperador do Sorvete” não era nome de poesia, mas de bufê de sorvete lá pros lados da Freguesia, onde o Mortoboy marcou de encontrar a sua filha. Seite 3 Matthäus-Nachrichten · Sonderausgabe · Nr 1/13 Die Geschichte eines Mortoboys (Speto) „A Última Viagem de Mortoboy“ – Mortoboys letzte Lieferung – ist eine Cordel-Dichtung in sechszeiligen Strophen. Es ist die Geschichte eines Motoboys mit dem ungewöhnlichsten aller Auftraggeber, dem Tod persönlich. Im Verkehrschaos von São Paulo muss selbst der Tod die Dienste eines Motoboys in Anspruch nehmen, um seiner Aufgabe nachzukommen. Die Geschichte erzählt einen Tag im Leben dieser unheilvollen und appolonischen Figur – der Motoboy als Bote eines makaberen Auftraggebers – bei der sich das alltägliche Leben in der Stadt und seine Todes-Lieferungen für die Einwohner São Paulos immer mehr zu einem unheilvollen Ablauf verflechten, bis hin zur letzten Lieferung des Tages – eine, die alles ändern wird: sein Schicksal und das Schicksal seines Auftraggebers. morgens bei einer Tasse französisch-brasilianischem Kaffee. Der Tag hatte gerade erst begonnen und ein Leben hatte schon geendet. Einer der Motoboys war bereits um 6:30 Uhr bei einem Unfall gestorben. Am Morgen, noch bevor der Wecker klingelt, hört man ihre Einzylinder-Motorräder wie sie ihre Motoren durch die Gassen jagen, als würden sie bei einem Moto Cross Rennen teilnehmen. Gegen Mittag warnte mich ein Taxifahrer, meinen Arm nicht aus dem offenen Fenster hängen zu lassen, aus Angst ein Motoboy könnte ihn mir mit seinem Lenker abreißen. Brasilien fürchtet die Motoboys. Sie lärmen unaufhörlich wie das Summen eines Bienenschwarms. Und die Autofahrer hören genau hin. Niemand will einen Motoboy töten. Ich traf einen Taxifahrer, der in einen Unfall mit einem Motoboy verwickelt war. Sein Taxi wurde beschädigt und war einen Monat außer Betrieb. Der Fahrer konnte drei Nächte lang nicht schlafen. Und wenn er einschlief, hatte er wiederkehrende Alpträume. Ein weiterer Autofahrer erzählte mir, was zu tun ist, wenn man einen Unfall mit einem Motoboy hatte: „Bleiben Sie in Ihrem Auto, sagen sie nichts und warten sie auf die Polizei. Die Motoboys denken, sie beherrschen die Straße, und wenn dein Auto beschädigt ist, ist es nicht ihre Schuld.“ Bis zum Mittag ein Durchschnittstag. Zwei oder drei Motoboys waren bereits tödlich verunglückt, zusammen mit einer noch größeren Zahl von Fußgängern, die durch Motoboys verletzt oder getötet wurden. Während meiner zehn Tage in São Paulo sah ich Tausende von Motoboys, drei tödliche Unfälle, und war selbst von einem Motoboy angefahren worden, weil dieser nicht anhalten wollte, um keine Zeit zu verschwenden. Zeit ist Geld. Das Problem ist eine Tatsache und es wird als unvermeidlich hingenommen. Die Motoboys sind diejenigen, die dieses „Spiel“, das sie jeden Tag spielen, auf Dauer verlieren müssen. Und wenn sie es verlieren, bezahlen sie es üblicherweise mit ihrem Leben. Wenn ein Moto-Boy von seinem Motorrad fällt, kommen immer andere dazu und bilden einen Kreis um ihren gestürzten Kollegen, um ihn vor weiteren Verletzungen zu schützen, obwohl dieser oft schon tot ist. Diese Kreise verhindern, dass der Verkehr in Sao Paulo flüssig laufen kann, genauso wie die Krankenwagen, die die gefallenen Moto-Boys von der Straße kratzen müssen. Gegen zehn Uhr in der Nacht, während ich in der Stadt unterwegs war auf der Suche nach einer Bar um etwas zu trinken, bemerkten mein Freund und ich viele Motorräder, die vor einer Bar abgestellt waren. Wir nahmen an, dass es sich um eine Biker-Bar handelte. Obwohl das Publikum nicht zu gespenstig aussah, verzichteten wir darauf hinein zu gehen. Erst später erfuhr ich, dass die Motorräder vor der benachbarten Drogerie parkten, wo die Motoboys auf ihre Chance warteten, eine Lieferung machen zu können und damit ihr Leben zu riskieren, weil vielleicht jemand Kopfschmerzen hat oder ein Kondom braucht. Die Motoboys sind weder lästig noch ein notwendiges Übel, sondern ein Symptom für eine gesellschaftliche Krankheit Brasiliens, die dringend geheilt werden muss. “E aí, menina bonita, o que cê conta pro pai? E esse seu dente da frente? Parece que logo cai. Próximo fim de semana, quem sabe nós vai pra praia?” A tarde já ia caindo, quando vibrou o celular: mensagem de Dona Morte mandando ele acelerar! Além da cota do dia, tinha mais alma pra levar. Muitos protestavam não aceitando a sorte de não receber o rito de mão própria da Morte, mas daquele motoqueiro, seu estranho consorte. “Meia-noite lá no alto daquela ladeira no Sumaré que leva o nome da Senhora e malandro não sobe a pé , só os skatistas que descem pra ver quem é que é.” “Meu serviço vai bem — sempre na correria. E como vai sua mãe? Ainda brigada com a tia? Pode tomar outro, sim. Deixa que eu entro na fila.” E ele seguiu no serviço: um morto a cada parada, reunindo os participantes de sua mórbida consoada, que iguala quatrocentões e os irmãos da quebrada. Queriam ver procuração, autenticada em duas vias, provando que o interposto, aquele que os levaria, trabalhava pra “Iniludível”, e faziam a maior gritaria. E, ponta firme que era, responsa de firma fechada, lá no alto ele estava, bem na hora marcada, de colete California Racing, com a magrela ainda ligada. Olhando a menina comer um lindo sorvete escarlate, Mortoboy se entristeceu relembrando o disparate: depois daquele refresco, voltaria pra sua arte. Vítimas da maldade alheia, da obesidade, da pneumonia, das gorduras saturadas, do amor, da pedofilia, da injustiça, da perversão, e até do excesso de folia. Mas, um depois do outro, foram sendo encaminhados para a “Terra do Pé Junto” muito bem abotoados, com seus paletós de pinho e dedos entrelaçados. E a menina ali pulsando destoava do seu dia, todo feito do estertor de gente que não sabia o que andava fazendo ou mesmo por que vivia. Vítimas de disparates, de complôs bem tramados, vítimas de excesso de zelo, de crimes mal planejados, de acidentes domésticos e eventos muito aguardados. “Pra que tanto esperneio? Pra que tanta surpresa? Como se não soubessem — não tivessem certeza — que a história terminaria em choro e vela acesa.” A Morte colou na dele no seu rabecão tunado, com as rodas branco gelo e o escapamento zoado, que solta os gritos loucos daqueles que foram levados. O vê-oitão roncando que nem um porco nervoso. Ela abaixou o vidro, mostrando seu rosto dengoso. “Chega junto, Vida Loka, pra bater um papo gostoso.” “Faz um favor pro pai e presta atenção na vida; nas coisas pequenas e boas, e nas histórias compridas, nos sorrisos e nos abraços das pessoas mais queridas.” Vítimas de casamentos, de células cancerígenas, de infecções mal curadas, de abduções alienígenas, vítimas, enfim, da vida, que, se começa, termina. Sacudiu no bolso da calça o celular insistente com mais uma mensagem de tom impertinente. Era Dona Morte querendo marcar um encontro frente a frente. E malandro estuda na escola onde se aprende malandragem a estudar os outros malandros para sacar cada pilantragem, e aquela conversa alertou que dali vinha sabotagem. “Pode falar daí mesmo, que eu consigo escutar. Não quero seu dedo frio sem querer a me relar. Tenho minha filha e mais dois sobrinhos pra criar.” com tudo ele acelerou; embicando pra direita, na calçada ele mirou. Entre o muro e o poste: foi ali que ele passou. em Cordel de Speto e Leão, ainda presta serviços por toda essa região. É exemplo pra sua filha e torce pelo timão. “Pois é ela mesma, sua filha, que eu quero. Vá lá buscar. Sua joia mais lindinha cê vai ter que me entregar. E acelera essa lambretinha, senão o bicho vai pegar.” Dona Morte vinha quente e não conseguiu frear. Foi pega de lado com tudo pelo Oito Sete Cinco H, busão que vinha da Lapa e fez o rabecão decolar. Para sempre inseparáveis, o herói e sua cabrita: cegêzinha cor-de-rosa, adesivo “É Nóis na Fita”, com “as roda de liga dourada que as mina acha bonita”. “Liga eu, vagabunda! Tá me tirando de Abraão? Sou ZN, Curíntia e São Jorge! Só caio de espada na mão!” E meteu-lhe o pé na porta, amassando o camburão. E, voando sobre o Sumaré, a Morte pôs-se a pensar: “Devia mudar para Campinas, ou pra Americana, sei lá. Do jeito que as coisas vão, esta cidade vai me matar.” A Morte ficou nervosa e desceu a ladeira apressada, perseguindo Mortoboy com uma mortal gargalhada que ardia como arnica e queimava feito navalhada. E quem andava pela vila, batendo perna ou papo, tomando um trago ou outro, não se deu conta do fato de que o rabecão da Morte explodia ali do lado. Faltando trinta metros pra chegar no pé da ladeira, Mortoboy fez uma manobra que parecia uma besteira: pisando no freio de trás, foi derrapando de rabeira. Faltando só dez metros, “Fogos de artifício?”, pensaram. “Inauguração de balada?” Mas jamais entenderiam, se a verdade fosse contada, que era a Morte explodindo em sua caranga envenenada. Mortoboy, agora imortal Seite 4 Matthäus-Nachrichten · Sonderausgabe · Nr 1/13 Editorial Hoffnungsgemeinde auf dem Weg in die Zukunft Frankfurt/Main – Holen wir uns noch einmal die Fakten in Erinnerung: Das Grundstück der Matthäuskirche an der Friedrich-Ebert-Anlage steht zum Verkauf. Auf dem Grundstück soll ein Bürohochhaus entstehen, das dem aktuellen Hochhausentwicklungsplan der Stadt Frankfurt entspricht. Dabei muss das Kirchengebäude weitestgehend erhalten bleiben. Für den eigentlichen Kirchraum besteht die Zusage, dass dieser weiterhin gemeindlicher und kirchlicher Nutzung zur Verfügung steht und vom Käufer des Geländes entsprechend einzuplanen ist. Daher muss für diesen Kirchraum ein Konzept entwickelt werden, dass die Chancen des besonderen Ortes für die kirchliche Präsenz fördert und den besonderen Wert des Standortes für den Investor genauso wie für den Nutzer und hier vor allem der Gemeinde und deren Mitglieder deutlich macht. Um diese Beschlüsse zwischen Evangelischem Regionalverband und der Evangelischen Hoffnungsgemeinde aus den Jahren 2007 bzw. 2008 jetzt zum Zeitpunkt des Bezugs des Gemeindehauses in der Hafenstraße, der Aufgabe der Gutleutkirche und der Abgabe des Gemeindehauses in der Hohenstaufenstraße mit Leben zu füllen, haben in der letzten Zeit verschiedene Arbeitsgruppen der Gemeinde und des Regionalverbandes unter Einbeziehung von Architekten und anderen Fachleuten getagt. Wie kann eine Nutzung der zukünftigen Matthäuskirche nach Umbau und Integration in eine große Gewerbeimmobilie aussehen – welche Themen werden dort angesprochen – wie sehen zukünftige Gottesdienste aus – wer werden neben der Gemeinde die zukünftigen Besucher der kirchlichen Räume sein – welche neue Chancen einer kirchlichen Arbeit tun sich hier auf? In seiner Abschiedsvorlesung an der Universität Marburg hat Professor Wolfgang Nethöfel, seit vielen Jahren Mitglied in unserem Kirchenvorstand, eine „Vision Matthäuskirche 2030“ gezeichnet. Ich zitiere aus dieser Ansprache, die im Juli 2011 auch von vielen Mitgliedern der Gemeinde als Gäste in Marburg gehört wurde: „Ich sehe, wie das Licht des strahlenden Sonntagmorgens sich in der muschelförmigen Hochhauskulisse wie in einem Brennglas sammelt. Plötzlich leuchtet das goldene Kreuz der Frankfurter Matthäuskirche auf und steht wieder als flammendes Zeichen vor den monotonen Rastern der Bankenfassaden. Darunter, im Inneren des vertrauten und doch völlig verwandelten Kirchengebäudes, wuselt es. Im Foyer treffen die neugierigen Messebesucher, die von der Straße aus gleichsam hineingezogen werden ins Gebäude auf eine aufgekratzte Gottesdienstgemeinde, die schon diskutierend aus der berühmten umgebauten Oberkirche kommt. Niemand kann sich der verwandelnden Kraft dieses Ortes entziehen, der jeden freundlich empfängt wie er ist, ihn sonntags auf das gottesdienstliche Geschehen, im Alltag auf sich selbst konzentriert, ihn ruhig werden lässt und öffnet für die aufregenden Inszenierungen, die ihn hier zuverlässig erwarten. diese Gespräche und Ereignisse haben die Matthäuskirche zu einem einzigartigen Ort des Dialogs zwischen Kirche, Kunst und Wirtschaft gemacht.“ Wolfgang Nethöfel ist ein aktives Mitglied in den Arbeitsgruppen, die diese Vision einer zukünftigen Matthäuskirche in der Hoffnungsgemeinde voranbringen wollen. Die Gemeinde ist und bleibt in der Matthäuskirche zu Hause, diese Kirche ist sonntags der Hauptversammlungsort der Gemeinde und gibt ihr ein Zuhause. Dabei weiß die Gemeinde ebenso, dass ihr Kirchraum zugleich ein Ort außergewöhnlicher Veranstaltungen und Ereignisse ist und nutzt die Kommunikationsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben. Die Gemeinde bietet, auch in Zusammenarbeit mit anderen, Besuchern aber auch die Möglichkeit, die Spiritualität dieses Ortes vertieft zu erfahren. Zu nennen sind da aus der jüngeren Vergangenheit die Veranstaltungsreihe in der Passionszeit 2012 „Das Kreuz mit dem Kreuz“ ebenso wie die Frankfurter Wiegenlieder oder die Predigtreihe unter dem Motto „Kirche und Wirtschaft. Was trägt in der Krise“. Immer wieder Kirche und christlichen Glauben in immer neuen Zusammenhängen und aus dem Alltagsgeschehen heraus neu erfahren: das ist die Aufgabe, die wir uns am Beispiel der Umgestaltung der Matthäuskirche stellen. Um der Gemeinde und auch möglichen Investoren, die den Grund und Boden um die Matthäuskirche erwerben wollen, eine Vorstellung zu geben, wie die Matthäuskirche zukünftig, nämlich unter dem Motto Matthäuskirche 2030, funktionieren kann, werden wir auf eine Zeitperspektive von fünf Jahren kleine gestalterische Maßnahmen umsetzen. In einer Gemeindeversammlung im Juni haben wir als Kirchenvorstand bereits davon berichtet. Es werden umfangreiche Malerarbeiten im Kirchenschiff durchgeführt. Mit Licht, Form und Farbe wollen wir aufzeigen, wie neben den Gottesdiensten verschiedene Veranstaltungen im kirchlichen Raum möglich sind. Wir werden anstatt der Kirchenbänke eine andere Bestuhlung einsetzen, die sich flexibel an die jeweiligen Veranstaltungen anpassen lässt. Ein gemeinsamer Etat der Gemeinde und des Regionalverbandes machen diese Projektarbeit möglich. Als Kirchenvorstand lade ich Sie herzlich ein, mit uns diese Veränderungen zu erleben und durch viele Besuche auch zu beleben. Die Veranstaltungen zur Buchmesse (dort besucht uns der brasilianische Generalkonsul) und die diesjährige Predigtreihe (dann besucht uns unser Kirchenpräsident) bieten dazu besondere Gelegenheiten. Sie finden dazu Hinweise in dieser Zeitung. Wir wollen neue Begegnungen möglich machen und alte Beziehungen vertiefen. Wir wollen vor allem eine lebendige Gemeinde sein, in der die Begegnungen Freude machen und sich immer wieder neue Anregungen für die doch so unterschiedlichen Bewohner und Besucher unseres Stadtgebietes ergeben. VON HORST MICHAELS, Vorsitzender des Kirchenvorstands der Evangelischen Hoffnungsgemeinde, Frankfurt/M. EVANGELISCHE HOFFNUNGSGEMEINDE FRANKFURT AM MAIN Matthäus „Innen“ – Matthäus „Außen“ Wenn wir als Betrachter „Innen“ und „Außen“ sagen, dann stellt sich uns natürlich sofort die Frage nach der Perspektive? Was ist „Innen“ und was ist „Außen“? XX Wir betrachten die Matthäuskirche von Außen: Kirchen sind Stadtmarken und dienen der Identitätsstiftung. Sie sind für unsere moderne Gesellschaft aber auch Steine des Anstoßes. Die Matthäuskirche befindet sich im Wandel, da Immobilenmärkte sich verschieben und neu orientieren. Welche Möglichkeiten sich daraus entwickeln können, wird in den nächsten Jahren in Form einer Zwischennutzung ausprobiert. Manche zweifeln den Erfolg von Zwischennutzungen angesichts winkender Renditen auf den Immobilienmärkten an. Andere sind davon überzeugt, dass Zwischennutzungen Keimzellen einer nutzergetragenen Stadtentwicklung sind. Mittlerweile wird anerkannt, dass Zwischennutzungen – insbesondere jene mit sozialen und kulturellen Qualitäten – eine Aufwertung der Liegenschaften und ganzer Stadtviertel zur Folge haben können. Dadurch hat sich das Phänomen Zwischennutzung in den letzen Jahren zunehmend zu einem wichtigen Bestandteil von Raumplanung, Kulturpolitik und Immobilienwirtschaft entwickelt. XX Wir betrachten die Matthäuskirche von Innen: Worin unterscheiden sich Kirchen von anderen Gebäuden. Welche räumlichen Bilder haben wir von Kirche? Sakraler Raum definiert sich über wertige Materialität – geführtes Licht – Orientierung und Aussrichtung – räumliche Grenzüberschreitung mit Zonierungen und durch die Größe und Leere des Raums. Hier in der Matthäuskirche finden wir eine Raumaufteilung vor, die sich an den klassischen Typus der Basilica anlehnt: Mittelschiff – Seitenschiffe – Empore – Chorraum – erhöhter Altarrraum – Seitenlichtöffnung akzentuiert den Altarraum. Das alles sind Mittel, die eine Differenzierung von ungleichen Orten erreichen. Dazu das Christusbild, die Kanzel und die bunten Kirchenfenster – diese Symbole wecken Erinnerungen. In einer Gesellschaft der fortschreitenden Virtualisierung bedarf es der Materialität als Kompensation. Immobilität schafft Vertrauen – es bedarf des Dinghaften und des Symbolhaften. Genau dort fängt der Wandel in Matthäus an. XX Welcher Elemente bedarf es, um einen sakralen Raum zu erschaffen und welche inneren Bilder entstehen bei den Menschen durch diese Architektur. Die aktuelle Veränderung in der Matthäuskirche ist eine Reduzierung auf wenige wesentliche Elemente. Es entsteht kein neutraler profaner Raum, sondern eine flexibel nutzbarer Raum mit loser Bestuhlung und mobilem Altar – ein qualitativ einheitlicher Raum mit weißen Wänden, einem weißen Dach und einem einheitlichen Boden. Eine neue Beleuchtung setzt Akzente und schafft Zonierung. Die vorhandenen Symbolwerte und Geometrien des Kirchbaus bleiben erhalten. (weiter auf Seite 6 ...) Impressum Die „Matthäus-Nachrichten“ werden von der Evangelischen Hoffnungsgemeinde Frankfurt/ Main herausgegeben. V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Wolfgang Nethöfel (wn) Evangelische Hoffnungsgemeinde Frankfurt Gemeindebüro, Hafenstraße 5, 60327 Frankfurt/Main Wir laden Sie ganz herzlich zu den sonntäglichen Gottesdiensten um 11:00 Uhr in der Evangelischen Matthäuskirche ein. (Friedrich-Ebert-Anlage 33, 60327 Frankfurt/Main) Weitere Informationen zu den Gottesdienstterminen, der Evangelischen Hoffnungsgemeinde und weiteren Veranstaltungen finden Sie auf unserer Internetseite: www.ev-hoffnungsgemeinde.de Das Projekt wird von der Evangelischen Zukunftsstiftung Frankfurt/Main und der EKHN-Stiftung gefördert. Seite 5 Matthäus-Nachrichten · Sonderausgabe · Nr 1/13 Die Renovierungsarbeiten in der Matthäuskirche sind bis zum Beginn der Frankfurter Buchmesse abgeschlossen! Organisationszielen, und er bildet Mediatoren aus. Netzwerker und Mediatoren wollen, dass die ununterbrochen neu entwickelten Tools, mit denen sie erfolgreich arbeiten, endlich in einer Art Lehrbuch zusammengestellt werden. „Die Zwischennutzung wird neue Bilder provozieren.“ Denksteine zum Bahnhofsgeburtstag Frankfurt/Main – Während des Jubiläumsfestes tauschten der Frankfurter Bahnhof und sein Viertel Steine aus. Das Viertel erhielt einen alten Fassadenstein, der Bahnhof ein Fassadenfragment aus der Kaiserstraße. Beide erzählen die gleiche Geschichte, wenn man ein Smartphone darauf richtet: unter anderem von Alfred Hottenrott, einem Menschen, der fast in Vergessenheit geriet, obwohl er ursächlich mitverantwortlich ist, für die Entstehung des Frankfurter Bahnhofsviertels. Das Geschenk des Viertels ist „Denkstein Nr. 2“, den der Stadtteilbildhauer Oskar Mahler neben weiteren Denksteinen gefertigt hat. „Denkstein Nr. 3“ ist Gerald Hintze gewidmet, dem langjährigen Kurator der Weißfrauen Diakoniekirche im Frankfurter Bahnhofsviertel, der am 22. Dezember 2012 gestorben ist. Beide sind eine Spende des neu gegründeten „Frankfurter QRaftwerk“. Geschäftsführer ist Professor Dr. Wolfgang Nethöfel. Als einer der Moderatoren der „Werkstatt Bahnhofsviertel“ ist er seit langem im Viertel engagiert, ebenso wie Oskar Mahler, der Präsident des Gewerbevereins „Treffpunkt Bahnhofsviertel“ ist. Gegenwärtiger Standort des QRaftwerks ist die Schuhmacherei Lenz, in der auch Mahlers „Hammermuseum“ seinen Ort hat. Dort wird schon produziert. „QRaftwerk“ ist eine Marke, die dessen handwerklich-künstlerische Dimension repräsentiert. „Denksteine“ (Nr. 1 ist anlässlich der Gründung entstanden), stehen für den dichten Zusammenhang des weiten QRaftwerk-Angebots. Der integrierte QR-Code führt zu einer dauerhaften Webpräsenz – und dort findet man eine zu Ende erzählte Geschichte. Dass eine einzigartige „Story“ wahrgenommen, gewürdigt und zukunftsfähig gestaltet wird, gilt für alle QRaftwerk-Dienstleistungen vom Coaching über Beratung und Mediation bis zur öffentlichen Präsentation nach einer bewältigten Krise. Auch so kann eine Erfolgsstory aussehen. Nicht nur Denksteine und Zukunftsbilder werden in des „Frankfurter QRaftwerk“ hergestellt. „Zwischen Kreativität und Schöpfung“ ist der Untertitel des „großen Buches“ an dem Nethöfel arbeitet: „Da steht eigentlich alles drin.“ „Innovation“ heißt der bereits erschienene erste Band, der zweite soll „Regulierung“ heißen. Durchgehend wendet er dort seine „Innovationsformel“ an: dieselbe, mit der Oskar Mahler und er die Geschichte des Bahnhofviertels „erfinden“ oder, wie er lieber sagt „konstruieren“. Nethöfel berät unter dem Leitmotiv „integral innovation“ innerhalb eines Beraternetzwerks beim Setzen und Umsetzen von Lebens- und Die Schuhmacherei Lenz ist der eine Standort des Unternehmens, der andere soll die Matthäuskirche sein. Hier, wo es auch schon eine Mediationsveranstaltung mit Occupy-Aktivisten und Bankern gab, soll Zukunft produziert werden. „Übrigens überwiegend mit jungen Leuten. Wir wollen dort so oft wie möglich unsere Community versammeln, mit der wir uns zusammen weiterentwickeln“, erläutert Nethöfel. „Unterm Goldkreuz vor den Hochhäusern liegt ein Schatz! Wir wollen ihn heben“, lautet seine Botschaft, so wie Mahler behauptet: „Hottenrott lebt! in den Katakomben unter dem Bahnhof, in den Bunkern und Kellern des Bahnhofsviertels. Er taucht nachts in den ungenutzten Passagen zwischen Münchener- und Kaiserstraße auf.“ Das kann missverstanden werden. „Wolfgang Nethöfel will Matthäus kaufen.“ „Oskar Mahler hat Hottenrott erfunden.“ Beide lachen. „Wir kennen die Geschichten.“ Nethöfel wird ernst: „So wie Oskar Mahler zwischen Bahnhof und Bahnhofsviertel vermittelt, so ich zwischen dem Viertel und der Matthäuskirche. Er glaubt, dass Hottenrott im Frankfurter Bahnhof und im Bahnhofsviertel lebt. Wir glauben an die Zukunft der Matthäuskirche als Ort eines deutschlandweiten Dialogs zwischen Kirche, Wirtschaft, Kunst und Gesellschaft. Zusammen mit dem akkumulierten Erfahrungswissen unterschiedlicher Traditionsgemeinschaften, wie sie im Bahnhofsviertel friedlich zusammenleben, vergrößert das das Lösungspotential der Zivilgesellschaft und macht sie zukunftsfähig. Daher wollen wir mit einigen unserer Partner Ankermieter im Untergeschoss werden, wenn es soweit ist.“ „Vielleicht sind wir eine Firma, die Stiftung werden will und gründen wieder aus, wenn wir zu erfolgreich werden“, überlegt er, während er mit einem Spaten in der Hand seine Innovationsformel präsentiert. „Wir haben geduldige Investoren und daher einen langen Atem.“ Er selbst kann sich vorstellen, das QRaftwerk zunächst über soziale Netzwerke weiter zu entwickeln. „Dabei können Sie übrigens mitwirken“, schließt Oskar Mahler. „Haben Sie es schon gemerkt? Smartphone genügt.“ (Interview und Foto: Thomas Schröder) Frankfurt Seite 6 Das Silber- und Goldloch, durch das alles abfließt, was wächst und gedeiht! Foto: madochab / photocase.com Matthäus „Innen“ – Matthäus „Außen“ (Fortsetzung von Seite 4) XX Schon immer gab es geteilte Meinungen darüber, wie ein evangelischer Kirchenraum auszusehen hat. Diese Diskussion ist so alt wie die Reformation selbst. Es geht bei der Zwischennutzung in der Matthäuskirche aber nicht darum, die unterschiedlichen Ansätze zu bewerten, sondern im Rahmen dieser Zwischennutzung Möglichkeiten aufzuzeigen, neue Erfahrungen und neue Bilder in diesem Raum entstehen zu lassen. In der Matthäuskirche treffen zwei Ansätze aufeinander: Freier einheitlicher Raum in einer klassischen Geometrie. Die Devise lautet dabei: vorhandene Freiräume nutzen und neu definieren. XX Das größte Geschenk, das eine Kirche machen kann, ist der unbezahlbar große Freiraum – Raum zu verschenken, und diesen an die Öffentlichkeit zu geben. Von „Innen“ nach „Außen“. Die Frage ist: Was kann hier an einem Ort für Begegnung und Kommunikation neben einer sonntäglichen Gottesdienststunde alles noch stattfinden? Wenn die Matthäuskirche Teil eines Hochhausgebäudes wird, dann hat sie beste Ausgangslage am öffentlichen Leben teilzunehmen. Die Zwischennutzung wird Initiator einer neuen Identität sein und neue Bilder provozieren. Gott hat uns Deutsche fallen lassen, so dass wir unser Gold und Silber in fremde Länder wegwerfen müssen, alle Welt reich machen, selber aber Bettler bleiben. England würde wohl weniger Gold besitzen, wenn ihm Deutschland nicht sein Tuch abkaufte, und der König von Portugal würde auch weniger haben, nähmen wir ihm nicht seine Gewürze ab. Rechne selber nach, wieviel Geld während einer Frankfurter Messe aus Deutschland herausgebracht wird ohne Notwendigkeit und Grund! Du wirst dich wundern, wie es kommt, dass überhaupt noch ein Heller in Deutschland ist. Frankfurt ist das Silber- und Goldloch, durch das alles abfließt, was wächst und gedeiht, bei uns gemünzt und geprägt wird. Wäre dieses Loch zugestopft, brauchte man sich jetzt nicht die Klage anzuhören, dass es überall nichts als Schulden gibt, aber kein Geld und dass alle Länder und Städte mit Zinsen belastet und vom Wucher ausgesogen sind. MARTIN LUTHER (1524) Von Kauffshandel und Wucher vollständig modernisierter Text Fakten: Die Matthäuskirche befindet sich im Frankfurter Stadtteil Gallus zwischen Messegelände und Hauptbahnhof an der Westseite der Friedrich-Ebert-Anlage. Das Grundstück mit dem Kirchengebäude und einem Nebengebäude ist im Besitz des Evangelischen Regionalverbands Frankfurt am Main und wird von der Evangelischen Hoffnungsgemeinde genutzt. Der ursprüngliche Kirchenbau wurde in den Jahren 1903 bis 1905 vom Architekten Friedrich Pützer im neugotischen Stil errichtet. Der 1952 bis 1955 nach Plänen von Ernst Görcke aufgeführte Neubau orientierte sich am Konzept der alten Matthäuskirche, folgte aber der schlichten Formensprache der Nachkriegszeit. Vom Vorgängerbau blieben lediglich einige Teile des Erdgeschosses erhalten, die in den Neubau einbezogen wurden. Bei ihrer Einweihung war sie mit 1.250 Sitzplätzen die größte evangelische Kirche Frankfurts. Das Grundstück der Matthäuskirche in der Friedrich-Ebert-Anlage steht zum Verkauf. Auf ihm soll ein Bürohochhaus entstehen, das gemäß aktuellem Hochhausentwicklungsplan der Stadt Frankfurt am Main eine Höhe von 130 Meter bei einer Bruttogeschossfläche von ca. 22.000 qm haben wird. Dabei muss das Kirchengebäude weitestgehend erhalten bleiben und steht weiterhin kirchlicher Nutzung zur Verfügung. Im Rahmen einer „Zwischennutzung“ werden Konzepte entwickelt, die die Chancen des besonderen Orts für kirchliche Präsenz fördern und den Wert des Standorts deutlich machen sollen. Matthäus-Nachrichten · Sonderausgabe · Nr 1/13 BABYLON Die Stadt: nah und doch so fern. Da ist der „Moloch Stadt“, das lärmende, lichterzuckende New York, das nie schläft, das lockende mächtige BABYLON. Es sind die aufsteigenden und fallenden großen Städte, die einzelne übermächtig groß werden lassen und sie mitreißen in ihrem Untergang. Die große Stadt lockt alle an und speit die meisten wieder aus in die ständig wachsenden Banlieus und Slums der Peripherie, in der die nächste Generation wie festgebannt hockt und sich an die erinnert, die das Zentrum auf Nimmerwiedersehen verschluckt hat. Da ist aber auch die Stadt Jerusalem, wo man sich trifft, „nächstes Jahr“, wie „nach dem Krieg um sechs“ in Prag. Paris als „Stadt der Liebe“, das verloren gegangene Paradies der Jugend, die Heimat, die man immer sucht, egal wo man lebt. » Greifbarer scheint die Stadt zu sein als Ort geschäftigen Bauens, nacheilenden Planens. Im komplexen Über- und Durcheinander von Verbindungen vielfältiger Art kreuzen sich Verkehrsströme, Informationen und Interessen. Knoten werden geschnürt und lösen sich wieder auf, Grenzen verschieben sich. Hektisches Treiben im Zentrum wechselt ab mit bleierner Ruhe und Monotonie in den städtischen Übergangszonen. Was gestern gestaltet wurde, wird heute abgerissen und morgen rekonstruiert. Ruhe findet der Städter allenfalls in den kühlen alten Kirchen im Zentrum. Dort begegnet er Abraham unterm Sternenzelt, dem Täufer in der Wüste, Maria und Josef in der Stallidylle, Jesus einsam auf dem Berg, allein im Garten oder mit den Jüngern am See, Antonius vor seiner Höhle, Franziskus allein mit den Vögeln oder mit seiner Schar im Freien. Wenn uns die fernen Urbilder unserer Religion im städtischen Alltag wieder nahe gekommen sind, können sie auch heute noch Kraft und Halt geben in Krisenzeiten. Vielleicht halten wir sogar im Alltag Ausschau nach ihnen und arbeiten in der Stadt darauf hin, ihnen im Urlaub oder spätestens im Ruhestand näher zu kommen. Aber wir glauben zu wissen, dass sie über uns ebenso wenig oder so viel aussagen wie die Bilder unserer Reisekataloge. Echt sind sie nur als Bilder unserer Sehnsüchte. » Die Stadt umfängt uns mitsamt unseren Träumen. „Wir sind von ihr umgeben und umschlungen – unvermögend, aus ihr herauszutreten, und unvermögend tiefer in sie hineinzukommen. Ungebeten und ungewarnt nimmt sie uns in den Kreislauf ihres Tanzes auf und treibt sich mit uns fort, bis wir ermüdet sind und ihrem Arme entfallen. Sie schafft ewig neue Gestalten; was da ist, war noch nie; was war, kommt nicht wieder – alles ist neu, und doch immer das Alte“, sagt der Dichter – von der Natur. Auch deren Inszenierung als Idylle hat ihren Ursprung in der Stadt. Sie ist deren Gegenbild, das in der Stadt produziert wird und diese als Hintergrund voraussetzt, um verstanden zu werden. Solche Orientierungsmarken werden innerhalb der Mauern gebraucht, und sie weisen ohne diesen Zusammenhang drinnen wie draußen in die Irre. Seite 7 MatthäusKirche Wirtschaft Kunst Matthäus-Nachrichten · Sonderausgabe · Nr 1/13 Matthäuskirche in neuem Gewand Predigtreihe „Kirche – Wirtschaft“ 2013 „Suchet der Stadt Bestes!“ Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt hatte – nachdem der König Jechonja und die Königinmutter mit den Kämmerern und Oberen in Juda und Jerusalem samt den Zimmerleuten und Schmieden aus Jerusalem weggeführt waren –, durch Elasa, den Sohn Schafans, und Gemarja, den Sohn Hilkijas, die Zedekia, der König von Juda, nach Babel sandte zu Nebukadnezar, dem König von Babel: So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels, zu den Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen: Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger werdet. Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's auch euch wohl. Denn so spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Lasst euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen, und hört nicht auf die Träume, die sie träumen! Denn sie weissagen euch Lüge in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, spricht der HERR. Denn so spricht der HERR: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe. Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet. aus Jeremia 29 (Jeremias Brief an die Weggeführten in Babel, Lutherbibel 1984) » Die Stadt ist der gemeinsame „Sitz im Leben“ alter und neuer Schreckens- und Wunschbilder. Gerade in ihrer Doppelung von Bild und Gegenbild und als Arrangement von Figur und Hintergrund in wechselnden Konstellationen speichern die städtischen Traditionsmuster die traditionskritischen Erfahrungen vieler Generationen. Diese Erfahrungen haben vom Abendland aus das Gesicht der Erde geprägt und quer durch die Kulturen hindurch das kollektive Gedächtnis der Welt. Heute organisieren sie Bedeutung „glokal“. Stadt und Land haben sich immer aneinander orientiert, heute tun sie dies weltweit vernetzt in Zusammenhängen, die sich überlagern und die den Planeten verändert haben, auf dem wir durch das Weltall rasen. Es lohnt sich, die Schichten abzutragen und einzeln zu betrachten, um sich besser in einer Welt zurechtzufinden, in der mehr als die Hälfte der 3. November 2013 11:00 Uhr · Matthäuskirche Dr. Eberhard Schnebel (AEU) Group Risk Management, Commerzbank AG 10. November 2013 11:00 Uhr · Matthäuskirche Dr. Christiane Nickel Leiterin der Konjunkturanalyse der EZB 17. November 2013 11:00 Uhr · Matthäuskirche Kirchenpräsident Dr. Volker Jung Evangelische Kirche in Hessen und Nassau Predigtreihe mit moderierten Nachgesprächen Die Matthäuskirche ist ein Gottesdienstort mit bewegter Vergangenheit und wegweisender Zukunft. Immer wieder füllen Veranstaltungen wie die „Winterreise“ und die „Wiegenlieder“ die Kirche, in denen das Schicksal von Menschen am Rande der Gesellschaft die Herzen der Besucher bewegt. Ausstellungen wie „Das Kreuz mit dem Kreuz“, die Luminale-Inszenierungen des Gebäudes oder Lesungen regen Diskussionen an. Das alles geschieht nicht perspektivlos: Unsere Kirche soll zum zentralen Ort des Dialogs Kirche – Wirtschaft werden. Dabei geht es um Stiftung und Sponsoring und um das Brückenmedium Kunst als wichtige Zukunftsthemen der Kirche. Wie in unserer diakonischen Gemeindearbeit verpflichtet uns dabei die vorrangige Option für die Armen. Die kann sich in Widerspruch und Protest äußern. Aber wir fragen eben auch: Wie halten wir es selbst, wie hält es die Kirche mit dem Geld? Auf echte Zukunftsfragen gibt es keine einfachen Antworten. Bei unseren Diskussions- und Mediationsveranstaltungen geht es uns vor allem um die Pflege der Gesprächskultur und um die Stärkung des Verständigungspotentials unserer Gesellschaft. Menschheit in Städten wohnt und in der städtische Netze „das Land“ längst von allen Seiten umgeben. Die grünen Inseln zwischen den Städten sind als „Natur“ zur Deponie städtischer Träume und Wünsche geworden, geheiligt und gefährdet als Ort, an dem die Städter nach Herkunft und Zukunft suchen. » Die Stadt ist gelebte Werbung. Ein gebautes Versprechen: Heimat. aus Stadtreligion: Frankfurt - Babylon Wolfgang Nethöfel ISBN 978-3868930405 Abdruck mit freundlicher Genehmigung des EB-Verlag Dr. Brandt e.K., Berlin www.ebv-berlin.de Foto: Jakob von Siebenthal ... oder mit der Seite 8 Limousine? Investmentbanker gelten als Hauptbeteiligte in einem Spiel, von dem viele glauben, dass es uns unseren Wohlstand und unsere Sicherheit kostet. Aber wer sind diese Leute und was bewegt sie? Matthäus-Nachrichten · Sonderausgabe · Nr 1/13 Tod eines Investmentbankers Lesung mit Nils Ole Oermann 11. Oktober 2013 18:00 Uhr Matthäuskirche Frankfurt, Friedrich-Ebert-Anlage 33 Univ.-Prof. Dr. Dr. Nils Ole Oermann, geb. 1973, ist Direktor des Instituts für Ethik und Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung an der Leuphana Universität Lüneburg und hat dort eine Professur für Ethik mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und nachhaltiges Wirtschaften inne. Weiterhin ist er Direktor am Forschungsbereich "Religion, Politics and Economics" an der Humboldt Universität Berlin und Gastprofessor mit Schwerpunkt Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen. Von 20042007 war er der Persönliche Referent von Bundespräsident Dr. Horst Köhler, dem er bis heute zuarbeitet. Seit 2009 ist er zudem beratend für den Bundesminister der Finanzen, Dr. Wolfgang Schäuble, tätig. Er lebt mit seiner Familie in der Altmark. Foto: Anni K. (Freygeist) / photocase.com www.frankfurter-qraftwerk.de Nils Ole Oermann legt ausgehend von dem 2000 verstorbenen Aufstieg der Deutschen Bank im globalen Edson Mitchell, dem Prototypen des Investmentbankers, eine An- Investmentbanking. Mitchell machte die thropologie der Finanz- und Wirtschaftskrise vor und erzählt den Deutsche Bank ab Mitte der 1990er-Jahre von einem zweitklassigen MarktteilnehAnzeige mer zum Global Player im Investmentbanlesen – schreiben – lieben – leben king. Anshu Jain etwa, der Co-VorstandsWir suchen sechs mutige Männer vorsitzende der Deutschen Bank, wurde und sechs mutige Frauen, aus Frankfurt und Umgebung, maßgeblich von ihm geprägt. An Edson die zusammen ein Wochenende lang Mitchells Karriere lässt sich so gut wie vielum ihr Leben schreiben wollen. leicht an keiner anderen erklären, wie in Sie sollten es sich leisten können, den letzten 15 Jahren Investmentbanking denn wir lassen es uns etwas kosten, zum bestimmenden Spiel in der globalen sie an ihre Grenzen zu führen Finanzindustrie werden konnte, nach welund darüber hinaus. chen Regeln es gespielt wird und wer die Am 1. 10. anfangen! Bis zum Sommer ist viel zu tun. Spieler sind. In Kooperation mit dem Verlag Herder www.herder.de