Berechnung und Simulation in der Wälzlagertechnik Dipl.-Ing. Jochen Sarfert INA-Sonderdruck aus „Konstruktion“ Special Antriebstechnik, April 2002 Springer VDI Verlag Düsseldorf Berechnung und Simulation in der Wälzlagertechnik Abstimmung von Wälzlager und Maschine in der Produktentwicklung Dipl.-Ing. Jochen Sarfert In der Antriebstechnik ist es wichtig, dass Wälzlager und Maschine frühzeitig im Entwicklungsprozess aufeinander abgestimmt werden. Neuzeitliche Berechnungs- und Simulationswerkzeuge aus der Wälzlagertechnik liefern hier einen wesentlichen Beitrag. Sie unterstützen den Konstrukteur bei der Beurteilung von Designvarianten und erläutern das Zusammenspiel von Bewegung und Lastübertragung. Ihre Anwendung und Leistungsfähigkeit wird anhand von ausgewählten Beispielen vorgestellt. Einleitung Der rasant wachsende Druck des globalen Wettbewerbs erzwingt immer kürzere Entwicklungszeiten und stellt höchste Qualitätsanforderungen im Produktentstehungsprozess. Vor diesem Hintergrund gilt es, die Einflussnahme und das Zusammenspiel aller am Prozess beteiligten Disziplinen aufeinander abzustimmen und zu optimieren. Eine besondere Rolle übernimmt hierbei die Berechnung und Simulation. Durch den konsequenten Einsatz dieser Instrumentarien bereits in der frühen Entwicklungsphase werden Produkteigenschaften am virtuellen Modell studiert und konstruktive Varianten schnell und kostengünstig beurteilt. Im angestrebten Idealfall folgt der rechnergestützten Voroptimierung ein Prototyp, der den Freigabetest am Prüfstand ohne weitere Iterationsschleifen besteht (Bild 1). Neben Zeitgewinn liefert dieses Vorgehen wertvolle Informationen über das Potenzial an Risiken und Verbesserungen, die rechtzeitig zur Steigerung der Produktqualität umgesetzt werden können. Auch in der Wälzlagertechnik werden derartige Simulationsverfahren erfolgreich eingesetzt (Bild 2). Ein Schwerpunkt liegt hierbei in der Abstimmung des Systemverhaltens Wälzlager/Maschine durch den Einsatz spezieller Auslegungsprogramme und Verfahren der Strukturmechanik. Für Detailoptimierungen und Grenzbetrachtungen gewinnen die Methoden der Kontaktmechanik sowie der dynamischen Simulation zunehmend Bedeutung. Die Anwendung dieser Verfahren und Methoden wird an ausgewählten Beispielen vorgestellt. Der richtige Ansatz für das richtige Werkzeug Die breite Produktpalette der Wälzlager – von den klassischen Vertretern der rota- Bild 1 2 tiven Lager bis zu den jüngeren Linearführungen – spiegelt das Spektrum der Anwendungen und den daraus abgeleiteten Anforderungen an die Berechnung wider. So müssen beispielsweise beim KfzGetriebe die unterschiedlichen Betriebszustände in der komplexen Welle-Lagerstruktur ebenso beherrscht werden wie die auf Steifigkeit und Präzision auszulegenden Linearführungen einer Werkzeugmaschine. Es scheint zunächst schwer vorstellbar, dass dieses von derart unterschiedlichen Ansprüchen geprägte Anforderungsprofil von nur einem Berechnungswerkzeug erfüllt werden kann. Bei genauer Analyse der Problemstellung wird aber klar, dass alle Fragestellungen zur richtigen Abstimmung von Wälzlager und Maschine auf die Basismethodik der Wälzlagerberechnung zurückgeführt werden können: 1. Berechnung der Lastverteilung, 2. Bestimmung der Tragsicherheit und der Lebensdauer. Einfluss der Simulation im Entwicklungsprozess Bild 2 Simulationswerkzeuge der Wälzlagertechnik in der Produktentwicklung Dieser einheitliche Ansatz ist ein idealer Ausgangspunkt für die Methoden- und Softwareentwickler. Sie nutzen dabei die Möglichkeiten des objektorientierten Designs, um aus gleichen Basisklassen unterschiedliche Ausprägungen zu generieren. Nach diesem Vorgehen entstand das Berechnungsprogramm BEARINX ® für die Analyse von wälzgelagerten Systemen [1, 2]. Am Beispiel einer Getriebemodellierung soll der Leistungsumfang aufgezeigt werden. Wälzlagertechnische Getriebeauslegung mit BEARINX® Die Berechnung beginnt mit der Modellierung. Hierzu liegen die Angaben des Getriebeherstellers vor. Im vorliegenden Fall handelt es sich um ein Windenergie- Bild 4 Bild 3 Beschreibung des Leistungsflusses in einem Windenergiegetriebe getriebe, bestehend aus einem einstufigen Planetensatz mit zwei nachgeschalteten Stirnradstufen. Im ersten Schritt analysieren wir den Leistungsfluss durch das Getriebe und teilen diesen dem Programm mit. Dies geschieht in einer eigens hierfür entwickelten Struktursprache, der sogenannten „Logischen Struktur“ (Bild 3), [3]. Hierbei stehen – ähnlich wie in der Regelungstechnik – spezielle Leistungsübertragungselemente wie z.B. Eingang, Wandlung, Verzweigung, Begrenzung und Ausgang zur Verfügung. Auf diese Weise lassen sich beliebige Getriebeanordnungen strukturiert abbilden. Programm-intern wird der Leistungsfluss in einem Gleichungssystem behandelt, dessen Lösung den mechanischen Zustand „Drehmoment, Drehzahl, statische Lasten“ aller an der Leistungsübertragung beteiligten Einheiten liefert. Im zweiten Schritt modellieren wir die elastische Gesamtstruktur (Bild 4). Hierzu zählt die Wellengeometrie ebenso wie die Nachgiebigkeiten der Lagerbohrungen, die wir über reduzierte Steifigkeitsmatrizen aus einer gesonderten FEM-Vorrechnung berücksichtigen können. Im dritten Schritt rufen wir die Lagerdaten aus einer Datenbank ab. Die Beschreibung umfasst alle Angaben zur inneren Geometrie und schließt die Profilgestaltung von Laufbahn und Wälzkörper ein. Die Lager-Außengeometrie der Planetenräder beschreiben wir als elastische Ringe, um die Wechselwirkung von Zahneingriff und Lagerabstützung realitätsnah zu ermitteln. Über weitere Eingaben erfassen wir spezielle Angaben zur Schmierung und Verunreinigung. Nach Abschluss der Eingabe wird die Berechnung gestartet. Vom Rechner wird jetzt das elastische Gesamtsystem unter Berücksichtigung aller Komponenten bis hin zum nichtlinearen Einzelkontakt aller Wälzkörper gelöst. In einem MonitorFenster können wir die einzelnen Schritte des iterativen Rechenprozesses verfolgen. Im vorerst letzten Schritt überprüfen wir die Ergebnisse und werten sie aus. Unser Augenmerk richten wir auch hier zunächst auf die Lastverteilung. Diese verfolgen wir von den Lastdaten der Getriebeelemente über die Spannungen und Verformungen Modellierung der elastischen Struktur 3 Bild 5 Darstellung der Ergebnisse der Wellensysteme bis ins Wälzlager und den Einzelkontakt (Bild 5). Ein Vergleich der berechneten Lebensdauer mit den Vorgaben zeigt uns schließlich, ob unsere Konstruktion den Anforderungen gerecht wird. Abschließend betrachten wir noch ein weiteres Leistungsmerkmal von BEARINX ® – die Parameteranalyse. Sie ist eine wertvolle Hilfe, wenn es darum geht, anhand von Sensitivitätsstudien Einflussgrößen zu identifizieren und zu optimieren. So wird im vorliegenden Beispiel die Auswirkung einer unsymmetrischen Lasteinleitung an der Planetenverzahnung auf die Tragfähigkeit der Lagerung untersucht (Bild 6). Aus den Schnittpunkten der Ergebnislinien mit dem Vorgabewert ergibt sich ein Fenster, das den zulässigen Bereich der Geometrieabweichungen begrenzt. Bild 6 Parameteranalyse am Zahneingriff Einheitliche Verfahren erleichtern die Bewertung Zu den BEARINX ®-Ergebnissen zählt die Lebensdauer mit der Bezeichnung Lnr. Es handelt sich hierbei um die neue Referenzlebensdauer nach dem Entwurf von Beiblatt 4 zur DIN ISO 281. Da diese Lebensdauer einen wichtigen Schritt zur einheitlichen Lagerbewertung darstellt und die Berechnung auch im FVA-Programm RIKOR implementiert wird, soll näher darauf eingegangen werden. Wie ein historischer Rückblick belegt, bauen alle bis heute standardisierten Verfahren zur Berechnung der Wälzlager-Lebensdauer auf der Basisgleichung von Lundberg und Palmgren aus dem Jahre 1947 auf. Aus dem Ansatz für die Ausfallwahrscheinlichkeit und einer idealisierten Annahme für die Lastverteilung im Lager folgt die einfach handhabbare Formel für die nominelle Ermüdungslebensdauer L10. 1 ln S = t oc e ·N · C L10 = 1P 2 p V yzoh Die Einflüsse von Werkstoff und Schmierung wurden seit 1977 über die modifizierte Lebensdauer mit den Faktoren a2 und a3 berücksichtigt. Lna = a1 · a2 · a3 · L10 Da erkannt wurde, dass die Einflüsse nicht unabhängig voneinander sind, setzte sich in der Praxis der gemeinsame Faktor a23 durch. Lna = a1 · a23 · L10 1985 veröffentlichten Ioannides und Harris [4] eine wesentliche Erweiterung der Theorie. Sie führten eine Ermüdungsgrenze des Werkstoffes sowie eine diskretisierte Betrachtung des beanspruchten Volumens ein. c 1 ln S = N e · e 31s – su2 y z h4 · dV Mit dieser Erweiterung ist es heute möglich, alle beanspruchungsrelevanten Einflüsse wie z.B. Oberflächenrauigkeiten, Schmutzpartikel oder Eigenspannungen über die hierdurch verursachten lokalen Spannungen im Lebensdauermodell zu berücksichtigen. Der formale Rahmen für eine praktische Anwendung dieser Systembetrachtung wurde nach internationaler Einigung 1999 im Amendement 2 zur ISO 281 veröffentlicht. Lnm = a1 · axyz · L10 Bild 7 4 Die neue Referenzlebensdauer nach DIN ISO 281 Bl. 4 (E) Bild 8 Automatisch generierte Modelle für Drehverbindungen Ausgehend von dieser allgemeinen Vorgabe wurden in dem zuständigen nationalen DIN-Arbeitskreis zwei konkretisierte Verfahren zur Lebensdauer formuliert und als Entwürfe vorgestellt [5, 6]. Das Beiblatt 1 zu DIN ISO 281 behandelt ein vereinfachtes Näherungsverfahren, Lnm = a1 · aDIN · L10 während das Beiblatt 4 den Rechenalgorithmus für die Ermittlung der Lebensdauer eines allgemein räumlich belasteten Wälzlagers beschreibt. Lnr = f (Schmierung, Verunreinigung, Ermüdungsgrenze, Lastverteilung) Dieses Verfahren ist in die Punkte „Lastverteilung“ und „Lebensdauer“ gegliedert und kann somit einfach in das übliche Konzept für ein Rechenprogramm zur Wälzlageranalyse integriert werden. Im Einzelnen enthält das Beiblatt wichtige Vereinbarungen zur Modellierung des Wälzlagers als elastisches Ersatzsystem. So wird beispielsweise für die Linienberührung neben der Federgleichung auch ein Scheibenmodell zur Berücksichtigung von Verkippungen der Laufbahnen und Profilierungen am Wälzkörper beschrieben. Das Kapitel „Lebensdauer“ enthält eine Anleitung zur Umsetzung der Lastverteilung in eine Lebensdauer. Dabei werden die im Faktor aDIN zusammengefassten Einflüsse aus Schmierung und Verunreinigung bereits im Einzelkontakt berücksichtigt (Bild 7). Bild 9 Ergebnisse einer Anwendungsberechnung Das im DIN-Entwurf vorgestellte Verfahren bildet somit eine geeignete Grundlage, die Ergebnisse aus unterschiedlichen Berechnungsprogrammen künftig vergleichbar zu bewerten. Finite-Elemente-Methode für den Alltag der Wälzlagerberatung Die meisten Anwendungsfälle in der Wälzlagerpraxis können mit leistungsfähigen Programmen wie dem vorgestellten BEARINX ® berechnet werden. Es gibt aber auch Ausnahmen, bei denen die Komplexität der Lagerumgebung den Einsatz der Finite-Elemente-Methode erfordert. Ein typisches Anwendungsgebiet hierfür sind die Drehverbindungen, bei denen die Lagerringe über Schrauben mit den Anschlussbauteilen verbunden sind. Für den Nachweis der Tragfähigkeit muss somit neben der Lastverteilung im Lager auch die Beanspruchung der Schrauben ermittelt werden. Auf der Suche nach einem geeigneten Lösungsansatz standen zwei Forderungen im Blickpunkt: 1. ein hinreichend genaues Berechnungsmodell und 2. die Berechnung soll am Arbeitsplatz eines Beratungsingenieurs ohne FEM-Expertenwissen durchgeführt werden können. Im vorliegenden Fall fiel die Wahl auf eine Kombination: 1. Für die Berechnung wurden – abgestimmt auf die begrenzt vorhandenen Geometrievarianten – parametrisierte FEM-Modelle entwickelt (Bild 8). 2. Die Benutzerschnittstelle wurde in BEARINX ® integriert. Der komplette Eingabedatensatz für die Geometrieerzeugung wird mit allen erforderlichen Randbedingungen im XMLFormat an das FEM-Modul übergeben. Im vorliegenden Fall handelt es sich um das Programm ABAQUS/CAE. Innerhalb der FEM-Umgebung steuert ein Skript die automatische Generierung der FEMStruktur und die Weitergabe an den FEMSolver. Die im Postprocessing aufbereiteten Ergebnisse können ähnlich wie die Eingabe über eine XML-Datei ausgeleitet und mit BEARINX ® visualisiert werden (Bild 9). Der Beratungsingenieur braucht dabei seine gewohnte Umgebung nicht zu verlassen. Er kann seinen Kunden somit bereits im frühen Stadium der Entwicklung mit einer hochwertigen FEM-Analyse bei der Auslegung unterstützen. Auf diese Weise entfallen Wartezeiten, die bei der Beauftragung von Berechnungsexperten entstehen können. 5 Bild 10 Numerisch generierte Oberflächen Mischreibung wird berechenbar Neuzeitliche Methoden für die Lebensdauerberechnung, wie z.B. nach dem Modell von Ioannides und Harris, bauen darauf auf, dass die Verteilung der Spannung im Mikro-Bereich des Wälzkontaktes und des angrenzenden Volumens genau bekannt ist. Vor diesem Hintergrund wurden Modelle entwickelt, die das Tragverhalten unter dem wechselseitigen Einfluss von Oberflächenrauigkeit und Schmierfilmentlastung beschreiben. Mit dem hier vorgestellten Verfahren lassen sich sowohl real vermessene als auch numerisch erzeugte Oberflächen untersuchen (Bild 10) [8]. Es berücksichtigt ein elastisch-plastisches Materialverhalten der Kontaktflächen, ein Nicht-Newtonsches Verhalten des Schmierstoffes sowie Gleitschlupf und thermische Effekte. Beim Lösungsansatz wird zwischen dem Traganteil des „trockenen rauen“ Kontaktes und dem EHD-Anteil des verbliebenen „glatten“ Kontaktes unterschieden. Die Summe beider Anteile steht über die Spalthöhe im Gleichgewicht mit der äußeren Kontaktlast. Ein nach diesem Verfahren berechneter Pressungsverlauf weicht je nach Lasthorizont deutlich von der Idealverteilung der glatten Oberfläche ab (Bild 11). Als Folge der Spannungsspitzen entstehen dicht unter der Oberfläche lokale Spannungsmaxima. Analog verlagert sich damit der Ort höchster Ausfallgefährdung aus 6 Bild 11 Spannungen im Kontakt der Mischreibung dem Volumen hin zur Oberfläche. Für eine wälzlagertechnische Beurteilung werden die Ergebnisse der Spannungsberechnung anhand des allgemeinen Ansatzes von Ioannides und Harris über alle Volumenelemente ausgewertet und zusammengefasst. So ist es beispielsweise möglich, die Auswirkung von Rauheiten mit unterschiedlicher statistischer Verteilung zu untersuchen (Bild 12). Die Ergebnisse geben den Hinweis, dass die Profile mit einer unsymmetrischen Verteilung besser abschneiden als die gaußverteilten. Deutlich zu erkennen ist auch, dass mit zunehmender Pressung der Einfluss der Rauheit abnimmt. Im Bereich oberhalb 2000 MPa ist der Lebensdauerkennwert der beiden untersuchten Profile nahezu gleich. Das Modell bestätigt und erklärt viele Beobachtungen aus der Praxis. Es liefert aber insbesondere wertvolle Anregungen für weitere Verbesserungen der Oberflächengestaltung. Das Lager dreht sich Die Mehrzahl der klassischen Lagerberechnungen beschränkt sich auf eine statische Betrachtung. Es gibt aber noch viele Fragen, die hiermit nicht ausreichend beantwortet werden können. So interessiert z.B. die Vorhersage des Reibmomentes in einer Planetenradlagerung ebenso wie die Vermeidung von kritischen Schlupfzuständen im Hochlauf. Die Antwort auf diese und ähnliche Fragestellungen kann hier nur eine dynamische Simulation der Bewegungsabläufe aller an der Lastübertragung beteiligten Komponenten liefern. Zu diesem Zweck wurden unterschiedliche Modelle entwickelt. Während bei der 1. Generation die Prozessorleistung der Computer eine 2-D-Beschränkung auferlegte, werden heute räumliche Modelle mit allen Freiheitsgraden eingesetzt. Ein Beispiel hierfür ist das Simulationsprogramm „Caba3D“ mit folgenden Leistungsmerkmalen: • Simulation sämtlicher Wälzlagerarten • geführte Bewegungen (z.B. Planetenradlager) • Berücksichtigung instationärer Betriebsbedingungen • Berechnung sämtlicher Kraft- und Bewegungsgrößen • Ermittlung von Reibmoment, Schlupfund Schädigungskennwerten. Für die Interpretation der Ergebnisse wird der Berechnungsingenieur durch eine komfortable 3-D-Visualisierung unterstützt. Er kann bestimmte Lagerkomponenten und Ergebnisse zielgerecht ein- oder ausblenden. Auf diese Weise verfolgt er beim Zylinderrollenlager z.B. den Kontakt Rolle/ Laufbahn sowie Rolle/Bord während der Drehung des Lagers oder er prüft die dynamische Lastverteilung eines verkippten Lagers (Bild 13). Bild 12 Lebensdauervergleich für Oberflächenvarianten Die dynamische Simulation von Wälzlagern ist extrem rechenintensiv und wird heute in der Regel vom Berechnungsspezialisten durchgeführt. Die Entwicklung zu einer breiten Anwendung ist jedoch vorbereitet. Sie wird entscheidend vom Leistungszuwachs der Prozessoren bestimmt. Fazit und Ausblick Die vorgestellten Verfahren zur Berechnung und Simulation in der Wälzlagertechnik sind geeignet, frühzeitig im Prozess der Produktentwicklung wertvolle Informationen über die Abstimmung von Wälzlager und Maschine zu erhalten. Sie unterstützen den Konstrukteur bei der Vorauswahl der Lagerung und bereiten den Weg für einen erfolgreichen Prototyp. Der Test auf dem Prüfstand bleibt aber Bild 13 3-D-Simulation eines belasteten Lagers (verkippt) weiterhin unverzichtbar. Im fortschreitenden Prozess übernimmt er die Aufgabe der Absicherung bis zur Freigabe. Ein Ziel der künftigen Modellentwicklung wird es sein, die höherwertigen Verfahren zur Ermittlung der Lastverteilung und Beanspruchung im Wälzlager in einem System zu vereinen. Dabei wird die dynamische Simulation den Taktgeber für die Submodelle der Struktur- und Kontaktmechanik spielen. Abgestimmt auf die Leistung der Computerprozessoren entsteht so eine neue Generation von Simulationswerkzeugen, mit denen der Berechnungszyklus „Lastverteilung – Ermüdungslebensdauer“ um die Komponenten „Reibung und Gebrauchsdauer“ ergänzt wird. Literaturverzeichnis [1] Sarfert, J.: Berechnungsservice rund um das Wälzlager. Antriebstechnik 38(1999), Nr. 4 [2] Klee, S.: Detaillierte Analyse kompletter Wälzlagerungen von Getrieben. Antriebstechnisches Kolloquium, 29.-30. Mai, Aachen, 2001 [3] Führmann, J.: Berechnung von Getriebelagerungen nach einer allgemeinen Strukturmethode. VDI-Berichte Nr. 261, S. 101-110, 1976, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf [4] Ioannides, E.; Harris, T.A.: A New Fatigue Life Model for Rolling Bearings. ASME Journal of Tribology, 107, pp. 367-378, 1985 [5] Dynamische Tragzahlen und nominelle Lebensdauer – Lebensdauerbeiwert aDIN und Berechnung der erweiterten modifizierten nominellen Lebensdauer. DIN ISO 281, Beiblatt 1 (E), Dezember 2000 [6] Dynamische Tragzahlen und nominelle Lebensdauer – Verfahren zur Berechnung der modifizierten Referenzlebensdauer. DIN ISO 281, Beiblatt 4 (E), Dezember 2000 [7] Binderszewsky, J., Frenk, A.: Ein Simulationssystem für Drehverbindungen. ABAQUS Anwendertreffen 2001, Freiburg [8] Bakolas, V., Mihalidis, A.: Analysis of rough line contacts operating under mixed EHL conditions. 2nd World Tribology Congress, Sep. 3-7, Vienna, 2001 Autor: Dipl.-Ing. Jochen Sarfert ist Leiter der Technischen Berechnung bei der INA-Schaeffler KG in Herzogenaurach 7 91072 Herzogenaurach Telefon (0 91 32) 82-0 Telefax (0 91 32) 82-49 50 www.ina.com Sach-Nr. 013-070-118/BER D-D 02031 ● · Printed in Germany INA-Schaeffler KG