UNIVERSITÄT PASSAU Philosophische Fakultät Lehrstuhl für Anthropogeographie Prof. Dr. Ernst Struck STUDIENPROJEKT im Rahmen der Modulgruppe E der Prüfungsordnung für den B.A. International Business and Cultural Studies AKKULTURATION oder ASSIMILATION Qualitativ-empirische Studie zur Entwicklung der deutschen Kultur innerhalb der mennonitischen Gemeinde Witmarsum in Brasilien NADINE HACKEMER Knauerstraße 15, 90443 Nürnberg [email protected] Matrikelnummer: 52594 Fachsemester: 7 1 INHALTSVERZEICHNIS 1. Themenstellung und Vorstellung der Interviewpartner...................................................... 3 2. Entstehung und Verbreitung der mennonitischen Glaubensgemeinschaft ....................... 4 2.1 Die mennonitische Migrationsgeschichte ................................................................................................................. 5 2.2 D ie Mennoniten in Brasilien ........................................................................................................................................ 6 3. Qualitativ-empirische Studie zur Entwicklung der deutschen Kultur innerhalb der mennonitischen Gemeinde Witmarsum in Brasilien .................................................................. 9 3.1 Das deutsche Kulturgut im Leben der Mennoniten ............................................................................................... 9 3.1.1 Deutsche Sprache ....................................................................................................................................................... 10 3.1.2 Bezug zum „realen“ Deutschland ........................................................................................................................ 12 3.2 Entwicklung und Fortgang der deutschen Kultur ................................................................................................ 13 3.2.1 Einfluss der Stadt Curitiba auf die Kooperative Witmarsum .................................................................... 13 3.2.2 Beitrag öffentlicher Einrichtungen und ehrenamtlichen Engagements ........................................... 14 3.3 Selbstverständnis der Mennoniten ............................................................................................................................ 14 4. Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse ..................................................... 16 5. TRANSKRIBIERTE INTERVIEWS .................................................................................. 18 6. LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................ 35 7. ANHANG .................................................................................................................................. 36 7.1 Witmarsums Hymne .......................................................................................................................................................... 36 7.2 Geographische Lage Witmarsum .................................................................................................................................. 37 8. EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG ................................................................................... 38 2 1. Themenstellung und Vorstellung der Interviewpartner Bei dem vorliegenden Studienprojekt handelt es sich um eine qualitative Umfrage zur Entwicklung der deutschen Kultur in der Kooperative Witmarsum in Brasilien. Die Studie wurde im Februar 2012 in Witmarsum im Bundesstaat Paraná durchgeführt und beschäftigt sich mit dem Verlauf der deutschen Kultur innerhalb der mennonitischen Kooperative. Für die Vorbereitung der achttägigen Studienreise diente ein früheres Auslandsjahr in Brasilien, während dem die Kooperative Witmarsum schon des Öfteren besucht wurde. Die Kooperative Witmarsum wurde als geografischer Referenzpunkt für die Untersuchung gewählt, da die ländliche Gemeinde durch ihre Nähe zur Großstadt Curitiba eine Sonderposition innerhalb der Kongregationen einnimmt. Probleme durch Urbanisierung und Landflucht sorgen für ein gewisses Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition. Der Sozial- und Kulturgeograph Prof. Dr. Wolf-Dietrich Sahr schreibt der Kolonie aus diesem Grund sogar eine soziale Integrationsfunktion zwischen Mennoniten und Brasilianern zu.1 Die Auswahl der befragten Personen beschränkte sich nicht auf eine bestimmte Altersgruppe. Es wurde Wert darauf gelegt, dass ein möglichst differenziertes Spektrum an Ideen und Meinungen der unterschiedlichen Generationen aufgezeichnet wird. Die interviewten Personen werden im Folgenden kurz vorgestellt: 1) Thiessen Sieghart (53), geboren in Witmarsum, wohnhaft in Witmarsum, berufstätig als FinanzKoordinator in der Verwaltung 2) Ewert Martin (29), geboren in Witmarsum, wohnhaft in Florianopolis, Student im Bereich Umweltschutz und Gründer der Umweltinitiative ›Coletivo BioWit – Ecopercepção, arte, cultura e integração‹ 3) Sabine Janzen (19), geboren in Witmarsum, wohnhaft in Curitiba, Studentin 4) Klaus Wedel (34), geboren in Witmarsum, wohnhaft in Curitiba, Bauingenieur 5) Ricardo Philippsen (27), geboren in Witmarsum, wohnhaft in Witmarsum, Student der Permakultur 6) Monika Penner Pauls (45), geboren in Witmarsum, wohnhaft in Witmarsum, Lehrerin und Schulleiterin am ›Colégio Estadual Kliewer‹ seit 1986 7) Hans Ulrich Kliewer (58), geboren in Witmarsum, wohnhaft in Witmarsum, Geschäftsführer der Pension, Back- und Kaffeestube Kliewer in Witmarsum. 8) Gertrud Fast (44), geboren in Uruguay, wohnhaft in Witmarsum, Hausfrau 1 SAHR, Wolf-Dietrich, 2004: Der Anker des Glaubens in entankerter Welt – Deutschsprachige Mennoniten zwischen Globalisierung und Nationalstaat. Ber. Z. dt. Landeskunde. Bd. 78, H. 2, 2004, S. 231-249. Flensburg. S. 244. 3 9) Lula Santana (50), „Integrierter“2, geboren in Curitiba, wohnhaft in Witmarsum, Bauer 10) Marco Kramer (21), geboren in Paranavaí, wohnhaft in Curitiba, Student der Architektur im 4. Semester Im Vorfeld der Studienreise wurde ein Fragenkatalog erstellt, welcher der Leitung der Interviews als Unterstützung diente. Im persönlichen Gespräch konnte dieser Leitfaden der Orientierung dienen, sollte aber zu keinem Zeitpunkt den natürlichen Verlauf des Gespräches stören oder behindern. Vor Ort wurden zehn qualitative Leitfadeninterviews mit insgesamt zehn Interviewpartnern aus Witmarsum und Curitiba geführt. Dies diente dazu, differenzierte Informationen über die Lebenssituation der Mennoniten, deren Alltag, Gebräuche und Riten zu erheben, Gründe und Hintergründe des mennonitschen Gemeindesystems zu beschreiben sowie die aktuelle Lage und Stimmung zu ergründen. Für die spätere Analyse der Interviews wurden die Gespräche mit einem Diktiergerät aufgezeichnet. Als Hintergrundmaterial für die Untersuchung dienten unter anderem verschiedene Studien des Dr. Prof. Wolf-Dietrich Sahr der Universidade Federal de Paraná. Der Geograph und Autor zu theoretischen Fragen der Interkulturalität und Migration und unzählige Berichte zum Thema Mennoniten und deren Entwicklung verfasst. Ziel der Studie ist es, die Entwicklung der deutschen Kultur innerhalb der Gemeinde so zu ergründen, dass eine - vorsichtige - Zukunftsprognose entworfen werden kann. Dabei sollte geklärt worden sein, ob es sich um eine Akkulturation, in der die Mennoniten Teile ihrer deutschen Kultur bewahren konnten, oder ob es sich um eine Assimilation, durch die deutsches Kulturgut verloren ging, handelt. 2. Entstehung und Verbreitung der mennonitischen Glaubensgemeinschaft Die Migrationsgeschichte der Mennoniten ist komplex. Selten migrieren Mennoniten in großen Gruppen; vielmehr finden sie sich in freiwilligen Kongregationen zusammen, eine Organisationsform, welche eine hohe sozialintegrative Wirkung hat.3 Trotzdem gibt es auch stark systemintegrative Elemente, die entweder ethnisch oder religiös konnotiert sind. Die ethnischen Elemente, wie die plattdeutsche Sprache, kommunitäre Arbeitstechniken, demokratische Selbstverwaltung, bestimmte Kulinaria und Liedgut, ähneln dabei oft den Untersuchungsgegenständen einer traditionellen Deutschen Landeskunde und werden auch von den Mennoniten häufig als „typisch 2 Hans Ulrich Kliewer verwendete diesen Ausdruck innerhalb eines Vorgespräches zur Definition von Brasilianern, die der Kolonie Witmarsum zugezogen sind, aber per se keine Mennoniten sind. 3 Vgl. SAHR, Wolf-Dietrich, Der Anker des Glaubens in entankerter Welt, a.a.O, S. 238. 4 deutsch“ empfunden. So betrachtet scheinen die christliche Lehre und die deutsche Kultur klare Fixpunkte ihrer Identität zu sein. Allerdings zeigt sich bei näherem Hinsehen, dass diese doppelte interne Systemintegration nicht konstant bleibt, sondern vielmehr Resultat eines über die Jahrhunderte hinweg aufgebauten Spannungsverhältnisses ist.4 Im Folgenden wird die Migrationsgeschichte der Mennoniten von den Anfängen bis zur Entstehung Witmarsums angedeutet. 2.1 Die mennonitische Migrationsgeschichte Der Ausgangspunkt für die Entstehung der mennonitischen Glaubensgemeinschaft ist in der Schweiz um das Jahr 1525 zu suchen. Die Mennoniten stammen von der radikalen reformatorischen Richtung in Zürich, den Täufern ab.5 Infolge des Züricher Zerwürfnisses der Täufer Konrad Grebel und Felix Manz mit Huldrich Zwingli im Januar des Jahres 1525 trennte sich eine Gruppe von den Reformatoren Manz und Zwingli, weil sie in Fragen der Kindstaufe, des Kriegsdienstes und der Stellung der Kirche zum Staat nicht übereinstimmte. Man bezeichnete diese neue Religionsgemeinschaft spöttisch als Bewegung der Wiedertäufer, da sie fortan viele Erwachsene auf ihren Glauben taufte und mit ihnen das Abendmahl feierte. Schnell breiteten sich diese „wiedertäuerischen“ Ansichten in der Schweiz und in Süddeutschland aus, und schon 1527 treffen sich ihre Führer im Kanton Schaffhausen, um das sogenannte „Schleitheimer Bekenntnis“ abzugeben. Dieses fixiert die Regeln ihrer Sozialintegration systemisch. Dazu gehören die Erwachsenentaufe mit individuellem Bekenntnis, die selbstverwaltete Gemeindezucht, das Abendmahl nur für Glaubende, die Absonderung von der „bösen“ Welt, die selbstständige demokratische Erwählung der Hirten, die Ablehnung des Schwertes (Waffendienstes) und das Verbot des Schwörens.6 Dieses für jene Zeit sehr aufrührerische Verhalten veranlasste die Stadtregierung, die Wiedertäufer zu verbannen. Die bald einsetzende grausame Verfolgung von Seiten der Reformierten Kirche trug dazu bei, dass sich die Täuferbewegung schnell über Deutschland ausdehnte und schließlich auch die Niederlande erreichte.7 Der Name ihrer Anhänger „Mennoniten“ geht auf den einstigen katholischen Priester Menno Simons zurück, der ab 1536 ihre Ideen im ländlichen Raum Groningens, Frieslands und Hollands predigte und Führer als auch Organisator der verfolgten Gemeinde wurde. Ab 1700 wird das Land in der Niederlande so knapp, dass sich 4 DYCK, C. (1981, S.23). HACK, H. (1961, S.14). 6 GERLACH, H. (1980, S.5). 7 HACK, H. (1961, S.14). 5 5 die mennonitischen Höfe in die deutschsprachigen ehemaligen Deutschordensgebiete ausbreiten. Bis zu diesem Zeitpunkt ist Niederländisch die allgemeine Umgangssprache, v.a. gefördert durch die reichen Danziger Mennoniten, die ihre Kinder noch immer nach Amsterdam auf die Schule schicken. Erst ab 1757 werden die Gottesdienste in Deutsch abgehalten, und als 1772 das Weichseldelta an Preußen abgetreten wird, sind aus Flamen und Friesen, „richtige“ Deutsche geworden. Ab 1780 wanderten die Mennoniten in die Südukraine ab, da es schon alsbald zu Konflikten mit den deutschen Herren kam. Dort ließen sie sich zwischen ukrainischen und russischen Siedlern um Cortitza nieder und durften ihre Religion und ihr Gewerbe frei ausüben.8 1803 erhielten sie ein weiteres Siedlungsgebiet in der Nähe der Krim, in der Molotschna.9 Fast alle kleineren Siedlungen der Mennoniten sind Straßendörfer, eine Siedlungsform, die sie von den Niederlanden über Westpreußen nach Russland und später nach Amerika tragen. Mit der Verstärkung der russischen Nationalisierungspolitik unter Alexander II. und Alexander III. verlieren die Mennoniten ihr Wehrpflichtprivileg, jetzt müssen auch sie Zivildienst leisten.10 Konsequenterweise reagieren sie erneut mit Auswanderung, diesmal in die Präriestaaten der USA und Kanadas.11 Daneben entstehen die ersten Kolonien in Südamerika, v.a. in Mexico, Paraguay und Bolivien.12 Kurz vor der russischen Revolution verschlimmert sich die Situation der Mennoniten Russlands dramatisch. Als der Fünfjahresplan von Stalin 1927 das Besitzrecht auf Land abschafft, alle Produktionsmittel vergesellschaftet und letztlich die Dorfstruktur auflöst, ist das der Todesstoß für das mennonitische Sozialwesen in Russland.13 Aus der organisierten mennonitischen Diaspora Russlands werden wieder Flüchtlinge, deren einziger Zusammenhalt das Netz ihres Glaubens darstellt. 2.2 Die Mennoniten in Brasilien In Folge der Kollektivierungspolitik Stalins und persönlicher Drangsalierungen fliehen 1929 etwa 8000 Mennoniten und 4000 Deutschstämmige nach Moskau, wo sie in Vorsiedlungen prekär untergebracht sind. Nach großen Bemühungen des deutschen Botschafters und mennonitischer Unterstützer dürfen 3885 Mennoniten am 25. November 1929 unter dramatischen Umständen nach 8 KAPPELER, A. (1993, S. 52-53). URRY, J. 1989: None but Saints: The transformation of Mennonites in Russia, 1789-1889. Winnipeg. 10 KAPPELER, A. 1993: Russland als Vielvölkerreich. Entsehung, Geschichte, Zerfall. München, S. 207. 11 PENNER, H. 1955: Weltweite Bruderschaft. Ein mennonitisches Geschichtsbuch. Karlsruhe. S. 143. 12 FRÖSCHLE, H. (Hrsg.) 1979: Die Deutschen in Lateinamerika. Schicksal und Leistung. Tübingen. 13 KLASSEN, P. 1995: Mennoniten in Brasilien. Band 1: Rio Alto Krauel und Stoltzplateau in Santa Catarina. Bolanden-Weiherhof. S.25 ff. 9 6 Brasilien ausreisen. Dort kommen sie in die Gebiete der Hanseatischen Kolonisationsgesellschaft in Santa Catarina; die anderen werden nach Sibirien verbracht oder verschwinden einfach. Im südbrasilianischen Bundesstaat leben zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 250.000 Deutschstämmige, gerade um Joinville, das in der Nähe von Curitiba liegt.14 Die Mennoniten sind damit in eine ethnisch stark deutsch geprägte Umgebung gekommen, allerdings ist der nationalstaatliche Kontext erneut ein fremder. Zunächst versuchen die Siedler in Santa Catarina eine Selbstverwaltung aufzubauen, doch Divergenzen zwischen Siedlergemeinschaft und Kooperative führen dazu, dass sich einige Mennoniten auf zwei angekaufte Fazendas bei Curitiba, der Hauptstadt des benachbarten Bundesstaates Paraná, niederlassen. Die Fazendas werden von den Neusiedlern in sogenannte chácaras von 3 bis 25 ha aufgeteilt und es wird vor allem Viehwirtschaft betrieben. Bereits 1935 gibt es in Boqueirão eine Schule, wenig später eine Kirche. 1947 wird die Konsumgenossenschaft Boqueirão gegründet und 1959 folgt eine Milchkooperative, die für anderthalb Jahrzehnte fast ganz Curitiba beliefert. So wiederholen sich die bereits bekannten sozialintegrativen Muster der Mennoniten (Schule, Kirche, Siedlergemeinschaft, Kooperative) bei der ökonomischen Integration in Brasilien. Es gelingt immer mehr auch interne Interessenskonflikte zu überwinden, wobei die religiöse Zersplitterung weiterhin erhalten bleibt. Im Gegensatz zur religiösen Zersplitterung aber verleiht das Bewusstsein einer deutschen Diaspora in einer portugiesischsprachigen Welt anzugehören, den Mennoniten eine gewisse systemintegrative Stabilität.15 Diese beginnt sogar über die Gruppe auszugreifen und fördert die Zusammenarbeit mit anderen deutschstämmigen Brasilianern. 1940 kollidiert dies jedoch mit der Nationalisierungspolitik von Getulio Vargas, der während des Zweiten Weltkriegs den Gebrauch des Deutschen verbietet. Darauf reagieren die Mennoniten mit ethnischer Flexibilität und bezeichnen ihr Plattdietsch als Holländisch. Ab 1955 beginnt die Suburbanisierung Curitibas auch die Regionen von Boqueirão und Xaxim zu erfassen. Dies wird von vielen „ländlichen“ Mennoniten mit Argwohn betrachtet und so organisieren Angehörige der Brüdergemeinde ein Siedlungskomitee, um dem sich nähernden „Sodom“ zu entgehen. Schließlich finden sie 1.500 km südlich von Curitiba Land und richten dort die Siedlung „Colônia Nova“ ein, die heute drei Dörfer hat.16 Angehörige der Allianzgemeinde haben zudem bereits am 7. Juni 1949 im Hochland von Paraná, 50 Kilometer 14 WAIBEL, L. 1955: Die europäische Kolonisation Südbrasiliens. Bonn (=Colloquium Geographicum, 4). SAHR, W.-D.; C.L. LÖWEN SAHR 2000: Menonitas brasileiros às margens do mundo nacional: um estudo de geografia social e cultural. In: Rae’Ga (Curitiba) 4, S. 61-84. 16 Vgl. SAHR, Wolf-Dietrich, Der Anker des Glaubens in entankerter Welt, a.a.O, S. 243. 15 7 westlich von Curitiba, die Fazenda „Cancela“ erworben. 17 Mit dem Kauf der etwa 7600 Hektar großen Fläche, beginnt die Geschichte Witmarsums. Man teilt die Fazenda in fünf Dörfer auf und jede Familie erhält 100 bis 200 Acker Land. Diejenigen, die in Curitiba bleiben, veräußern große Teile ihrer Grundstücke, bleiben aber in ihrem sich urbanisierendem Stadtvierteln wohnen und integrieren sich auch beruflich ins städtische Umfeld. Im ländlichen Raum ist es die Kooperative Witmarsum, die eine soziale Integrationsfunktion zwischen Mennoniten und Brasilianern wahrnimmt. Heute sind viele Kooperativenmitglieder nicht mehr nur „Deutsche“, sondern „Brasilianer“, und manche sogar nicht einmal Mennoniten.18 Hier zeigt sich, wie sich ethnische oder religiöse Grenzen überspringen lassen auf der Basis der christlichen Ideologie von individuellen Zusammenschlüssen, und wie dabei die Modernisierung Brasiliens vorangetrieben werden kann. Allerdings hat die landwirtschaftliche Modernisierung, einhergehend mit tiefen sozialen Fiktionen, die religiösen Divergenzen in den 1950er Jahren verstärkt. Als sich die sozialen Spannungen während der 1970er Jahre jedoch wieder vermindern, erniedrigen sich auch die religiösen Spannungen und es entwickelt sich wieder ein offener Dialog zwischen den Gruppen.19 Während der Militärdiktatur von 1964 bis 1984 kam es in Brasilien zu einer Neubewertung der ethnischen Komponente von Deutschen durch die Regierung. Davon blieben auch die Mennoniten nicht unberührt, wie vor allem der Besuch des Staatspräsidenten General Ernesto Geisel in Witmarsum zeigt, der selbst deutscher Abstammung war. Die systemintegrative Stabilisierung des „Deutschen“ valorisierte dabei vor allem traditionelle mennonitische Institutionen wie Schule und Kooperative, die von den Militärs als wesentliche Elemente eines modernen Brasiliens ausgewiesen wurden. Die Anerkennung dieser Sozialinstitutionen im brasilianischen Kontext verstärkt so die Integration der Mennoniten in die brasilianische Gesamtgesellschaft. Seit den 1980er Jahren macht sich nun ein „brasilianischer“ Einfluss sogar bei den religiösen Phänomenen bemerkbar. Dies zeigt sich zum Beispiel an der Diskussion um die charismatischen Bewegungen, die das Zungenreden, Gemeinsames Singen und Tanzen, Krankenheilung und Ähnliches pflegen und für einige Mennoniten heute sehr attraktiv erscheinen. Zusätzlich hat die verstärkte Sozial- und Missionsarbeit der Mennoniten zur Gründung mehrerer portugiesischsprachiger Gemeinden in Curitiba und Witmarsum geführt; dadurch verändert sich jetzt auch ihr ethnisches Profil.20 17 KLASSEN, P. 1995: Mennoniten in Brasilien. Band 2: Siedlungen Gruppen und Gemeinder in der Zerstreuung. Bolanden-Weiherhof. 18 Vgl. SAHR, Wolf-Dietrich (2004, S. 244). 19 Vgl. KLASSEN, P. (1995, S.127). 20 Vgl. SAHR, Wolf-Dietrich (2004, S. 245). 8 3. Qualitativ-empirische Studie zur Entwicklung der deutschen Kultur innerhalb der mennonitischen Gemeinde Witmarsum in Brasilien Wie schon im Vorfeld erwähnt, wurde vor der Studienreise ein Fragenkatalog erstellt, welcher Leitung der Interviews als Unterstützung diente. Vor Ort wurden zehn qualitative Leitfadeninterviews mit insgesamt zehn Interviewpartnern aus Witmarsum und Curitiba geführt. Dies diente dazu, differenzierte Informationen über die Lebenssituation der Mennoniten, deren Alltag, Gebräuche und Riten zu erheben, Gründe und Hintergründe des mennonitschen Gemeindesystems zu beschreiben sowie die aktuelle Lage und Stimmung zu ergründen. Im Folgenden soll nun anhand dieser Interviews die Entwicklung der deutschen Kultur innerhalb der Kooperative Witmarsum so ergründet werden, dass eine - vorsichtige - Zukunftsprognose entworfen werden kann. Dabei sollte geklärt worden sein, ob es sich um eine Akkulturation, in der die Mennoniten Ihrer deutschen Kultur treu blieben, oder ob es sich um eine Assimilation, durch die deutsches Kulturgut verloren ging, handelt. 3.1 Das deutsche Kulturgut im Leben der Mennoniten „Há muito se discute se ser menonita é uma opção religiosa ou se é uma situação étnica, daí já é possível perceber o quão íntimo esses dois aspectos dos menonitas estão ligados. Para mim, sempre foi „óbvio“ que um menonita era automáticamente um alemão.“21 Ricardo Philippsens Aussage steht stellvertretend für die starke Verknüpfung der mennonitischen Kultur mit der deutschen. Es stehe außer Frage für ihn, dass man als Mennonit auch „deutsch“ sei. Im alltäglichen Leben der Mennoniten ähneln die ethnischen Elemente, wie die plattdeutsche Sprache, kommunitäre Arbeitstechniken, demokratische Selbstverwaltung, bestimmte Kulinaria und Liedgut, oft den Untersuchungsgegenständen einer traditionellen Deutschen Landeskunde.22 Was dabei genau Kultur ausmacht gestaltet sich angesichts des interdisziplinären Charakters komplex. In dieser Studie soll der Kulturbegriff der „Dichten Beschreibung“ 23 von Clifford Geertz Anwendung finden. Geertz bezieht sich dabei auf Max Weber, indem er Kultur als ein selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe beschreibt, in das der Mensch verstrickt ist. Dabei steht im Vordergrund, dass sich 21 Vgl. INTERVIEW 5 mit Ricardo Philippsen Vgl. DYCK, C. (1981, S. 64). 23 GEERTZ, C. (1987, S. 47). 22 9 Kultur in ständiger Herstellung und Wandlung befindet.24 Die Mehrzahl der Befragten äußert sich zur Frage „Was empfinden Sie als „deutsch“ in der Klutur der Mennoniten gleichermaßen: Gertrud Fast bezeichnet vor allem „Sprache, Essen, Gewohnheiten, Kindererziehung“25 als „deutsch“. Die Schulleiterin Monika Penner Pauls ordnet die deutschen Tugenden wie „Pünktlichkeit, Korrektheit und Wahrhaftigkeit“26 der eigenen Kultur zu. „Wenn ein Mennonit etwas sagt, kann man sich darauf verlassen, dass es wahr ist, und was er verspricht, hält er auch. Außerdem sind die Mennoniten, wie ich es auch von den Deutschen empfinde, viel verschlossener als z.B. die Brasilianer.“27 Dem stimmt auch Sabine Janzen zu. Die Studentin bezeichnet neben der Sprache, den Gewohnheiten und Bräuchen, der Disziplin auch die „frieza“, die Kälte als charakteristisch „deutsch“ für die mennonitische Kultur. 3.1.1 Deutsche Sprache Die deutsche Sprache in der Kolonie Witmarsum stellt heute ein einzigartiges Phänomen dar. Man könnte Witmarsum als außergewöhnliche „Sprachinsel“ bezeichnen. Dies ist zum Einen das Resultat des Anpassungsprozesses der „teuto-russo-brasileiros“28, zum Anderen ist es das Ergebnis der Sprachkonservierung innerhalb der Kooperative. Seit der Gründung im Jahre 1951 bis heute ist der plattdeutsche Dialekt, das Hochdeutsche sowie das Portugiesische Teil des Alltags in der Kolonie. Erwähnenswert erscheint an dieser Stelle auch die Hymne Witmarsums29, die in deutscher Sprache von Gustav Reimer und Benno Asseburg geschrieben wurde und deren Melodie aus Russland stammt. Grammatik, Syntax und Groß- und Kleinschreibung machen schnell klar, dass es sich hierbei nicht um ein Deutsch handelt, das den deutschen Rechtschreibregeln entspricht. Obwohl eine konservative Tendenz in Bezug auf Beibehaltung der Kultur und der deutschen Sprache festzustellen ist, besteht eine klare Neigung hin zur sprachlichen Akkulturation und Transformation in der Kolonie. So sprachen sich alle Befragten der Studie ausnahmslos dafür aus, dass es wichtig sei ein gutes Deutsch zu beherrschen. Die Antworten hierfür reichten von „ [...] es bereichert die Kommunikation; ist ein kulturelles Gut, das erhaltenswert ist. [...]“30 24 Vgl. GEERTZ, C. (1987, S. 9). Vgl. INTERVIEW 8 mit Gertrud Fast, Frage 7 26 Vgl. INTERVIEW 6 mit Monika Penner Pauls 27 Vgl. INTERVIEW mit Monika Penner Pauls, Frage 7 28 SIEMENS DÜCK, E. (2005, S.15) 25 29 30 Vgl. ANHANG 1 Vgl. INTERVIEW 1 mit Sieghart Thiessen 10 bis hin zu „Ich finde, es ist wichtig, jede Sprache gut zu sprechen.“31. Doch nahezu alle Interviewten sahen in einem guten Deutsch einen gewichtigen Vorteil angesichts der Berufschancen: „Die Chancen für Beruf und Kontakte sind größer“.32 Die große Bereitschaft, die Interviews in deutscher Sprache mit mir zu führen, verstärkte die Annahme eines tendenziell eher konservativen Charakters innerhalb der Gemeinde. Sechs von zehn Interviews wurden in deutscher Sprache abgehalten. Zuhause wird in vielen mennonitischen Familien auch nach wie vor die deutsche Sprache verwendet. Gertrud Fasts Familie spricht nur Deutsch innerhalb des Hauses, um die Sprachen nicht zu vermischen.33 Zwar spricht die Familie von Martin Ewert mittlerweile mehr Portugiesisch, aber während der Kindheit wurde im Haus der Großmutter nur Deutsch gesprochen, weil, nach den Angaben des Students, zu stolz war, um sich jemals die portugiesische Sprache anzueignen. 34 Sieghart Thiessen berichtet davon, dass die Familie beides spricht, dies sei themen- und situationsabhängig. Aber grundsätzlich spreche man eher Deutsch. „Wir leben nun mal in einem portugiesisch sprechenden Land, wollen die deutsche Sprache aber sehr gerne erhalten.“35, unterstreicht der dreifache Familienvater. Die 19-Jährige Sabine Janzen bedauert es dagegen, dass bei ihr zu Hause nur Portugiesisch gesprochen wird, da ihre Mutter das Deutsche selbst nicht beherrscht. So spricht meine Interviewpartnerin nur gelegentlich mit der Großmutter, ihrem Bruder oder Freunden.36 Ricardo Philippsen redet mit seiner Familie normalerweise Plautdietsch. Er ist der Meinung, dass es wichtig sei, eine Sprache, die ausdrückt wer und was man ist, beizubehalten: „[...] creio que seja importante manter uma lingua tão intimamente ligada com quem nós somos.“37 Trotz der konservativen Tendenz in Bezug auf Kultur und deutscher Sprache, sind schon etliche portugiesische Wörter im Plautdietsch sowie im Hochdeutschen zu finden. Dies wird besonders deutlich, wenn es sich um Wörter handelt, die es vor der Immigration der Mennoniten im Jahre 1930 noch nicht gab. Dieses Phänomen, das aufgrund einer Notwendigkeit stattfand und das als eine allgemeine Charakteristik in multilingualen Gemeinschaften betrachtet wird, weist auf eine gewisse Dynamik zwischen den Sprachen in Witmarsum hin. Die Gottesdienste werden momentan in portugiesischer und deutscher Sprache abgehalten. Gera 31 Vgl. INTERVIEW 6 mit Hans Ulrich Kliewer Vgl. INTERVIEW 8 mit Gertrud Fast 33 Vgl. INTERVIEW 8 mit Gertrud Fast 34 Vgl. INTERVIEW 2 mit Martin Ewert 35 Vgl. INTERVIEW 1 mit Sieghart Thiessen 36 Vgl. INTERVIEW 3 mit Sabine Janzen 37 Vgl. INTERVIEW 5 mit Ricardo Philippsen 32 11 de schalten zwei deutschsprachige Kirchen aber auf Landessprache um.38 Der brasilianische Einfluss macht sich so auch bei religiösen Phänomenen bemerkbar. Die Tendenz zur Akkulturation wird ersichtlich, wenn man die, seit den 80er Jahren, entfachte Diskussion um charismatische Bewegungen, die das Zungenreden, gemeinsames Singen und Tanzen, Krankenheilung und Ähnliches, ins Auge fasst und in Betracht zieht, dass diese für einige Mennoniten heute sehr attraktiv erscheinen.39 Dabei ist der Übergang von deutschprachigen Gottesdiensten hin zu portugiesischsprachigen nur ein weiterer Schritt hin zur Integration und Anpassung an das neue Lebensumfeld. 3.1.2 Bezug zum „realen“ Deutschland Auch wenn die Befragten deutsche Charakteristika innerhalb ihres eigenen Kulturguts erkennen, beruht diese Auffassung nur auf einem imaginären Bild Deutschlands. Sprache und Verhalten der Mennoniten ist zwar ethnisch deutsch geprägt, aber in ihrer Migrationsgeschichte haben sie zu keiner Zeit im physischen Deutschland gelebt. Nur drei Personen waren bisher schon einmal aus verschiedenen Gründen in Deutschland. So war Klaus Wedel als Preisträger des PAD (Pädagogischer Austauschdienst) in Deutschland.40 Monika Penner Pauls war ebenso im Rahmen eines pädagogischen Austauschdienstes in der Bundesrepublik. Aber nicht nur berufliche Gründen trieben sie ins Land, ihre Familie kam auch ein weiteres Mal nach Deutschland um Freunde zu besuchen.41 Hans-Ulrich Kliewer kam nach Deutschland der Arbeit und der Ausbildung wegen.42 Diejenigen, die noch nicht in Deutschland waren, nennen entweder den Tourismus, bessere Ausbildungsmöglichkeiten oder die Aufbesserung der deutschen Sprache als Gründe für eine Reise ins besagte Land. „Ich würde gerne nach Deutschland, um Kultur, Land und Leute live kennenzulernen. Und natürlich um Freunde zu besuchen.“, sagt Sieghart Thiessen.43 So ist der Bezug zum „realen“ Deutschland nahezu rein kulturgeschichtlich geprägt und erhält nur ansatzweise Anstöße von Außen wie durch Fernsehprogramme wie die „Deutsche Welle“, kurze Aufenthalte in Deutschland oder Besuche von Deutschen. 38 Vgl. INTERVIEW mit Hans-Ulrich Kliewer Vgl. SAHR, Wolf-Dietrich (2004, S. 245). 40 Vgl. INTERVIEW 4 mit Klaus Wedel 41 Vgl. INTERVIEW 6 mit Monika Penner Pauls 42 Vgl. INTERVIEW 7 mit Hans-Ulrich Kliewer 43 Vgl. INTERVIEW 1 mit Sieghart Thiessen 39 12 3.2 Entwicklung und Fortgang der deutschen Kultur Was die Zukunft angesichts der Entwicklung der deutschen Kultur in der Kolonie angeht, sind die Antworten der Befragten sehr unterschiedlich. Martin Ewert wünscht sich eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft für Witmarsum: „Recurso financeiro para investir em tecnologia de ponta para uma agricultura ecologia que ajude economicamente na transição para a sustentabilidade e auto-suficiência energética e alimentar de Witmarsum.“44 Einen „Schmelztiegel“ indem „verschiedene Farben, Kulturen, Sprachen und eine Kirche“45 Platz finden, ersehnt sich der Brasilianer Lula Santana. Der Architekturstudent, Marco Kramer, stellt sich ein geeinigtes Witmarsum vor, das nicht in der Vergangenheit endet.46 „Dass die Sprache noch lange Zeit erhalten wird. Dann, dass wir auch Bräuche pflegen, z.B. Tänze, das deutsch-mennonitische Essen, usw. Ein größerer Austausch mit Deutschland wäre auch zu wünschen“47, meint die Schuldirektorin Monika Penner Pauls. Dies unterstützt auch Hans-Ulrich Kliewer mit seiner Aussage: „Ein stärkeres Bewusstsein, was man den jüngeren Generationen mitgeben kann.“48 Das Fortleben deutschen Kulturguts in der Kolonie Witmarsum wird so durch die mentale Einstellung der Mitglieder in der Kolonie bestimmt und fortgetragen. 3.2.1 Einfluss der Stadt Curitiba auf die Kooperative Witmarsum Auch dem Einfluss der Stadt Curitiba auf die Kultur und das Leben in der Kooperative wurde schon im November 1998 in einer Schrift mit dem Titel „War die Stadt unser Untergang“ des Geschichtsvereins große Bedeutung beigemessen. Die Teilnehmer der Befragung bestätigten allesamt den großen Einfluss der Stadt. „Besonders durch den ansteigenden Tourismus, der deutsche Kultur „anfassen“ will“49, sieht Hans-Ulrich Kliewer die Ursache für die Bedeutung der Hauptstadt von Paraná für Witmarsum. Martin Ewert untersteicht dies mit seiner Aussage: „Tudo gira em torno de Curitiba.“50 Der große Einfluss hinge vor allem mit der Möglichkeit der Weiterbildung für die jüngeren Generationen, den Einkaufsmöglichkeiten oder um andere Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, betont Sabine Janzen. „Natürlich beeinflusst dieses auch das Leben bei uns, denn viele leben und studieren in der Stadt und bringen so Veränderungen in die 44 Vgl. INTERVIEW 2 mit Martin Ewert Vgl. INTERVIEW 9 mit Lula Santana 46 Vgl. INTERVIEW 10 mit Marco Kramer 47 Vgl. INTERVIEW 6 mit Monika Penner Pauls 48 Vgl. INTERVIEW 7 mit Hans-Ulrich Kliewer 49 Vgl. INTERVIEW 7 mit Hans-Ulrich Kliewer 50 Vgl. INTERVIEW 2 mit Martin Ewert 45 13 Siedlung“51, ist sich die Lehrerin Monika Penner Pauls sicher. Auch Lula Santana meint, dass die Stadt vor Allem durch ihre Touristen das Dorf beeinflusse.52 3.2.2 Beitrag öffentlicher Einrichtungen und ehrenamtlichen Engagements Hinsichtlich der Bewahrung des mennonitischen Kulturguts steht vor Allem die Familie im Vordergrund. Hier wird die deutsche Sprache gepflegt, deutsches Essen gekocht und es werden deutsche Fernsehprogramme angesehen. Aber auch in der Folklore wird die Kultur fortgetragen. „Por exemplo, quando as pessoas da colônia estão festejando o aniversário da Colônia ou dos Menonitas do Brasil, as mulheres que vendem seus produtos usam Dirndlkleider.“53, erzählt Sabine Janzen. Aber auch durch Institutionen wie den Museen oder der Schule wird das Kulturgut bewahrt. Einige der Befragten engagieren sich auch ehrenamtlich in der Gemeinde, so hilft Monika Penner Pauls in der Musikabteilung, leitet mit ihrem Mann einen Hauskreis und hilft mit „wo es nötig ist.“54 Sabine Janzen unterstützt die Kirche und wenn möglich übernimmt sie auch Verantwortung für die Jugendgruppe. Erkennbar wird bei einigen der Befragten der Wille deutsches Kulturgut auch durch ehrenamtliches Engagement fortzutragen um so das Fortleben deutscher Tradition innerhalb mennonitischer Kultur zu gewährleisten. 3.3 Selbstverständnis der Mennoniten Die Veränderung des ethnischen Profils der Mennoniten in Brasilien führte auch innerhalb der Kooperative Witmarsum zu einer Debatte über das mennonitische Selbstverständnis. Beispielhaft dafür steht die 70-Jahr-Feier der Einwanderung nach Brasilien. Diese begann am 25. November 2000 mit jener Debatte. Dabei wurde betont, dass heute das Kulturelement gleichwertig und partnerschaftlich nebem dem luso-brasilianischen stehe. Diese Auseinandersetzung macht den reflexiven Charakter des mennonitischen Selbstverständnisses deutlich.55 In diesem Rahmen ist es höchst interessant in Erfahrung zu bringen, welche der beiden Kulturen 51 Vgl. INTERVIEW 6 mit Monika Penner-Pauls Vgl. INTERVIEW 9 mit Lula Santana 53 Vgl. INTERVIEW 3 mit Sabine Janzen 54 Vgl. INTERVIEW 6 mit Monika Penner-Pauls 55 Vgl. SAHR, Wolf-Dietrich (2004, S. 246). 52 14 eine größere Rolle im alltäglichen Leben der Befragten spielt. Ricardo Philippsen fühlt sich trotz der eigentlichen „Isolation“ der deutschen Kultur viel mehr durch sie geprägt als durch die Brasilianische: „Percebo muito mais semelhanças com as características do povo alemão do que com as dos brasileiros.“56 Auch Hans-Ulrich Kliewer und Klaus Wedel stimmen dem zu. Drei weitere Interviewpartner sehen sich durch beide Kulturen geprägt. „Acho que é um pouco de dois. O que eu possuo da cultura alemã é a disciplina, pontualidade, seriedade. Da cultura brasileira é a língua (que falo bem mais do que o alemão), extroversão e ter um jeito pra tudo“57, sagt Sabine Janzen. Wohingegen sich Martin Ewert ausdrücklich dafür ausspricht, dass die brasilianische Kultur einen größeren Teil in seinem Leben ausmacht, obwohl er eigentlich ursprünglich „deutsch“ erzogen wurde. Ebenso der Finanzverwalter Sieghart Thiessen sieht dass „ [...] wir uns weitgehend integriert und situationsgemäß der brasilianischen Kultur angepasst“ haben. Für Marco Kramer, der nicht in Witmarsum großgeworden ist, ist die brasilianische Kultur viel präsenter als die deutsche. Zusätzlich merkt er an, dass es eine „deutsche“ Kultur, wie man sie sich vorstelle, so gar nicht gäbe in Witmarsum: „lá [em Witmarsum] possuí uma cultura única, que carrega uma bagagem histórica muito grande de diversos lugares por onde os Menonitas passaram, a Alemanhã é resgatada na língua e em costumes muito ponuais, já a cultura brasileira abrange tudo, não tem como dizer exatamente o que é cultura brasileira, existe tudo no Brasil e o Brasil aceita a todos. Talvez possa se dizer que pela mistura cultural que existe em Witmarsum ela é genuinamente Brasileira.“ So ist, nach Marco Kramer, die Kultur, die in Witmarsum gelebt wird geradezu beispielhaft für Brasilien. Diesem multiethnischen Gedanken kommt auch die Antwort auf die Frage inwiefern der Einfluss der brasilianischen Kultur eher als positiv oder negativ empfunden wird entgegen, denn nach Sieghart Thiessen ist sie „positiv, in soweit wie jede Kultur eine Bereicherung ist, ist die brasilianische Kultur besonders vielseitig.“58 Ebenso Hans-Ulrich Kliewer sieht es als eine große Bereicherung an in zwei Kulturen zu leben. Zwar hat nach den Angaben einiger Befragten, die deutsche Kultur einen prägenderen Charakter im eigenen Leben als die brasilianische, aber nahezu alle Interviewten stimmen der Aussage zu, dass man behaupten könnte, die brasilianische Kultur mache im alltäglich Leben einen größeren Teil aus. Ricardo Philippsen äußert sich hierzu folgendermaßen: „A cultura brasileira é mais facilmente percebida pois ela nos rodeia o tempo todo, 56 Vgl. INTERVIEW 5 mit Ricardo Philippsen Vgl. INTERVIEW 3 mit Sabine Janzen 58 Vgl. INTERVIEW 7 mit Hans-Ulrich Kliewer 57 15 seja na rua, na televisão etc. Isso a toma mais presente, não necessáriamente mais importante.“59 Demnach fühlt sich ein Mennonit aus Witmarsum beiden Kulturen zugehörig, wobei es ihm freigestellt zu sein scheint, welche der Charakteristiken der jeweiligen Kultur er sich aneignet. Monika Penner Pauls ist sich sicher, dass sie durch beide Kulturen geprägt wurde. „Vieles habe ich von der deutschen Kultur, anderes wieder von der brasilianischen.“60 Auch Gertrud Fast stimmt dem zu. So wird durch die Interviewergebnisse ersichtlich, dass beide Kulturen gleichberechtig und partnerschaftlich zueinander stehen. 4. Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse Die Integration von Immigranten geschieht oft durch eine Transposition der Kulturen, die sich für eben diese Immigranten entwickelt um kulturelle Restriktionen zu überwinden. Unter „Transpositionskultur“ versteht man in diesem Kontext eine flexible Struktur die kulturelle Elemente verschiedenster Ursprünge in einem komplexen Spiel von Widersprüchen und Verschmelzungen verbindet. Diese Studie interpretiert die mennonitische Kultur als eine Kultur der Transposition, die höchst unterschiedlichste Erfahrungen entlang der langen Geschichte der Mennoniten in sich vereint. Jede Kultur der Transposition erlebt tagtäglich die Dialektik zwischen der sozialen Integration, in der direkten Interaktion mit Mitmenschen, und der Systemintegration, indem man die nötigen systematischen Strukturen für die Gruppe aufrechterhält. Diese Dialektik kann nur verstanden werden, wenn sie in verschiedenen Kontexten analysiert und als Prozess innerhalb permanenter Schwankungen zwischen dem Sozialen und dem System verstanden wird. 61 Brasilien, ein stark religiöses und multiethnisches Land, ist ein Land, in dem fremde Deutsche identitäre Nahrung haben, geistiger und körperlicher Natur. Der Architekturstudent Marco Kramer empfindet dies gleichermaßen: „Com o passar das gerações as pessoas carregam características de suas origens mas não as mantém integralmente, os anos passam e novas coisas incorporam nos hábitos e costumes, principalmente numa nação como o Brasil, que possui infinitas culturas muito distintas de suas raízes, é uma mistura cultural bem grande.“62 Die Religion, vor allem die christliche, spielt dabei eine wesentliche Rolle, denn sie hilft mit ihrem globalen Anspruch, die 59 Vgl. INTERVIEW 5 mit Ricardo Philippsen Vgl. INTERVIEW mit Monika Penner Pauls 61 SAHR, W.-D.; C.L. LÖWEN SAHR (2000, S. 81). 62 Vgl. INTERVIEW 10 mit Marco Kramer 60 16 regionalen Ideen von Ethnizität zu überwinden.63 Der Befragte Martin Ewert sieht im Glauben den „Norden“ für alles: „Todas as decisões tomadas estão baseadas na religião na religião menonita que seguimos. Por exemplo, as questões de leis, que seria a lei maior a lei da vida: a lei de Deus. [...]“64 Demnach ist es vor Allem die Religion die richtungsweisende Kraft im Leben der Mennoniten. Damit lässt sich feststellen, dass die Verankerung der deutschen Kultur innerhalb eines sich ständig verändernden und formenden Bindungsgewebes einen charakteristischen Bestandteil der mennonitischen Lebensweise einnimmt. Die Einflechtung brasilianischen Kulturguts in dieses Gewebe erleben nahezu alle Befragten als bereichernd, wobei gleichzeitig beide Kulturen als prägend empfunden65 werden. Neugeographisch gesehen leben die deutschsprachigen Mennoniten also in mindestens zwei Ländern, sieht man einmal von ihrer lokalen Lebenswelt in Brasilien ab. Das eine, Deutschland, gibt es nicht so wie sie es leben, denn sie haben dort nie physisch gelebt. Auch der Befragte Marco Kramer, der nicht sein ganzes Leben in Witmarsum verbracht hat, sondern als „Integrierter“66 eine interessante Beobachterrolle einnimmt, bestätigt diese Feststellung treffend mit den Worten: „ [...] Em Witmarsun posso afirmar que a cultura presente é muito diferente do que se observa na Alemanha, para muitos a Alemanha que sonham fica no idealismo de algo que nunca existiu.“67 Doch es ist ihre reale ethnische Heimat und ist lokalisiert im Nord ihrer diskursiven Landkarte. Auch das andere, Zion, steht für ein Utopisches. Es ist ein Land, in dem sich ubiquitär geistige Nahrung findet und in dem sie ihr Selbstverständnis verankern. Doch dieses Land ist global.68 63 Vgl. SAHR, Wolf-Dietrich (2004, S. 247). Vgl. INTERVIEW 2 mit Martin Ewert 65 Vgl. INTERVIEW 8 mit Gertrud Fast 66 Hans Ulrich Kliewer verwendete diesen Ausdruck innerhalb eines Vorgespräches zur Definition von Brasilianern, die in die Kolonie Witmarsum gezogen sind, aber per se keine Mennoniten sind. 67 Vgl. INTERVIEW 10 mit Marco Kramer 68 Vgl. SAHR, Wolf-Dietrich (2004, S. 248). 64 17 5. TRANSKRIBIERTE INTERVIEWS 1. Sieghart Thiessen (53) Geboren in Witmarsum, wohnhaft in Witmarsum, berufstätig als Finanz-Koordinator in der Verwaltung N: Was bedeutet „Mennonit-sein“ für Sie? S: Es bedeutet zunächst zu einer Glaubensgemeinschaft zu gehören, aber auch Teil einer ethnisch-kulturellen Gruppe zu sein. N: Was empfinden Sie als „deutsch“ in der Kultur der Mennoniten? Wie erleben Sie das „Deutsche“ innerhalb Ihres Alltags? S: Die Sprache, die Gastronomie, moralische Werte u. Prinzipien wie: Pünktlichkeit, Aufrichtigkeit, Ordnung, Vertrauen, Ehrlichkeit, etc. Das „Deutsche“ erleben wir indem gerade diese Dinge zu Hause und weitgehend in der Gesellschaft praktiziert werden. N: Welche Rolle spielt der mennonitische Glaube in Ihrem Leben? S: Wir sprechen eigentlich nicht vom mennonitischen Glauben, sondern vom christlichen Glauben. Der bestimmt unsere Lebenshaltung, die sich nach biblischen Grundsätzen ausrichtet. N: Weshalb ist für Sie innerhalb des Glaubens/Nicht-Glaubens, deutsch sein wichtig/unwichtig? S: Deutsch sein spielt im Glaubensleben keine bestimmende Rolle, und ist daher mehr oder weiniger unwichtig, obzwar christliche Grundsätze öfters mit dem Deutschtum identifiziert werden. N: Sprechen Sie Deutsch oder Portugiesisch zu Hause? Oder beides? Warum? S: Beides. Grundsätzlich Deutsch. Sehr Situation und Thema bedingt. Wir leben nun mal in einem portugiesisch sprechenden Land, wollen die deutsche Sprache aber gerne erhalten. N: Finden Sie, dass es wichtig ist ein gutes Deutsch zu sprechen? Warum? S: Ja! Es bereichert die Kommunikation; ist ein kulturelles Gut das erhaltenswert ist; es bringt Vorteile auf verschiedenen Ebenen: beruflich, gesellschaftlich usw. N: Waren Sie schon einmal in Deutschland? Wenn ja, was waren Ihre Beweggründe? Wenn nein, würden Sie gerne dorthin und warum? S: Nein, noch nicht. Ich würde DE gerne mal besuchen um Kultur, Land und Leute live kennenzulernen. Und natürlich um Freunde zu besuchen. N: Wie wird die deutsche Kultur fortgetragen? Durch wen in der Gemeinde? Welche Institutionen? S: Zunächst durch die Familie, dann leitende Personen in Schule und Kirche. Die deutsche Kultur in unserer Gemeinschaft ist für die wachsende Tourismusbranche ein wichtiger Bestandteil und trägt somit zu ihrer Förderung bei. N: Engagieren Sie sich ehrenamtlich in der Gemeinde? Wenn ja, was tun Sie? S: Im Moment nicht. Bertha, meine Frau, macht Frauenarbeit, Hausbesuche etc. N: Empfinden Sie die deutsche Kultur oder die brasilianische Kultur als prägender in Ihrem Le 18 ben? S: Wir halten uns für „deutsch“ geprägt (im Wesen), aber im Alltag „funktionieren“ wir sehr brasilianisch. N: Hat die nahegelegene Stadt Curitiba einen großen Einfluss auf das Leben in Witmarsum? Warum? S:Für die jüngere Generation stärker, weil Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsmarkt dort sind. N: Werden Gottesdienste in deutsch oder portugiesisch oder beidem abgehalten? S: In beiden Sprachen, mit der Tendenz, dass Deutsch ab- und Portugiesisch zunimmt. N: Könnte man behaupten, dass die brasilianische Kultur im alltäglichen Leben einen größeren Teil ausmacht als die deutsche? Wieso? S: Schwierig festzustellen, aber als Deutschstämmige haben wir uns weitgehend integriert und situationsgemäß der brasilianischen Kultur angepasst. N: Empfinden Sie den Einfluss der brasilianischen Kultur als etwas Positives oder Negatives? Warum? S: Positiv in soweit wie jede Kultur eine Bereicherung ist, die brasilianische Kultur ist besonders vielseitig. Sie wirkt sich negativ aus, wo sie unsere Sprache und Eigenart beeinträchtigt (z.B. Gewissenhaftigkeit, Strebsamkeit, Vertrauen, Ehrlichkeit etc.) N: Was würden Sie sich für die Zukunft hinsichtlich der Entwicklung der deutschen Kultur in Witmarsum wünschen? S: Dass sie weiter gefördert wird. Und das man dafür Mittel und Menschen bekommt. 2. Martin Ewert (29) Geboren in Witmarsum, wohnhaft in Curitiba, Student im Bereich Umweltschutz und Gründer der Umweltinitiative ›Coletivo BioWit – Ecopercepção, arte, cultura e integração‹ N: O que é que significa „Ser-Mennonit“ para você? M: Sobretudo, carregar no sangue uma rica história dos nossos antepassados diante de perseguições, fugas e batalhas até chegar ao Brasil. Ser menonita é ter orgulho dessa história e ao mesmo tempo entender que por fortes razões, o ex-sacerdote católico Meno Simons se rebelou contra a igreja católica e fundou uma nova religião. N: O que você sente como „alemão“ na cultura mennonita? Como você vê o „alemão“ no seu cotidiano? M: A dedicação ao trabalho, o „tudo certinho“, a frieza, individualidade e arrogância, o recomeçar e reconstruir, essas coisas... N: Qual é a atuação da crença mennonita na sua vida? M: É o norte para tudo, todas as decisões tomadas estão baseadas na religião menonita que seguimos. Por exemplo, as questões de leis, que seria a lei maior a lei da vida a lei de Deus. Um povo que está a frente da lei, por ser ensinado desde pequeno a lei da consciência, aquela passagem biblíca do „amei ao teu próximo como a ti mesmo“ representa bem isso. 19 N: Porque é que é o „ser-alemão“ importante / não importante dentro da crença? Será que é importante? M: O „ser alemão“ foi apenas um momento histórico na saga menonita, de onde herdamos a língua e a nacionalidade. Dizemos que somos descendentes de russos-alemães, mas atualmente os menonitas estão espalhados em toda parte do mundo, e, lógico, recebendo influência cultural aonde quer que estejam, no entanto, mantendo suas tradições em maior ou menos quantidade. N: Fala alemão ou português em casa? Ou as duas? Por quê? M: Em casa falamos normalmente mais o português, depois o diáleto alemão e algumas vezes alemão. No caso do meu pai, quando era pequeno só se falava diáleto-alemão em casa. E minha avó, mãe de meu pai, ela faleceu depois de mais de 60 anos no Brasil sem saber falar o português, porque ela era orgulhosa demais para aprender português. N: Acha que é significante falar um alemão bom? Por quê? M: Claro, apesar de não falar tão bem assim o alemão, acredito que é importante falar outras línguas, não só o alemão, de boa qualidade. N: Já foi para Alemanha? Se sim, quais foram as suas motivações? M: Se não, queria viajar para lá e porque? Quando tive oportunidade não fui por falta de interesse, mas atualmente tenho uma meta depois que concluir o mestrado em agroecossistemas, de estudar o doutorado na alemanha pelas razões de ter a facilidade pela dupla cidadania e acreditar que vai contribuir profissionalmente. N: Como a cultura alemã está sustendada na colônia? Quais pessoas na comunidade sustentam? Quais instituções a transportam e sustentam? M: Pelas danças e músicas folclóricas alemas, por construções típicas e os jardins das casas, pela gastronomia, pelo ensino alemão na escola, etc. Quem sustenta são os principais líderes da comunidade, através da Igreja Menonita, da Escola Estadual Fritz Kliewer, da Associação Menonita Beneficente, da Associação de Moradores de Witmarsum. N: Você está engajado/a na comunidade num trabalho social não renumerado? Se sim, que é que está fazendo? M: Sim, atualmente desenvolvendo projetos de cunho ecológico, praticando a permacultura, ajudando a comunidade a construir de forma participativa o despertar da racionalidade ambiental, através do resgate de saberes ancestrais de forma a contribuir com a agricultura que já causou muitos impactos na natureza e a saúde das pessoas de Witmarsum. N: Você vê a cultura alemã ou a cultura brasileira como mais marcante na sua vida? Por quê? M: Muito embora a cultura alemã esteja presente em minha vida desde pequeno, eu vejo a cultura brasileira como mais marcante, por que nasci no Brasil e sou brasileiro e a grande maioria das pessoas que conheço não são de Witmarsum (ão tem cultura alemã), logo, elas vão influênciando com sua cultura brasileira. N: Como a cidade Curitiba tem um grande impacto na vida em Witmarsum? Por quê? M: Bom, porque Curitiba é a capital do estado do Paraná, ou seja, tudo gira em torno de Curitiba. N: As missas são feitos em português ou alemão? Ou ambos? 20 M: Antigamente o culto era feito apenas em alemão, mas hoje está dividido em uma parte em português e a outra em alemão. N: Se pode afiançar que a cultura brasileira tem maior importância na vida cotidiana do que a cultura alemã? Por quê? M: Acredito que sim, principalmente porque estamos num momento histórico de acesso a informação e todo tipo de mídias, como, por exemplo, a TV, ou mesmo o facebook, etc estão presentes diáriamente na vida das pessoas de Witmarsum. E, claro, os progamas que são assistidos e os sites acessados são brasileiros com jeitinho do Brasil. Contudo, talvez isso se remete apenas aos jovens, sendo que os mais velhos ainda resistem (como exemplo da minha avó) a cultura brasileira, e tendem a priorizar a cultura menonita russo-alemã. N: Você resente a influência da cultura brasileiro como algo postivo ou negativo? Por quê? M: Acho que existe aí os dois lados da moeda que precisam ser pensados. Por um lado, o positivo, que o povo brasileiro é extrovertido e tudo é alegria, festa e carnaval. Por outro lado, o negativo, que brasileiro é malandro e sempre vai procurar tirar vantagem, não obedece lei, etc... N: O que é que deseja para o futuro quanto ao desenvolvimento da cultura alemã em Witmarsum? M: Recurso financeiro para investir em tecnologia de ponta para uma agricultura ecologia que ajude economicamente na transição para a sustentabilidade e auto- suficiência energética e alimentar de Witmarsum. 1. Sabine Janzen (19) Sabine Janzen (19), geboren in Witmarsum, wohnhaft in Curitiba, Studentin N: O que é que significa „Ser-Mennonit“ para você? S: Cultivar a crença, costumes e cultura dos antepassados. Não é apenas algo com que se orgulhar „eu sou menonita!“ e sim, não esquecer o que eles pregam e procurar manter as tradições. N: O que você sente como „alemão“ na cultura mennonita? Como você vê o „alemão“ no seu cotidiano? S: Além da língua, alguns costumes, como a comida, a disciplina, um pouco da „frieza“... N: Qual é a atuação da crença mennonita na sua vida? S: Cresci e fui batizada na igreja menonita e levo comigo muita coisa da cultura menonita na igreja, como batizar por livre espontanea vontade, o conservadorismo em alguns aspectos, a não idolatria a imagens, não fumar e assim por diante. N:Porqué é que é o „ser-alemão“ importante / não importante dentro da crença? S: O ser alemão não é importante dentro da crença. Isso é apenas uma convenção. Quando os menonitas ainda estavam na Alemanha, eles odiavam os alemães a única coisa realmente herdada dos alemães é a língua mesmo. Não é necessario ser alemão para ser menonita. Não é necessário ter um sobrenome diferente para ser menonita. Todo mundo é igual perante Deus e ser alemão ou não, não fará diferença nenhuma. N: Fala alemão ou português em casa? Ou as duas? Por quê? 21 S: Em casa falo português, porque minha mãe não sabe falar alemão. Falar alemão, na verdade é um pouco raro pra mim. Falo mais com a minha avó, meu irmão e meus amigos. Mas não com muita frequência, o que é uma pena. N: Acha que é significante falar um alemão bom? Por quê? S: Com certeza, para poder conseguir um bom emprego, ir para um país onde a língua é alemã, é fundamental ter um bom alemão, porque além de poder ter mais chances. Conseguir se expressar é muito mais facil, melhorando a interação com outras pessoas. Pode também ser uma possibilidade de várias chances e oportunidades boas na vida. N: Já foi para Alemanha? Se sim, quais foram as suas motivações? Se não, queria viajar para lá e porque? S: Não, nunca tive oportunidade de ir. Se um dia eu tiver a oportunidade de ir para a Alemanha, irei com certeza. Meu irmão está lá e ele sempre me encoraja para ir, pois a cultura de lá coincide mais com o jeito que fomos criados. Por exemplo, fomos criados ouvindo música clássica. Aqui no Brasil se dá muito pouco valor à música e à arte e na Alemanha, é com certeza um lugar para poder conseguir aprender mais. N: Como a cultura alemã está sustendada na colônia? Quais pessoas na comunidade sustentam? Quais instituções a tramsportam e sustentam? S: A língua, apesar de ser muito menos vasta e bem mais simples, na culinária e alguns grupos folclóricos. Por exemplo, quando as pessoas da colônia estão festejando o aniversário da Colônia ou dos Menonitas no Brasil, as mulheres que vendem seus produtos colonias usam Dirndlkleider. Museu, Associação de Moradores, Escola (ensinando a lingua alemã), as pessoas que fazem o turismo acontecer com pousadas, restaurantes e cafés. Até a população possui um traço físico, parecido com alemães. N: Você está engajado/a na comunidade num trabalho social não renumerado? S: Se sim, que é que está fazendo? _Ajudando na igreja, quando é possível, como no grupo de jovens e tocando nos cultos. N: Você vê a cultura alemã ou a cultura brasileira como mais marcante na sua vida? Por quê? S: Acho que é um pouco dos dois. O que eu possuo da cultura alemã é a disciplina, pontualidade, seriedade. Da cultura brasileira é a língua (que falo bem mais portugues do que alemão), extroversão, ter um jeito pra tudo. N: É que é a cidade Curitiba tem um grande impacto na vida em Witmarsum? Por quê? S: Tem uma influência muito grande. A maioria dos jovens, depois de completar o ensino médio em Witmarsum, vai para Curitiba continuar seus estudos, nesse caso o ensino superior. Esses jovens passam a semana em Curitiba estudando e trabalhando e nos finais de semana voltam para a colônia, pois seus pais, seus amigos de infância e igreja estão todos lá. Também para fazer outros tipos de serviços, compras e lazer, os moradores da Colônia se deslocam para as cidades vizinhas, sendo uma delas Curitiba. Por ser muito pequena, a Colonia Witmarsum é muito precária em certos aspectos, sendo muito necessaria a saída das pessoas para a cidade, para fazerem seus serviços, como pagamentos no banco e outras coisas ja citadas. Mas viver isolado, só em Witmarsum e não sair pra nada é impossível. 22 N: As missas estão feitos em português ou alemão? Ou ambos? S: Há pouco tempos o culto em portugues foi introduzido nas igrejas menonitas. Também existe uma igreja menonita só em portugues na colonia. Numa das igrejas (Menonnitesche Brüdergemeinde) o culto em portugues é bem ativo, sendo que muitas pessoas da colônia a frequentam. Até aqueles que sabem falar alemão vão aos cultos em portugues. Na Menonnitische Evangelische Gemeinde o culto em portugues não é muito frequentado pelas pessoas. Nessa igreja o culto em alemão é melhor. Uma igreja é oposto da outra. N: Se pode afiançar que a cultura brasileira tem maior importância na vida cotidiana do que a cultura alemã? Por quê? S: Por estarmos morando no Brasil, pode-se dizer que sim. Mas quem teve a cultura alemã presente desde criança, não consegue ser um brasileiro completo. Porque tem muita coisa diferente entre as duas culturas e geralmente a alemã é melhor de alguma forma. N: Você resente a influência da cultura brasileiro como algo postivo ou negativo? Por quê? S: Positivo. Porque essa miscigenação, essa mistura de culturas também é muito interessante. E a cultura brasileira não é de todo ruim. N: O que é que deseja para o futuro quanto ao desenvolvimento da cultura alemã em Witmarsum? S: Uma coisa que está muito errada na população de Witmarsum é que eles são muito preconceituosos. Se alguma pessoa for de fora e não ser de alguma forma alemã, as pessoas já começam a criticar essa pessoa sem ao menos conhecê-la. Por isso em relação à cultura alemã na colonia, eu desejo que seja cultivada apenas as coisas boas. Como a língua, a ajuda ao próximo, a culinária, o folclóre. E não aquele preconceito desnecessário que muitas pessoas têm. 2. Klaus Wedel (34) Klaus Wedel (34), geboren in Witmarsum, wohnhaft in Curitiba, Bauingenieur N: Was bedeutet „Mennonit-sein“ für Sie? K: Den glauben den Menno Simons hatte nachzufolgen. N: Was empfinden Sie als „deutsch“ in der Kultur der Mennoniten? Wie erleben Sie das „Deutsche“ innerhalb Ihres Alltags? K: Essen, Sprache, Erziehung N: Welche Rolle spielt der mennonitische Glaube in Ihrem Leben? K: Es spielt eine grosse Rolle. Nicht in ersten Platz das Mennonit sein, aber doch das Christ sein. Und das versuche ich zu leben wo ich bin. Zu hause, auf der Arbeit, mit Freunden, usw. N: Weshalb ist für Sie innerhalb des Glaubens/Nicht-Glaubens, deutsch sein wichtig/unwichtig? K: Innerhalb des Glaubens finde ich es nicht so wichtig. Jedoch habe ich die Kirche seit Kind, auf Deutsch besucht. Aber es hätte auch gut in portuguiesisch gewesen sein können. N: Sprechen Sie Deutsch oder Portugiesisch zu Hause? Oder beides? Warum? K: Versuchen hauptsächlich Deutsch sprechen. Aber portuguisisch und englisch kommt doch mit rein. Wir (meine Frau und ich) finden es sehr gut die Deutsche sprache zu pflegen. 23 N: Finden Sie, dass es wichtig ist ein gutes Deutsch zu sprechen? Warum? K: Sehr wichtig. Um eine gute Arbeit zu bekommen, muss man immer mehr Eigenschaften haben, die uns von den anderen unterscheiden. Man muss immer mehr können und sein. Wenn man dann wenigstens noch eine sprache kann, ist das sehr gut. Und heutzutage englisch ist schon ein „muss“, deutsch ist dann ein „plus“. N: Waren Sie schon einmal in Deutschland? Wenn ja, was waren Ihre Beweggründe? Wenn nein, würden Sie gerne dorthin und warum? K: Ja, ich war in Deutschland als Preisträger des PAD (Pädagogischer Austauschdienst). Diesen Preis bekamm ich nur, weil ich schon Deutsch konnte. Und dass ist also noch ein Grund um Deutsch zu können, (oder zu lernen) N: Wie wird die deutsche Kultur fortgetragen? Durch wen in der Gemeinde? Welche Institutionen? K: Durch die Siedlunsgleitung, und den deutschsprechenden Kirchen N: Engagieren Sie sich ehrenamtlich in der Gemeinde? Wenn ja, was tun Sie? K: Nein, im moment nicht. N: Empfinden Sie die deutsche Kultur oder die brasilianische Kultur als prägender in Ihrem Leben? K: Die deutsche Kultur. Wurde so ungefähr danach erzogen. N: Hat die nahegelegene Stadt Curitiba einen großen Einfluss auf das Leben in Witmarsum? Warum? K: Ja. Jugendliche die dort studieren, Einkaufszentrum, usw N: Werden Gottesdienste in deusch oder portugiesisch oder beidem abgehalten? K: Beide N: Könnte man behaupten, dass die brasilianische Kultur im alltäglichen Leben einen größeren Teil ausmacht als die deutsche? Wieso? K: In dem Sinne dass man mehr mit Brasilianische Kultur in verbindung ist, dann ja... N: Empfinden Sie den Einfluss der brasilianischen Kultur als etwas Positives oder Negatives? Warum? K: Jede Kultur hat beide Seiten. Es wird jedoch so eine gemischte Kultur, in der man manschmal schon nicht mehr weiss ob dass von der deutschen Kultur ist oder der brasilianischen. Und diese Mischung ist auch in der Sprache zu merken. Es werden deutsche Wörter „verportugiesicht“ und portugiesiche Wörter „Verdeutscht“. N: Was würden Sie sich für die Zukunft hinsichtlich der Entwicklung der deutschen Kultur in Witmarsum wünschen? K: Das die deutsche Kultur weiter gepflegt, und gefördert wird. Dass nicht nur die Sprache gepflegt wird sondern die ganze Kultur. 24 4. Ricardo Philippsen (27) Geboren in Witmarsum, wohnhaft in Witmarsum, Student der Permakultur. N: O que significa “Ser-Menonita” para você? R: Significa fazer parte de um grupo étnico-religioso com um potencial incrível a ser explorado, um povo questionador por natureza disposto a enfrentar qualquer adversidade pelas suas crenças. N: O que você entende por “alemão” na cultura menonita? Como você vê o “alemão” no seu cotidiano? R: O alemão é uma parte muito importante na minha cultura, tanto no passado como no presente. N: De que maneira a fé “menonita” influencia a sua vida? R: A fé menonita foi a base da minha crença em Deus dês da minha infância, e apesar de nem sempre concordar com tudo o que ela representa, é natural ela ter uma forte influência sempre que o assunto fé, deus, etc. é posto em pauta. N: Para você por quê “ser-alemão” é, ou não é, importante na sua crença/ não crença? R: Há muito se discute se ser menonita é uma opção religiosa ou se é uma situação étnica, daí já é possível perceber o quão íntimo esses dois aspectos dos menonitas estão ligados. Para mim, sempre foi “óbvio” que um menonita era automáticamente um alemão. N: Você fala alemão ou português em casa? Ou os dois? Por quê? R: Em casa falamos normalmente o “plautdietsch”, creio que seja importante manter uma língua tão intimamente ligada com quem nós somos. _O alemão é falado aqui em casa geralmente quando recebemos hóspedes da alemanha, o que acontece com certa frequência. N: Você acha importante falar um alemão correto? Por quê? R: Na minha opinião o alemão é a melhor língua para expressar sentimentos, é uma língua muito completa, além de possuir muitos bons livros em alemão. Esses são para mim, pessoalmente, os motivos pelos quais eu acho importante manter um alemão correto. Óbviamente poder me comunicar com outras pessoas, oportunidades de empregos, entre outras coisas também podem se tornar eventuais motivos. N: Já foi para Alemanha? Se sim, quais foram os seus motivos? Se não, gostaria de viajar para lá e por quê? R: Nunca fui para a Alemanha, gostaria de ir para atualizar o meu alemão N: Como a cultura alemã será mantida na colônia? Por quem na comunidade? Quais instituições a mantém e perpetuam? R: Atualmente a colônia enfrenta uma situação muito crítica no que se refere a manutenção cultural, isso se deve principalmente ao fato da maioria das pessoas jovens entre 18 e 35 saírem para viver nas grandes cidades como Curitiba ou São Paulo. Com isso você percebe nas gerações mais jovens uma perda gradativa da língua e peincipalmente dos valores. Ainda há aulas de alemão ministradas na escola e o culto ainda é feito em alemão nas igrejas mas já existem cultos alternativos(noturnos) em português frequentados justamente por essas pessoas que já perderam um pouco da afinidade com a língua alemã. 25 N: Você está engajado/a num trabalho social não renumerado na comunidade? Caso afirmativo, especifique em que atividade? R: Participo de um grupo chamado Coletivo Biowit que trabalha com intenções de alertar a comunidade para problemas ambientais, propor um modelo de vida mais ético e coerente para com a natureza e resgatar os saberes de nossos ancestrais. N: O que é mais marcante na sua vida: a cultura alemã ou a cultura brasileira? Por quê? R: A cultura alemã. Apesar de não ser alemão eu me sinto muito menos brasileiro do que alemão. Percebo muito mais semelhanças com as características do povo alemão do que com as dos brasileiros. N: A proximidade da cidade de Curitiba tem grande influência na vida de Witmarsum? Por quê? R: O “glamour”, a perspectiva de “crescimento” e de “melhores” empregos, assim como oportunidades de estudo são responsáveis pela crescente debanda das pessoas mais jovens. Ao mesmo tempo há um crescente número de turistas de Curitiba vindo conhecer Witmarsum. N: Os cultos são em português ou alemão? Ou ambos? R: Como já tinha dito antes, há cultos em ambas as línguas. O culto mais tradicional sendo em alemão N: Pode-se afirmar que a cultura brasileira tem maior importância na vida cotidiana do que a cultura alemã? Por quê? R: A cultura brasileira é mais facilmente percebida pois ela nos rodeia o tempo todo, seja na rua, na televisão etc. Isso a torna mais presente, não necessáriamente mais importante. N: Você vê a influência da cultura brasileira como algo positivo ou negativo? Por quê? R: Do mesmo jeito que a cultura alemã está sendo perdida pode-se dizer o mesmo da verdadeira cultura brasileira. O que deve ser visto como uma verdadeira ameaça é a pseudo-cultura do mercado, do consumismo, cultura essa que é hoje em dia praticamente onipresente. N: O que você deseja para o futuro quanto ao desenvolvimento da cultura alemã em Witmarsum? R: Gostaria de ver uma colônia em que nós olhassemos com carinho para os nossos antepassados e aprendecem com eles ao invés de aprender com a televisão e seguir o resto do mundo na padronização massiva de todas as coisas únicamente para podermos fazer parte de um sistema doentio em que tudo o que importa é estar presente no mercado, crescer economicamente, etc. Gostaria de viver em uma Witmarsum em que as pessoas voltassem a se importar umas com as outras, em que os jovens dessem valor aos ensinamentos dos seus pais, e que, principalmente pudéssemos aprender a ver a terra na qual estamos como uma fonte de vida e não como uma fonte de renda. 5. Monika Penner Pauls (54) Geboren in Witmarsum, wohnhaft in Witmarsum, Lehrerin und Schulleiterin am ›Colégio Estadual Kliewer‹ seit 1986 N: Was bedeutet „Mennonit-sein“ für Sie? 26 M: Das ist schwer zu beschreiben. Einmal sind wir als Mennoniten eine Glaubensgruppe, dann sind wir aber auch ein Volk, das wie alle anderen seine Bräuche und Traditionen hat, sei es auf kulturellem, auf gastronomischem, oder auf sozialem Gebiet. Dann ist da auch das mennonitische Plattdeutsch, eine Sprache, die uns als Volk verbindet. N: Was empfinden Sie als „deutsch“ in der Kultur der Mennoniten? Wie erleben Sie das „Deutsche“ innerhalb Ihres Alltags? M: Die Pünktlichkeit, die Korrektheit, die Wahrhaftigkeit. Wenn ein Mennonit etwas sagt, kann man sich darauf verlassen, dass es wahr ist, und was er verspricht, hält er auch. Ausserdem sind die Mennoniten, wie ich es auch von den Deutschen empfinde, viel verschlossener als z.B. die Brasilianer. N: Welche Rolle spielt der mennonitische Glaube in Ihrem Leben? M: Er ist eigentlich das, was mein Leben prägt, wobei ich nicht so sehr von dem mennonitischen Glauben reden möchte, sondern eher von dem christlichen Glauben. Da das mennonitische Volk auch als ethnische Gruppe erkannt wird, haben sich auch viele Traditionen festgesetzt, die eigentlich wenig oder überhaupt nichts mit dem Glauben an sich zu tun haben. N: Weshalb ist für Sie innerhalb des Glaubens/Nicht-Glaubens, deutsch sein wichtig/unwichtig? M: Ein grundlegendes Merkmal des deutsch seins ist für mich, dass man zu seinen Ansichten steht, und nicht heute eine Meinung hat und morgen das entgegengesetzte behauptet. Das ist natürlich auch innerhalb des Glaubens wichtig, denn was man glaubt, kann man nicht wissenschaftlich begründen oder beweisen, und da kommt es schon vor, dass der Glaube angegriffen wird, oder in Frage gestellt wird. Und da sollte man schon standhaft sein. Andererseits ist der Glaube für jede Nationalität der gleiche, und es ist egal, ob man deutsch oder nicht deutsch ist. N: Sprechen Sie Deutsch oder Portugiesisch zu Hause? Oder beides? Warum? M: Wir versuchen, Deutsch zu sprechen. Da wir in Brasilien leben, ist es aber natürlich einfacher, Portugiesisch zu sprechen, denn es ist die Sprache, die uns geläufiger ist. Besonders die Kinder sprechen gerne Portugiesisch. Allerdings merken sie, wenn sie etwas älter werden, wie wichtig es ist, dass sie mehr als eine Sprache beherrschen. N: Finden Sie, dass es wichtig ist ein gutes Deutsch zu sprechen? Warum? M: Ich finde, es ist wichtig, jede Sprache gut zu sprechen. Egal, wo man hinkommt oder was man tut, hört man gleich, wie eine Mensch spricht, und so schätzt man ihn ein. Ausserdem ist es schön, jemanden reden zu hören, der eine Sprache gut beherrscht. N: Waren Sie schon einmal in Deutschland? Wenn ja, was waren Ihre Beweggründe? Wenn nein, würden Sie gerne dorthin und warum? M: Ja. Das erste Mal, dass ich in Deutschland war, habe ich meinen Mann begleitet, der Tierarzt ist, und an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover hospitiert hat. Das war vom Dezember 1990 bis zum Dezember 1991. Danach waren wir in 1997 als Familie für drei Wochen in Deutschland, um Freunde zu besuchen. Und im November 2010 war ich für drei Wochen in Deutschland, im Rahmen eines pädagogischen Austauschdienstes, wo ich eine Schule besuchte. N: Wie wird die deutsche Kultur fortgetragen? Durch wen in der Gemeinde? Welche Institutionen? 27 M: In der Schule wird Deutschunterricht erteilt, in allen 12 Klassen. Da wird auch viel von der deutschen Kultur weitergegeben. Ausserdem wird sie auch von den Familien selbst fortgetragen, indem sie in der Familie die deutsche Sprache pflegen, und mit den Kindern über die deutsche Kultur reden. Selbst in den Kirchen wird die deutsche Kultur fortgetragen, indem wir deutsche Gottesdienste haben (nicht nur in deutscher Sprache, sondern auch im deutschen Stil). N: Engagieren Sie sich ehrenamtlich in der Gemeinde? Wenn ja, was tun Sie? M: Ja. Ich arbeite in der Musikabteilung der Gemeinde mit, leite zusammen mit meinem Mann einen Hauskreis, und helfe mit, wo es nötig ist. N: Empfinden Sie die deutsche Kultur oder die brasilianische Kultur als prägender in Ihrem Leben? M: Ich würde sagen, dass sie mich beide geprägt haben und prägen. Vieles habe ich von der deutschen Kultur, anderes wieder von der brasilianischen. Die nächste Generation aber, die wird wohl eher von der brasilianischen Kultur geprägt werden. N: Hat die nahegelegene Stadt Curitiba einen großen Einfluss auf das Leben in Witmarsum? Warum? M: Der Einfluss der Stadt Curitiba liegt darin, dass die jungen Leute zum grossen Teil in die Stadt gehen, um zu studieren, und nicht nach Witmarsum zurück kommen, um hier zu leben und zu arbeiten. Aber natürlich beeinflusst dieses auch das Leben bei uns, denn viele leben und studieren in der Stadt, und bringen so Veränderungen in die Siedlung. N: Werden Gottesdienste in deusch oder portugiesisch oder beidem abgehalten? Am Sonntag vormittag wird der deutsche Gottesdienst abgehalten, und am Sonntag abend der portugiesische. M: Könnte man behaupten, dass die brasilianische Kultur im alltäglichen Leben einen größeren Teil ausmacht als die deutsche? Wieso? Das ist schwer zu behaupten. Ich glaube, beide sind gleich beteiligt. N: Empfinden Sie den Einfluss der brasilianischen Kultur als etwas Positives oder Negatives? Warum? M: Der Einfluss einer Kultur ist nie nur Positiv oder nur Negativ. Es gibt immer positive sowie negative Aspekte. So ist es auch mit der brasilianischen Kultur. N: Was würden Sie sich für die Zukunft hinsichtlich der Entwicklung der deutschen Kultur in Witmarsum wünschen? M: Einmal, dass die Sprache noch lange Zeit erhalten wird. Dann, dass wir auch Bräuche pflegen, z.B. Tänze, das deutsch-mennonitische Essen, usw. Ein grösserer Austausch mit Deutschland wäre auch zu wünschen. 6. Hans-Ulrich Kliewer (58) Geboren in Witmarsum, wohnhaft in Witmarsum, Geschäftsführer der Pension, Back- und Kaffeestube Kliewer in Witmarsum. 28 N: Was bedeutet „Mennonit-sein“ für Sie? H: Integriert sein in einer sozialen Gruppe mit geschichtl. Glaubensgeschichte N: Was empfinden Sie als „deutsch“ in der Kultur der Mennoniten? Wie erleben Sie das „Deutsche“ innerhalb Ihres Alltags? H: Die deutsche Sprache, die noch gepflegt wird. Man begegnet Menschen, die Deutsch und Plattdeutsch sprechen. Programme, Feste, Familienfeiern, Tourismus mit deutscher Küche. N: Welche Rolle spielt der mennonitische Glaube in Ihrem Leben? H: Ich nenne es nicht allein mennonitischer Glaube, da wir von der ursprünglichen „Tradition“ stark abgekommen sind. Ich bin Christ und gehöre zu einer Kirche mit mennonitischen Namen. N: Weshalb ist für Sie innerhalb des Glaubens/Nicht-Glaubens, deutsch sein wichtig/unwichtig? H: Nicht wichtig! N: Sprechen Sie Deutsch oder Portugiesisch zu Hause? Oder beides? Warum? H: Beides, da man beide Sprachen beherrscht und Familienmitglieder kaum Deutsch sprechen. N: Finden Sie, dass es wichtig ist ein gutes Deutsch zu sprechen? Warum? H: Ja, für Beruf und Zugang zur Kultur. N: Waren Sie schon einmal in Deutschland? Wenn ja, was waren Ihre Beweggründe? Wenn nein, würden Sie gerne dorthin und warum? H: Ja, Ausbildung, Beruf . N: Wie wird die deutsche Kultur fortgetragen? Durch wen in der Gemeinde? Welche Institutionen? H: Familie in erster Linie. Schule und Gemeinde sind nur noch ein Bruchteil. N: Engagieren Sie sich ehrenamtlich in der Gemeinde? Wenn ja, was tun Sie? H: Ja, musikalische Darbietungen, Kinderchor. N: Empfinden Sie die deutsche Kultur oder die brasilianische Kultur als prägender in Ihrem Leben? H: Die deutsche N: Hat die nahegelegene Stadt Curitiba einen großen Einfluss auf das Leben in Witmarsum? Warum? H: Sehr großen. Besonders jetzt durch den ansteigenden Tourismus, der deutsche Kultur „anfassen“ will. N: Werden Gottesdienste in deusch oder portugiesisch oder beidem abgehalten? H: Zwei deutschsprachige Kirchen sind dabei auf Landessprache umzuschalten. N: Könnte man behaupten, dass die brasilianische Kultur im alltäglichen Leben einen größeren Teil ausmacht als die deutsche? Wieso? H: Ja, da der Einfluss größer ist: Musik, Gesang, Essgewohnheiten... 29 N: Empfinden Sie den Einfluss der brasilianischen Kultur als etwas Positives oder Negatives? Warum? H: Positiv. In zwei Kulturen zu leben ist eine größere Bereicherung. N: Was würden Sie sich für die Zukunft hinsichtlich der Entwicklung der deutschen Kultur in Witmarsum wünschen? H: Ein stärkeres Bewusstsein, was man den jüngeren Generationen mitgeben kann. 3. Gertrud Fast (44) Geboren in Uruguay, wohnhaft in Witmarsum, Hausfrau N: Was bedeutet „Mennonit-sein“ für Sie? G: Identität der Vorfahren zu behalten. N: Was empfinden Sie als „deutsch“ in der Kultur der Mennoniten? Wie erleben Sie das „Deutsche“ innerhalb Ihres Alltags? G: Sprache, Essen, Gewohnheiten, Kindererziehung. N: Welche Rolle spielt der mennonitische Glaube in Ihrem Leben? G: Bin mennonitisch erzogen, bewege mich aber auch in anderen christl. Kirchen. N: Weshalb ist für Sie innerhalb des Glaubens/Nicht-Glaubens, deutsch sein wichtig/unwichtig? G: Nicht wichtig. N: Sprechen Sie Deutsch oder Portugiesisch zu Hause? Oder beides? Warum? G: Deutsch, um die Sprachen nicht zu vermischen. N: Finden Sie, dass es wichtig ist ein gutes Deutsch zu sprechen? Warum? G: Ja, die Chancen für Beruf und Kontakte werden immer größer. N: Waren Sie schon einmal in Deutschland? Wenn ja, was waren Ihre Beweggründe? Wenn nein, würden Sie gerne dorthin und warum? G: Ja, Tourismus. N: Wie wird die deutsche Kultur fortgetragen? Durch wen in der Gemeinde? Welche Institutionen? G: Familie. N: Engagieren Sie sich ehrenamtlich in der Gemeinde? Wenn ja, was tun Sie? G: Nein. N: Empfinden Sie die deutsche Kultur oder die brasilianische Kultur als prägender in Ihrem Leben? G: Beide sind prägend in meinem Leben. 30 N: Hat die nahegelegene Stadt Curitiba einen großen Einfluss auf das Leben in Witmarsum? Warum? G: Schon, geschäftlich, wirtschaftlich. N: Werden Gottesdienste in deusch oder portugiesisch oder beidem abgehalten? G: Beide. N: Könnte man behaupten, dass die brasilianische Kultur im alltäglichen Leben einen größeren Teil ausmacht als die deutsche? Wieso? G: In vielen Familien, Grund sind „Mischehen“. N: Empfinden Sie den Einfluss der brasilianischen Kultur als etwas Positives oder Negatives? Warum? G: Positiv, man muss sich öffnen für was Neues. N: Was würden Sie sich für die Zukunft hinsichtlich der Entwicklung der deutschen Kultur in Witmarsum wünschen? G: Kulturprogramme, Sprachkurse. 9. Lula Santana (50) „Integrierter“69, geboren in Curitiba, wohnhaft in Witmarsum, Bauer N: Was bedeuted „Mennonit-Sein“ für Sie? L: Ich habe Mennoniten erst in Witmarsum kenngelernt und schätze es, Christ zu sein. N: Was empfinden Sie als „deutsch“ in der Kultur der Mennoniten? Wie erleben Sie das „Deutsche“ innerhalb Ihres Alltags? L: Die haben ja total andere Gewohnheiten, für mich war so viel Deutsch schokierend! N: Welche Rolle spielt der mennonitische Glaube in Ihrem Leben? L: Ich kenne etwas die Mennonitengeschichte, ich bin Christ, basta! N: Weshalb ist für Sie innerhalb des Glaubens/Nicht-Glaubens, deutsch sein wichtig/unwichtig? L: Das Deutsche könnte ich nie akzeptieren, da würde ich durcheinander werden. N: Sprechen Sie Deutsch oder Portugiesisch zu Hause? Oder beides? Warum? L: Nur Portugiesisch. Ein Sohn hat Plattdeutsch gelernt, ich lach mich krank! N: Finden Sie, dass es wichtig ist ein gutes Deutsch zu sprechen? Warum? L: Na bitte, wer´s kann. 69 Hans Ulrich Kliewer verwendete diesen Ausdruck innerhalb eines Vorgespräches zur Definition von Brasilianern, die der Kolonie Witmarsum zugezogen sind, aber per se keine Mennoniten sind. 31 N: Waren Sie schon einmal in Deutschland? Wenn ja, was waren Ihre Beweggründe? Wenn nein, würden Sie gerne dorthin und warum? L: Nein, ach, anschauen würd ich mir das schon; mit Übersetzer natürlich. N: Wie wird die deutsche Kultur fortgetragen? Durch wen in der Gemeinde? Welche Institutionen? L: Das machen die schon unter sich aus, null problemo! N: Engagieren Sie sich ehrenamtlich in der Gemeinde? Wenn ja, was tun Sie? L: Ich war Diakon, Kassierer, Lobpreisleiter, Ordnungsdienst ! N: Empfinden Sie die deutsche Kultur oder die brasilianische Kultur als prägender in Ihrem Leben? L: Nur die brasilianische! N: Hat die nahegelegene Stadt Curitiba einen großen Einfluss auf das Leben in Witmarsum? Warum? L: Wir fahren hin, die kommen her! Die Touristen beeinflussen auch das Dorf! N: Werden Gottesdienste in deusch oder portugiesisch oder beidem abgehalten? L: Überall. N: Könnte man behaupten, dass die brasilianische Kultur im alltäglichen Leben einen größeren Teil ausmacht als die deutsche? Wieso? L: Bei mir schon ! N: Empfinden Sie den Einfluss der brasilianischen Kultur als etwas Positives oder Negatives? Warum? L: Ich leb die brasil Kultur tag-täglich und mit den Deutshcne kommenwir prima aus. Wir beieinflussen uns gegenseitig. N: Was würden Sie sich für die Zukunft hinsichtlich der Entwicklung der deutschen Kultur in Witmarsum wünschen? L: Ich meine, es gibt ein tolles Bild von einem Schmelztiegel, verschiedene Farben, Kulturen, Sprachen und eine Kirche! 10. Marco Kramer (21) Geboren in XXX, wohnhaft in Curitiba, Student der Architektur im 4. Semester N: O que é que significa „Ser-Mennonit“ para você? M: É bem difícil para mim dizer o que é ser um Menon ita , eu não nasci em Witmarsun tive contato depois dos meus 10 anos. Vejo que os Menonitas conservam uma cultura própria, que não existe em nenhum outro lugar, ser Menon ita é estar presente dentro de valores e costumes que somente em Witmarsun existem. 32 N: O que você sente como „alemão“ na cultura mennonita? Como você vê o „alemão“ no seu cotidiano? M: Eu tenho descendência alemã , mas me sinto integralmente brasileiro. Com o passar das gerações as pessoas carregam características de suas origens mas não as mantém integralmente, os anos passam e novas coisas incorporam nos hábitos e costumes, principalmente numa nação como o Brasil, que possui infinitas culturas muito distintas de suas raízes, é uma mistura cultural bem grande. Vejo no povo alemão uma referência de algo bom e que gostaria de ter mais contato e aprender com eles. Em Witmarsun posso afirmar que a cultura presente é muito diferente do que se observa na Alemanha, para muitos a Alemanha que sonham fica no idealismo de algo que nunca existiu. N: Qual é a atuação da crença mennonita na sua vida? M: Freqüentei a igreja Menon ita por dois anos, não tinha fluência no alemão para compreender muito bem os cultos, mas vivenciar a um pouco das atividades que envolvem a igreja foi muito bom pra mim, mas sempre mantive um certo distanciamento , nunca fui religioso e encaro essas situações como experiência e respeito a importância que os habitantes de Witmarsun dão para a igreja . N: Porqué é que é o „ser-alemão“ importante / não importante dentro da crença? M: Para dar importância a alguma coisa, como uma igreja, é necessário identificar-se com e sentir pertencente aquela cultura, eu não nasci e não compreendo , apenas simpatizo e respeito tudo o que foi criado. N: Fala alemão ou português em casa? Ou as duas? Por quê? M: Falo português, minha família e eu não falamos alemão. N: Acha que é significante falar um alemão bom? Por quê? M: Acho que se você tem interesse pela cultura e se identifica , é absolutamente necessário. Em Witmarsun eu sempre senti um grande distanciamento entre eu e os moradores, por não falar alemão, mesmo estudando e adquirindo alguma proficiência nunca atingi um contato que pudesse me sentir pertencente, a não ser com meus amigos que nasceram lá, mantenho uma relação bem próxima, eles não fazem diferenciação. N: Já foi para Alemanha? Se sim, quais foram as suas motivações? Se não, queria viajar para lá e porque? M: Eu nunca fui, mas quero ir em breve . Meu interesse e admiração pelos alemães não é de modo algum pela minha descendência até porque possuo outras como espanhola. Gosto dos alemães pelas características que aprecio, pelas conquistas morais e desenvolvimento cultural e tecnológico. Sempre tive experiências ótimas com pessoas vindas da Alemanha, muito solícitos, amigáveis e inteligentes, muito diferentes de algumas nações Européias. N: Como a cultura alemã está sustendada na colônia? Quais pessoas na comunidade sustentam? Quais instituções a tramsportam e sustentam? M: Em Witmarsun a cultura esta apoiada em valores muito antigos, que surgiram com a religião e a forma de vida que os antepassados levavam. A Igreja é a materialização desses valores, ela esta no centro de todas as atividades que envolvem Witmarsun. Não só a Religião que sustenta, mas o modo de vida das pessoas, que possuem uma unificação e solidariedade, tanto com a família quanto com seus semelhantes. 33 N: Você está engajado/a na comunidade num trabalho social não renumerado? Se sim, que é que está fazendo? M: Participo de um grupo chamado Biowit que tem como objetivo colaborar com a colônia para melhorar a vida de todos. Trabalhamos com o desenvolvimento ecológico junto com o resgate dos valores tradicionais, afim de perpetuar o legado deixado pelos Menonitas ao seus descendentes, mesmo eu não partilhando desses eventos, tenho interesse que Witmarsun prospere, pois tenho sentimentos bons por aquele lugar. N: Você vê a cultura alemã ou a cultura brasileira como mais marcante na sua vida? Por quê? M: A Cultura brasileira é bem mais presente para mim, porque nasci aqui. Em Witmarsun não há uma cultura alemã como se pensa, lá possuí uma cultura única, que carrega uma bagagem histórica muito grande de diversos lugares por onde os Menonitas passaram, a alemenhã é resgatada na língua e em costumes muito pontuais, já a cultura brasileira abrange tudo, não tem como dizer exatamente o que é cultura brasileira, existe tudo no Brasil e o Brasil aceita a todos. Talvez possa se dizer que pela mistura cultural que existe em Witmarsun ela é genuinamente Brasileira. N: É que é a cidade Curitiba tem um grande impacto na vida em Witmarsum? Por quê? M: Sim, pela proximidade, todos vão a Curitiba quando precisam de algo. Também em Curitiba existe sede da Igreja que esta em comunicação direta com a colônia, as relações que possuem contribuem para o desenvolvimento de Witmarsun. N: As missas estão feitos em português ou alemão? Ou ambos? M: Quando eu comecei a freqüentar a igreja era só em alemão, agora estão fazendo em português e alemão. N: Se pode afiançar que a cultura brasileira tem maior importância na vida cotidiana do que a cultura alemã? Por quê? M: Sim, porque vivemos no Brasil não há como desenvolver uma cultura de outro país aqui, naturalmente vai se desenvolver com influencias de diversas formas e isso a cultura brasileira abriga e incorpora. N: Você resente a influência da cultura brasileiro como algo postivo ou negativo? Por quê? M: Não tem como afirmar nada, é um outro objeto que não consigo fazer uma projeção do que pode ser. N: O que é que deseja para o futuro quanto ao desenvolvimento da cultura alemã em Witmarsum? M: Que Witmarsun volte a ser unida, para não acabar no passado. 34 6. LITERATURVERZEICHNIS BASELIDES, K. (2000): Deutsche Mennoniten Kolonie Witmarsum Paraná, Brasilien: Gründung, Entwicklung und Gegenwart. DYCK, C. (1981): An introduction to Mennonite History. Scottdale, Pa. FRÖSCHLE, H. (1979): Die Deutschen in Lateinamerika. Schicksal und Leistung. Tübingen. GEERTZ, C. (1987): Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt a. M. GERLACH, H. (1980): Bildband zur Geschichte der Mennoniten. Uelzen-Oldenstadt, S. 5) HACK, H. (1961): Die Kolonisation der Mennoniten im paraguayischen Chaco, Amsterdam KAPPELER, A. (1993): Russland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. München. KLASSEN, P. (1995): Mennoniten in Brasilien. Band 1: Rio Alto Krauel und Stoltzplateau in Santa Catarina. Bolanden-Weiherhof. KLASSEN, P. (1995): Mennoniten in Brasilien. Band 2: Siedlungen Gruppen und Gemeinder in der Zerstreuung. Bolanden-Weiherhof. NIKKEL, M.; KLIEWER, H. (1991): Witmarsum em quatro décadas 1951-1991. Kugler Artes Gráficas Ltda. PAULS JR., P. (1976): Witmarsum in Paraná. Witmarsum. PAULS, P. (1980): Mennoniten in Brasilien: Gedenkschrift zum 50 Jahr-Jubiläum ihrer Einwanderung 1930-1980. Curitiba. PENNER, H. (1955): Weltweite Bruderschaft. Ein mennonitisches Geschichtsbuch. Karlsruhe. SAHR, W.-D.; C.L. LÖWEN SAHR (2000): Menonitas brasileiros às margens do mundo nacional: um estudo de geografia social e cultural. In: Rae’Ga. Curitiba. SAHR, Wolf-Dietrich (2004): Der Anker des Glaubens in entankerter Welt – Deutschsprachige Mennoniten zwischen Globalisierung und Nationalstaat. In: Ber. Z. dt. Landeskunde (Hrsg.) Bd. 78, H. 2. Flensburg. S. 231-249. SIEMENS DÜCK, E. (2005): Witmarsum, uma comunidade trilíngüe: Plautdietsch, Hochdeutsch e Português. Curitiba. URRY, J. (1989): None but Saints: The transformation of Mennonites in Russia, 1789-1889. Winnipeg. WAIBEL, L. (1955): Die europäische Kolonisation Südbrasiliens. Bonn (=Colloquium Geographicum, 4). 35 7. ANHANG 7.1 Witmarsums Hymne Text: Gustav Reimer und Benno Asseburg Melodie stammt aus Russland Auf Brasiliens grünen Auen, nah bei Curitiba rum, liegt, gar herrlich anzuschauen, unsere Siedlung Witmarsum. Die Bewohner sind Mennisten Uns sie geben viel darum, Dass auch alle Leute wüssten Von dem schönen Witmarsum. Unsere Furchen, die sind grade. Unsere Wege, die sind krumm. Doch das ist uns gar nicht schade In dem schönen Witmarsum. Kühe sind uns Glück und Ehre, Und sie machen viel gebrumm, Doch es brummen auch noch mehre In dem schönen Witmarsum. Wir verbrauchen, was wir haben, Und sind unsere Tage um, Wird versenkt man und begraben Im geliebten Witmarsum.70 70 Turismo em Witmarsum, online unter: URL: < http://www.acmpw.com.br/turismo/hino.htm> (13.03.2012) 36 7.2 Geographische Lage Witmarsum 71 71 Kartenmaterial von Google Maps 2012 © 37 8. EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG Hiermit erkläre ich, die vorliegende Arbeit ohne unerlaubte Hilfe, ohne andere als die angegebenen Hilfsmittel und selbständig angefertigt zu haben. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus Veröffentlichungen entnommen sind, habe ich als solche kenntlich gemacht. Darüber hinaus habe ich keine Arbeit mit ähnlichem Inhalt an anderer Stelle eingereicht. __________________ Nadine Hackemer 38